Obsidian (German Edition)
…“
„ Okay, okay“, unterbrach Eric sie, „Princesa, ich weiß, Du bist nahezu allwissend, aber was mich mehr interessieren würde, ist, wo steht der Name Cuvier auf dem Turm?“
„ Wo genau, weiß ich nicht, aber siehst Du die Lichter auf der ersten Etage des Turms? Gleich darunter verlaufen rund um den Turm die 72 Namen, die nach Ansicht von Gustave Eiffel bedeutende Wissenschaftler waren.“
Eric blickte zum beleuchteten Eiffelturm und konnte die erste Etage ausmachen. Hinter einer Glasfassade brannten noch unzählige Lichter eines Restaurants. Sie hatten den Turm schon besucht, damals aber nur kurz und ohne das Wissen, wie wichtig er für ihre Suche werden würde.
„ Es sieht nicht so aus, als könne man einfach mit der Hand zu den Namen greifen.“
„ Nicht wirklich, Eric. Ich glaube nicht, dass es so einfach wird.“
„ So einfach? So einfach, wie in einer Gruft, die eigentlich ein nationaler Kulturschatz ist, einen Sarg zu öffnen und andere Särge zu demolieren?“
Monja blickte ihn an und nahm seine Hände.
„ Ich weiß, das alles ist einfach nur verrückt. Wenn es nicht mein Vater wäre, würde ich niemals …“
„ Das glaube ich dir, Du bist viel zu …“, Eric suchte nach dem richtigen Wort, „zu bodenständig und realistisch, um an solche Legenden zu glauben.“
„ Genau. Ich meine, wir stehen hier, in Paris, der Stadt der Liebe, und anstatt, dass wir uns schöne Tage zu zweit machen, überlegen wir … Warum grinst Du so, Freundchen?“
Eric ließ ihre Hände los und legte einen Arm um sie.
„ Es gäbe vieles, was wir Schöneres machen könnten, aber darauf werde ich jetzt nicht eingehen. Weißt Du eigentlich, warum Paris die Stadt der Liebe genannt wird?“
Monja überlegte kurz.
„ Mir fällt im Moment kein stichhaltiger Grund ein. Aber die Stadt hat ein eigenes Flair, die vielen Museen und Kirchen, wohl auch die Tradition. Weißt Du denn mehr?“
„ Dann darf ich Dir wirklich auch einmal etwas beibringen, welche Ehre“, meinte Eric mit gespieltem Stolz.
„ Ganz einfach, wusstest Du, dass es Paris war, wo erstmals die käufliche Liebe durch die Behörden erlaubt wurde? Erinnerst Du Dich an unseren Ausflug zur Sacré-Cœur de Montmartre, die wunderschöne weiße Kirche. Das Viertel dort wird ja von Sexshops und Nachtlokalen dominiert. Daher kommt die ursprüngliche Bedeutung, Paris sei die Stadt der Liebe.“
Monja grinste und boxte ihn leicht in den Magen.
„ Super, da versucht man, etwas Romantisches zu sagen und Du kommst mit solchen Geschichten. Da gefällt mir mehr die Theorie von verträumten Spaziergängen an der Seine und romantischen Abendessen am Eiffelturm.“
„ Wir sind sicher noch einige Tage hier, Monja. Ich werde Dir noch einen netten Abend zaubern, versprochen.“
„ Ich nehme Dich beim Wort, verstanden?“, meinte sich nur schmunzelnd.
Obwohl es zwischen ihnen knisterte und Eric sie den gesamten Heimweg über nicht losließ, waren sie auf dem Zimmer wieder ganz die Alten. Ohne weitere Intimitäten gingen sie zu Bett.
Monja drehte sich zu Eric, der sie die ganze Zeit über ansah.
„ Vertraust Du Miguel und Jose?“, fragte sie ihn.
„ Ich habe ein gutes Gefühl bei den beiden. Ich glaube, die wollen uns wirklich helfen. Aber was mir etwas Sorgen bereitet, ist der Moment, wenn wir tatsächlich alle Steine in Händen halten sollten. Was dann?“
„ Ich hoffe, dass wir dann erfahren, wonach mein Vater so lange gesucht hat. Ohne Miguel und Jose würde es ziemlich schwer werden.“
Eric setzte ein Lächeln auf.
„ Vertrauen wir einfach darauf, dass die beiden wirklich auf unserer Seite stehen. Mehr können wir nicht machen. Es gibt aber nur eine Person, der ich im Moment blind vertraue und die liegt gerade neben mir im Bett.“
Monja rückte etwas näher zu ihm.
„ Ich weiß nicht, ob ich das alles durchziehen würde, wenn Du nicht mit wärst, Eric. Danke.“ Sie umarmte ihn fest. Er legte auch seine Arme um sie und streichelte ihr sanft durch die lockigen Haare. Als sie sich etwas von ihm löste und ihm tief in die Augen sah, konnte er nicht mehr anders. Er zog sie zu sich und küsste sie. Es wurde ein langer, intensiver Kuss.
Als sie sich wieder lösten, sah ihn Monja mit großen Augen und leicht verzweifelten Blick an.
„ Ich weiß nicht, ob es richtig war … ich wollte auch, aber … jetzt im Moment ist das alles so verwirrend …“
„ Schon in Ordnung, Monja. Mach Dir nur keinen Stress, wir können es langsam
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