Obsidian (German Edition)
Jahrhunderten noch beschäftigen wird“, erklärte Joaquim seinem Freund und Kollegen. Miguel grinste und ließ seine dicke Nase wackeln.
„ Also suchen wir in dem Tempel der Inschriften nach einem Versteck, in dem die Obsidiankugel auf uns wartet.“
„ Nur eine kurze, vielleicht dumme Frage“, warf Eric ein, „Wir reden hier doch von einem Tempel, den jeden Tag unzählige Leute besuchen und der sicherlich mehr als einmal erforscht worden ist, oder nicht?“
Joaquim wandte sich zu ihm.
„ Genau. Aber was wundert Dich daran? Den Eiffelturm besuchen im Jahr ein paar Millionen Leute und Barcelona ist auch nicht gerade ein Geheimtipp unter den interessanten Städten.“
Miguel mischte sich wieder ein.
„ Sonnenaufgang ist um 6 Uhr 50. Die Ausgrabungsstätte sperrt um 9 Uhr auf, ungefähr eine halbe Stunde vorher trudelt das Personal ein. Mein Vorschlag wäre, wir legen gleich los und suchen diese Obsidiankugel im Tempel. Dann ersparen wir uns lange Erklärungen, wenn wir erwischt werden sollten.“
Alle vier erhoben sich.
„ Na dann, ab zum letzten Stein auf unserem Weg zu Hunab Ku!“, meinte Monja.
Miguel ging voran durch den stockdunklen Wald. Auch mit ihren Nachtsichtgeräten war es für Monja und Eric nicht leicht ihm in diesem Gestrüpp zu folgen. Große und kleine Wurzeln ragten aus dem Boden, immer wieder waren seltsame Vogelstimmen zu hören und bei jedem Rascheln wollte Eric instinktiv zu seinem Messer greifen.
Wortlos gingen sie eine Viertelstunde lang hinter Miguel und Joaquim her, bis sie plötzlich zwischen den Bäumen vor ihnen gewaltige Bauwerke erkennen konnten. Einige Schritte später traten sie aus dem dicht bewaldeten Urwald ins Freie. Unmittelbar vor ihnen war eine, mehrere Meter breite, Steintreppe, die zu einer imposanten Anlage gehörte. Eric fiel als erstes der Turm auf, der in den Himmel ragte.
„ Mit etwas mehr Licht muss das hier richtig beeindruckend aussehen“, stellte er staunend fest.
„ Was Du hier siehst, wird der Palast genannt“, erklärte Monja, „Seine Bauzeit betrug rund 120 Jahre. Der Turm wurde nach Ansicht der Archäologen, wie schon erwähnt …“
„ Als Observatorium genutzt, ich weiß, Princesa“, beendet Eric ihren Satz.
„ Leider fehlt uns die Zeit für eine ausführliche Sightseeingtour“, ermunterte Joaquim sie zum Weitergehen.
„ Nicht nur die Zeit, etwas mehr Licht wäre vielleicht auch nett“, gab ihm Eric zurück.
Sie gingen an der Längsseite des rechteckigen Baus entlang, von dem sie nur einen ungefähren Eindruck gewinnen konnten, da ihre Nachtsichtbrillen das Bauwerk nicht sehr deutlich wahrnehmen ließen. Als sie um die Ecke bogen, war ein kleiner freier Platz zu erkennen. Nur wenige Meter entfernt stand das Ziel ihrer Reise.
„ Der Tempel der Inschriften.“, stellte Miguel die Pyramide vor.
In der Mitte der rechteckigen Stufenpyramide führte eine Treppe bis zu dem Tempel auf der obersten Plattform. Diese lag etwa zwanzig Meter über ihnen.
„ Meine Empfehlung wäre, die Nachsichtgeräte abzuschalten und mit den Taschenlampen den Weg hinauf zu gehen. Die Treppen sind uneben und zum Teil fehlen einige Stellen. Seid also bitte vorsichtig“, erklärte Joaquim und reichte Monja und Eric eine Stabtaschenlampe.
Langsam erklommen sie die Pyramide, Stufe für Stufe. Eric sah sich mehrere Male um, aber noch dominierte die Dunkelheit. Er konnte nicht einmal mit Gewissheit sagen, wo der Wald seinen Anfang nahm.
Auf der Dachplattform angekommen, leuchtete Miguel in das Innere des Tempels.
„ Hier seht ihr woher der Tempel seinen Namen bekommen hat, diese Wand mit den Maya-Inschriften.“ Er leuchtete zu einem spitz zulaufenden Bogen, hinter dem es steil bergab ging.
„ Und hier beginnt der Abstieg zu einer der bedeutendsten Entdeckungen in der Maya-Kultur.“
„ Die Grabplatte, nehme ich an“
„ Genau Eric. Nun, soviel zur bekannten Geschichte. Nun kommt die große Frage: Wo ist der Obsidianstein versteckt?“
Zu viert leuchteten sie jede Stelle des Tempels aus, studierten die Maya-Inschriften und tasten die Wände sorgfältig ab.
„ Was genau suchen wir eigentlich? Es wird wohl kaum so einfach sein, dass sich hier ein Druckknopf versteckt oder ein Hebel auf uns wartet.“ Eric konnte es sich nicht vorstellen, dass sie hier richtig waren.
„ Es fehlt uns ein Hinweis, wo genau wir suchen sollen. Aber der Verfasser des Textes sollte das Grab bewachen. Vielleicht finden wir in der Grabkammer etwas“, schlug Monja
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