Obsidian (German Edition)
Sehenswürdigkeit, die wir verunstalten“, kommentierte Eric die Situation.
Bei ihrem nächsten Stoß glitt Monjas Messer in ein Loch.
„ Bingo! Meine Freunde, ich glaube, wir haben hier etwas gefunden“, meinte sie triumphierend.
Sofort kam Miguel und half ihr, das Loch zu vergrößern. Joaquim und Eric leuchteten ihnen mit ihren Taschenlampen auf das immer größer werdende Loch.
Kurz darauf trat Miguel zur Seite.
„ Seht selbst und staunt.“
Monja und Eric traten vor und blickten in die freigeschlagene Öffnung. Sie hatten ein Loch von knapp zwanzig Zentimeter Durchmesser freigeschlagen. Dahinter war eine Nische zu erkennen, etwas tiefer als eine Handbreite. Auf einem steinernen Sockel stand ein kleiner, goldener Dreifuß. Dieser trug auf seiner runden Umfassung eine Obsidiankugel. Sie war unscheinbar und hatte gerade einmal vier, fünf Zentimeter im Durchmesser.
„ Okay … hat irgendjemand außer mir auch etwas mehr erwartet, als dieses kleine Ding hier?“, meinte Eric fast hämisch.
Monja griff in das Loch, aber sofort sprang Miguels Hand vor und packte sie fest am Handgelenk.
„ Moment, wer weiß, ob es nicht irgendwelche Fallen hier gibt.“
Monja zog die Hand zurück und blickte Miguel leicht verärgert an.
„ Was für Fallen denn, Freundchen?“
„ Hast Du denn nie Indiana Jones gesehen, Princesa?“
Nun blickte Monja Eric verärgert an.
„ Das ist kein Film hier, oder? Wollt ihr hier stehen bleiben und die Kugel nur ansehen, oder …“
Joaquim schob sie zur Seite und griff hinein. Mit der Kugel in der Hand zog er den Arm wieder heraus.
„ Genug geredet“, meinte er nur lapidar.
Im nächsten Moment war ein lautes Kreischen zu hören. Alle vier zuckten zusammen und rissen die Köpfe zum Ausgang. Die nächsten Sekunden verhielten sie sich alle ruhig und lauschten. Eric kamen Bilder von diversen Kinofilmen in den Sinn, alle mit versteckten, tödlichen Fallen. Aber nichts geschah. Dennoch hatte er wieder ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend. Er versuchte, seine Gedanken zu verdrängen und sich zu beruhigen.
Joaquim öffnete die Hand und hielt ihnen die kleine Obsidiankugel vor die Nasen.
„ Ein Brüllaffe ist munter geworden. Diese Tiere werden uns wohl kaum gefährlich werden. Wenn wir alles richtig verstanden haben, dann haben wir nun alle Steine und können uns auf den Weg zu dem sagenumwobenen Tempel machen.“
Sie folgten Miguel die steilen, rutschigen Stiegen aus der Grabkammer hinauf und kamen unbeschadet im Tempel an.
Joaquim lehnte sich gegen die Wand neben den Inschriften und holte sich eine Zigarette hervor.
„ Mein Jeep steht schon bereit“, erklärte Miguel, „Wir werden uns auf direktem Weg nach Chichen Itza begeben. Dort wartet ebenfalls ein kleiner unterirdischer Spaziergang auf uns, doch dieses Mal weiß ich ziemlich genau, wohin wir müssen.“
Er holte seine Halskette mit dem Haab-Kalender er Maya unter seinem Shirt hervor und präsentierte sie Monja und Eric.
„ Was mir aber noch nicht ganz einleuchtet sind die Zeichen auf den Obsidiansteinen. Jeder Stein hat ein Zeichen von dem Haab-Kalender der Mayas und eine Abbildung einer Gottheit. Nur die Obsidiankugel ist ohne Gravierung.“
„ Was sollten wir in Chichen Itza finden?“, fragte Eric.
„ Es soll in einem unterirdischen Tempel eine Karte geben, die mithilfe der Schlüsselsteine den Tempel des Hunab Ku freigibt. Das waren Deine Worte, mein Schatz“, zitierte Monja.
„ Dieser Tempel ist unter der großen Pyramide. Es ist weithin bekannt …“ Miguel wurde von Monja unterbrochen:
„ Dass die Pyramide des Kukulcán über einem Vorgängertempel gebaut wurde. Übrigens, Kukulcán ist das Maya-Wort für Quetzalcoatl, einer Gottheit der Maya und auch anderer mesoamerikanischer Völker. Die innere Pyramide hat, so wie die große, bekannte Pyramide, neun Stufen, aber nur eine Treppe, die zu einem Tempel mit zwei Räumen führt. In einem Raum fand man eine toltekische Chac Mool Figur, die aus ungeklärten Gründen in dem Tempel gelassen wurde, als man ihn überbaute.“
„ Chac wer?“, warf Eric ein.
„ Chac Mool, das heißt so viel wie roter oder großer Jaguar“, plauderte Monja lächelnd weiter. Es gefiel ihr, ihr Wissen preisgeben zu können, das war jeden ersichtlich.
„ Diese Skulptur sieht aus, wie eine menschliche Person, die mit angezogenen Beinen am Rücken liegt, den Kopf zur Seite gedreht und sich auf den Ellbogen abstützt. Der Bauch der Figur diente entweder zum
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