Obsession
|385| der kalten Luft. Als er Ben sah, wandte er sich von dem anderen ab.
«Mr. Murray, ich glaube nicht ...»
«Sind sie drinnen? Geht es Jacob gut?»
Norris holte tief Luft, als wollte er etwas entgegnen, dann seufzte er auf. «Coles Wagen ist hier, deshalb vermuten wir, dass
er auf dem Hof ist. Mehr wissen wir nicht. Der Eigentümer ist mit einem Schlüssel für das Haupttor auf dem Weg hierher.»
«Können Sie nicht über die Mauer gehen?»
Der große Mann schaltete sich ein. «Sie ist mit Glasscherben und Stacheldraht gesichert. Ich werde niemanden dort rüberschicken,
wenn auf der anderen Seite jemand mit einer Schrotflinte warten könnte.»
Durch sein kurzgeschorenes blondes Haar schimmerte die Kopfhaut. Man konnte ihm deutlich ansehen, dass ihm die Anwesenheit
eines Zivilisten ein Dorn im Auge war.
«Das ist Sergeant O’Donnell», stellte Norris vor. «Er leitet das Sondereinsatzkommando. Und wenn ich Sie nun bitten dürfte,
wir haben eine Menge zu tun und ...»
«Wenn Cole dort drinnen ist, könnten Sie mich brauchen», sagte Ben schnell. «Ich kenne ihn.»
«Ich glaube nicht, dass ...»
«Bitte. Ich werde Ihnen nicht im Weg sein.»
Norris überlegte. «Ich werde dem Superintendent sagen, dass Sie hier sind. Vielleicht möchte er, dass der Vermittler mit Ihnen
spricht.»
Er stieg in den Wohnwagen. Sergeant O’Donnell marschierte ohne ein weiteres Wort davon. Nach einem Moment ging die Wohnwagentür
auf, und Norris winkte Ben herein.
Das Licht drinnen war grell, die Luft von Kaffee und Zigaretten verpestet. Der kleine Raum schien voller Aktivität zu |386| sein. Ein kräftiger Mann mit Schnurrbart und blutunterlaufenen Augen hockte mit einem fleischigen Oberschenkel auf der Ecke
eines Schreibtisches. Zwischen seinen dicken, gelb verfärbten Fingern brannte eine kleine Zigarre. Der Mann neben ihm hatte
sein rotblondes Haar wie eine Regenplane in Wimbledon zur Seite gekämmt, um seinen kahlen Schädel abzudecken. Beide trugen
keine Uniform und sahen müde und zerknittert aus.
«Mr. Murray», sagte Norris, «das sind Superintendent Bates und Detective Inspector Greene. Inspector Greene ist unser Vermittler,
er wird die Kommunikation mit Cole übernehmen. Vorausgesetzt, er ist dort», fügte er sarkastisch hinzu.
«Das ist er», sagte Ben.
Der Superintendent war der kräftige Mann. «Hoffen wir, dass Sie recht haben», sagte er mit der Miene eines Mannes, der ungern
zur frühen Stunde aus dem Schlaf gerissen wird. «Ken, schauen Sie bitte nach, wo der verdammte Eigentümer bleibt, ja? Er müsste
längst hier sein.»
Norris ging schnell hinaus. Der Mann, den er als Vermittler vorgestellt hatte, wandte sich an Ben. «Was können Sie uns über
Cole erzählen?»
Ben versuchte, seine Gedanken zu sammeln. «Äh, er ... er ist unausgeglichen. Unberechenbar. Gewalttätig, in sehr guter körperlicher Verfassung, abgesehen von seinem Bein. Er
wurde angeschossen, als er in der Army war. In Nordirland.»
Ein gereiztes Seufzen des Superintendent stoppte ihn. «Wir brauchen nicht seinen ganzen Lebenslauf. Wir wollen wissen, wie
er tickt, damit wir wissen, wie wir mit ihm umgehen müssen.» Er drückte seine Zigarre mit kaum verhohlener Ungeduld aus.
|387| Ben versuchte es erneut. «Er ist von seinem Sohn besessen. Nichts anderes interessiert ihn. Ich glaube ...» Die Worte fielen ihm schwer. «Ich glaube, er würde eher sich und seinen Sohn töten, als ihn sich wieder wegnehmen zu
lassen.»
Der Vermittler nickte ruhig. «Welche Beziehung haben Sie zu ihm? Glauben Sie, dass er auf Sie hören würde?»
Ben spürte, wie ihn die beiden erwartungsvoll anschauten. «Ich bin der Grund, warum er dort ist.»
Er berichtete ihnen so verständlich, wie er konnte, von seiner Rolle in Coles Wahnwelt. «Dann wird er also nicht gerade seine
Waffe aus dem Fenster werfen, wenn Sie ihn darum bitten, oder?», bemerkte der Superintendent, nachdem er fertig war. Greene
sah verärgert aus, entgegnete aber nichts. Die Wohnwagentür ging auf, und Norris steckte seinen Kopf herein.
«Entschuldigung, Sir. Der Eigentümer ist da.»
Der Superintendent hievte sich auf die Beine und ging hinaus. Der Vermittler schenkte Ben das erste freundliche Lächeln der
gesamten Nacht. «Sie können ruhig hier drinnen warten. Wir sagen Ihnen Bescheid, wenn etwas passiert.»
«Was geschieht jetzt?», fragte Ben. Nun, da gehandelt werden sollte, keimte seine Angst wieder auf.
«Wenn
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