Obsidian (German Edition)
Dir doch klar, oder?“
„ Das kannst Du aber nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, Eric. Wie …“
Miguel drehte sich zu ihnen um.
„ Entschuldigung, dass ich mir erlaube, mich einzumischen. Aber wäre es zu viel verlangt, wenn ihr uns nur ein klein bisschen aufklären würdet?“
Monja und Eric grinsten ihn an.
„ Eric und mir ist klar geworden, wo der zweite Stein sich befinden sollte. Das einzige Problem an der Sache ist, es dürfte etwas schwierig sein, diesen Stein zu holen.“
„ Warum?“, wollte Miguel wissen.
„ Weil wir dazu am Eiffelturm herumklettern müssten“, antwortete Eric.
Zurück in Paris fuhren Monja und Eric mit in die Wohnung der zwei Mexikaner. Inzwischen war es später Nachmittag geworden.
Sie saßen um den massiven Wohnzimmertisch, auf dem Monja die Unterlagen ihres Vaters und nun auch die Kopie des Briefes von Cuvier an Gaudi ausgebreitet hatte. Monja und Eric hatten inzwischen ihre Freunde aufgeklärt, wo ihrer Vermutung nach, der Obsidianstein versteckt war. Die Namen auf dem Eiffelturm, speziell der Name Cuvier, musste das Versteck sein, da waren sie sich beide sicher. Dazu passend, erwähnte Monja, dass es wohl kein Zufall war, dass auf der Ansichtskarte das ‚I‘ großgeschrieben war.
Außerdem zeigte sie Miguel und Jose zum ersten Mal den Obsidianstein, den sie in Wien gefunden hatten.
Miguel nahm ihn ehrfürchtig in die Hand und begutachtete ihn ganz genau.
„ Das ist Kukulcán, die gefiederte Schlange“, erklärte Miguel ihnen, „Der Maya-Gott der Reinkarnation. Ihr kennt sicher die Pyramide von Chichen Itza, sie wird auch Pyramide des Kukulcán genannt. Eine andere Bezeichnung für diese Gottheit ist Quetzalcóatl, eher bekannt bei den Azteken. In Teotihuacán, nahe Mexiko City findet man einen, ihm geweihten, Tempel. Das zweite Zeichen stammt aus dem Maya-Kalender, dem sogenannten Haab.“
Miguel holte eine Halskette unter seinem Shirt hervor, nahm sie ab und zeigte sie ihnen.
„ Es steht für den vierte Monat, Zotz, Stolz“, erklärte er weiter. Monja zog den spanischen Text hervor, den Eric ihr in Wien schon vorgelesen hatte und auf dem zwei Zeichen abgebildet waren. Eines davon sah aus, wie der Maya-Kalender.
Miguel konnte ihr auch das zweite Zeichen erklären.
„ Das Zeichen von Hunab Ku, die höchste Gottheit. Gottheit über den Göttern, so wird sie auch genannt. Wenn Dein Vater recht haben sollte, wäre der verschollene Tempel wohl dieser Gottheit geweiht.“
Ohne ein Wort zu sagen, stand Jose auf und verschwand.
„ Ich hätte eine ganz andere Frage. Was ist mit Jose? Hat er etwas gegen uns, oder warum spricht er so gut wie nichts?“, wollte Eric wissen.
Miguel schmunzelte.
„ Das ist nichts Persönliches. Jose ist ein sehr ruhiger Mensch. Aber glaubt mir, ich würde niemanden mehr vertrauen, als ihm. Wir kennen uns schon eine Ewigkeit und er hat mir mehr als einmal aus der Patsche geholfen.“
Den restlichen Abend ging es nur noch um ein Thema: den Eiffelturm. Monja hatte in den letzten Wochen unzählige Bücher über Paris gelesen und konnte mit ihrem Wissen prahlen. Nebenbei erklärte sie den Männern noch, dass sie in groben Zügen Französisch konnte.
„ Nur durch das Lesen von einem Sprachführer?“, staunte Miguel.
„ Ja, im Grunde schon. Es ist nicht so, dass ich die Sprache richtig erlernt habe, sondern vielmehr die Sätze aus dem Sprachführer einfach auswendig aufsagen kann. Grammatik oder eine richtige Konversation wäre nicht so leicht für mich, aber die Standardsätze sagen und verstehen, das bekomme ich hin.“
Miguel sah an die Decke und hatte seinen Kopf auf eine Hand gestützt. Nachdenklich murmelte er vor sich hin.
„ Was überlegst Du denn?“, fragte Eric.
„ Nicht stören, er hat einen Plan“, meinte Jose in seiner tiefen mürrischen Stimme.
„ Dann sollten wir Euch vielleicht alleine lassen beim Überlegen. Ich bin schon müde und würde gerne ins Bett“, meinte Monja und stand auf.
Eric folgte ihr und sie verabredeten sich für den folgenden Tag zum Abendessen.
Von der Wohnung der Mexikaner waren es nur wenige Minuten bis zum Park, der vor dem Eiffelturm angelegt war. Wie ein verliebtes Pärchen spazierten Monja und Eric durch diesen und blickten dabei auf den hohen Turm.
„ Es ist schon ein gewaltiges Bauwerk, oder?“
„ Ja, 324 Meter ist er hoch. Bei seiner Erbauung war er das größte Bauwerk der Welt. Durchschnittlich sechs Millionen Besucher sind jedes Jahr hier und
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