Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
davon. Erst da fiel Ben auf, dass der Mann nun auch eine kugelsichere Weste
     angelegt hatte. Widerwillig gehorchte er und entfernte sich Richtung Wohnwagen, konnte sich aber nicht dazu bewegen, wieder
     hineinzugehen. Er beobachtete, wie Greene durch das Tor zu O’Donnell ging, der im Schutz einer geöffneten Tür des Land Rovers
     stand. Ein paar andere Polizisten kauerten vor der Barrikade, hinter der das Bürogebäude lag. Ben sah, wie Greene etwas an
     den Mund hob.
    «JOHN COLE.»
    Als die verstärkte Stimme durch die Nacht dröhnte, zuckte Ben zusammen. Das Echo hing in der kalten Luft und wurde langsam
     leiser.
Cole-ole-ole.
    «SIND SIE DORT, JOHN? HIER SPRICHT DIE POLIZEI.   NIEMAND WIRD IHNEN ETWAS TUN.   WIR WOLLEN NUR MIT IHNEN REDEN.»
    Reden-eden-eden.
Das Echo erstarb. Es kam keine Antwort. Die Autowracks ragten wie ausgeweidete mechanische Kadaver über den Polizisten auf.
     Der Vermittler versuchte es erneut. Hin und wieder hielt er inne und wartete auf eine Reaktion, auf ein Lebenszeichen, ehe
     er mit fester, ruhiger Stimme und einer anderen Formulierung fortfuhr. Der |391| dunkle Schrottplatz saugte seine Worte auf und blieb eine Reaktion schuldig. Ben schlang seine Arme um sich.
Bitte,
Gott.
    Greene und O’Donnell berieten sich. Ben konnte sie ins Funkgerät sprechen sehen, vermutlich informierten sie den Superintendent
     im Wohnwagen. Er hätte am liebsten geschrien. Wie als Antwort darauf kam Bewegung in die Gruppe am Wagen. Zwei Beamte machten
     sich daran, vorsichtig die Barrikade zu erklimmen. Ben konnte ein metallisches Quietschen hören, als die Motorhauben und Dächer
     unter ihrem Gewicht ins Schwanken gerieten. Die Autowracks wackelten gefährlich, aber schließlich hatten es die Polizisten
     nach oben geschafft.
    Der donnernde Knall vom Büro wurde beinahe von einem Lärm übertönt, der klang, als würden Hagelkörner auf ein Blechdach prasseln.
     Einer der Polizisten auf der Barrikade schrie auf, dann stürzten beide in einem heillosen Durcheinander hinab. Die oberen
     Autowracks verrutschten quietschend und krachten mit einem entsetzlichen Schlag zu Boden. Ben sah, wie die unten wartenden
     Polizisten auseinanderstoben, als die gesamte Barrikade in sich zusammenbrach. Sie brüllten und liefen umher, und über all
     dem Chaos krachte immer wieder die Schrotflinte.
«Weg, weg,
weg!»,
rief jemand, und in seinem Schock spürte Ben eine ungeheure Erleichterung, weil Cole noch am Leben war und weil das bedeutete,
     dass auch Jacob lebte.
    «Gott sei Dank», sagte er, ohne sich darum zu scheren, dass er weinte. «Gott sei Dank.»
    Doch seine Erleichterung wich schnell einer Beschämung, als er sah, wie die Verletzten vom Hof und in Sicherheit getragen
     wurden. Es waren nicht nur die zwei Männer, die auf der Barrikade gewesen waren, sondern auch andere, |392| die von den herabstürzenden Autowracks getroffen worden waren. Er hörte die verzweifelten Rufe nach Sanitätern, während die
     blutenden, stöhnenden und bewusstlosen Gestalten abseits des Tores abgelegt wurden, er hörte die Schreie, dass noch jemand
     eingeklemmt war. Das Gesicht eines Mannes war eine glänzende schwarze Maske, in der sich das Licht der Streifenwagen spiegelte,
     als er hinausgeschleppt wurde. Ben beobachtete, wie er auf den Boden gelegt und ihm die Schutzweste, die sich als nutzlos
     erwiesen hatte, abgestreift wurde, um damit seinen Kopf abzustützen. Die Sirenen der vorfahrenden Krankenwagen ertönten, Sanitäter
     sprangen heraus. Im Hintergrund konnte er Greenes Stimme durch das Megaphon hören. Wie in Trance begann er loszugehen, durch
     die verletzten Polizisten hindurch, angetrieben nur von dem dringenden Bedürfnis, dieser Katastrophe ein Ende zu setzen. Da
     hielt ihn jemand grob zurück.
    «Was haben Sie hier zu suchen, verdammte Scheiße? Zurück, aber sofort!»
    Das Gesicht des Polizisten war vor Wut und Angst verzerrt. Ben spürte den Speichel des Mannes auf seinen Wangen.
    «Ich muss mit Inspector Gr   ...»
    «Sind Sie taub? Weg hier, habe ich gesagt!»
    Der Polizist packte ihn und schob ihn weg. Ben konnte den Vermittler hinter der offenen Tür des Land Rovers stehen sehen,
     eingerahmt von den herabgestürzten Autowracks. «Greene!
Greene!
», schrie er, während er zurückgestoßen wurde. Der Vermittler drehte sich und sah ihn, schien zu zögern und kam dann gebückt
     und schlurfend zu ihm gelaufen. Sein Gesicht sah abgespannt aus.
    «Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen aus dem Weg

Weitere Kostenlose Bücher