Obsession
wir das Tor aufgekriegt haben, werden wir sehen, wie die Situation drinnen ist. Wenn Cole und sein Sohn dort sind, werden
wir versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Wir bringen ihn zum Reden, finden heraus, was er will, beruhigen ihn.»
Ben dachte an die Ungeduld des Superintendent. «Sie werden aber nicht geradewegs reinstürmen, oder?»
Greene schien seine Gedanken zu lesen. «Das Letzte, was wir wollen, ist eine Konfrontation. Meistens muss man bei |388| solchen Situationen einfach abwarten.» Er lächelte ihn wieder an. «Keine Sorge. Wir wissen, was wir tun.»
Cole auch, dachte Ben, sagte aber nichts.
Der Vermittler verschwand. Ben wartete, hielt es bald nicht mehr aus und ging zur Tür. Niemand hielt ihn davon ab, den Wohnwagen
zu verlassen. Die leitenden Polizeibeamten sah er vor einem Wagen stehen. Bei ihnen war der Schrotthändler, der sich nur einen
Mantel über seinen Schlafanzug geworfen hatte. Sein Bauch spannte den Stoff wie bei einer Schwangeren. Er sah verwirrt und
ängstlich aus, während er die Fragen der Polizisten beantwortete.
Schließlich wurde er weggeführt. Sergeant O’Donnell, der Leiter des Einsatzkommandos, eilte zu einer Gruppe Polizisten, die
sich hinter einem weißen Land Rover versammelt hatten. Der Superintendent, der Vermittler und Norris kamen zum Wohnwagen zurück.
Ben trat einen Schritt zur Seite, aber die drei nahmen keine Notiz von ihm, als sie hineingingen.
Ben zitterte und merkte, wie kalt ihm war. Er schaute an sich hinab und sah, dass seine Jacke offen war. Er machte den Reißverschluss
zu und klappte den Kragen hoch. Aber sein Körper war bereits so ausgekühlt, dass er im ersten Moment kaum einen Unterschied
spürte. Seine Haut war eiskalt und gefühllos.
Drüben beim Tor rührte sich etwas. Zwei Polizisten mit Helmen und kugelsicheren Westen liefen gebeugt darauf zu. Andere richteten
ihre Gewehre auf die Oberkante der Mauer. Die zwei Männer hantierten am Schloss herum, dann schwenkten die beiden Torflügel
auf. Der Land Rover sprang brummend an, fuhr langsam auf den Eingang zu und blieb stehen. Die Scheinwerfer leuchteten in den
dunklen Schrottplatz, aber Ben konnte aus seiner Position nicht |389| hineinschauen. Bewaffnete Polizisten verschwanden durch das Tor, schwarze Gestalten, die nur kurz von den Lichtern des Wagens
angestrahlt wurden. Ben konnte das Knistern von Funkgeräten und einzelne Wortfetzen hören. Nach einem Moment fuhr der Land
Rover langsam hinein.
Er konnte es nicht ertragen. Als er vom Wohnwagen wegschlich, rechnete er ständig damit, dass jemand rufen und ihn aufhalten
würde, doch nichts geschah. Er musste nicht weit gehen, um durch das offene Tor zu schauen.
Cole war nicht untätig gewesen. Der Land Rover hatte gleich wieder stehenbleiben müssen. Die Scheinwerfer und der Strahler
auf seinem Dach tauchten den Bereich hinter dem Tor in ein grelles weißes Licht. Darin konnte Ben sehen, dass der zu dem Bürogebäude
führende Weg mit Autowracks versperrt worden war. Sie waren zwischen den akkuraten Stapeln auf beiden Seiten in drei oder
vier Schichten hastig übereinandergehäuft worden. Über den Wracks war der Ausleger des Krans zu sehen. Dahinter konnte er
gerade noch das dunkle Bürogebäude erkennen.
Die Polizisten, die den Schrottplatz betreten hatten, machten keine Anstalten, die Barrikade zu erklimmen. Für eine Weile
schien alles stillzustehen. Dann ging die Tür des Wohnwagens auf, und der Vermittler kam heraus. Er wäre an Ben vorbeigelaufen,
wenn der ihn nicht angesprochen hätte.
«Was ist los?»
Greene schaute ihn erschrocken an. «Gehen Sie bitte zurück in den Wohnwagen, Mr. Murray. Dieser Bereich ist noch nicht gesichert.»
«Ich bleibe vom Tor weg, ich möchte nur wissen, was passiert. Bitte, sagen Sie mir, ob Ihre Kollegen etwas gefunden haben!»
Der Vermittler schien eine Entscheidung zu treffen. |390| «Noch nicht. Er hat sich verbarrikadiert, und wir konnten ihn nicht über das Telefon des Schrottplatzes erreichen. Entweder
ignoriert er es, oder ... oder er kann es nicht hören.»
Ben war sein Zögern nicht entgangen, und er wusste, was es bedeutete. «Was haben Sie jetzt vor?», fragte er mit unsicherer
Stimme.
«Wir müssen versuchen, auf andere Weise mit ihm Kontakt aufzunehmen. Aber bitte, Mr. Murray, wenn Sie jetzt nicht zurück in den Wohnwagen gehen, muss ich Sie auffordern, den Bereich zu verlassen.»
Mit vor Konzentration verbissener Miene eilte er
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