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Obsidian (German Edition)

Obsidian (German Edition)

Titel: Obsidian (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Koller
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Zeiger seiner Armbanduhr leuchteten schwach. Die Minuten zogen sich in die Länge und er wurde immer unruhiger. Er versuchte sich abzulenken und dachte an Monja, ihre bislang keuschen Nächte zusammen, an ihre Abenteuer in Wien, die rote Bruderschaft und auch viel an Sammy und Ines. Inzwischen war die Suche nach den Obsidiansteinen auch für ihn sehr wichtig geworden. Denn nur so konnte er an die rote Bruderschaft gelangen und sich für den Mord an seinen Freunden revanchieren. Ihm fiel ein, wie er mit den beiden nächtelang unterwegs war, wie oft er bei ihnen daheim war, was sie alles gemeinsam unternommen hatten. Es tat ihm weh, diese Erinnerungen wieder herauszukramen.
    Während er in Erinnerungen schwelgte, nickte Eric ein.
    „ Eric? Eric!“, rief Miguel in sein Ohr. Sofort schreckte Eric auf. Er sah sich um, sah nichts und musste sich zusammenreißen, um nicht laut zu reden.
    „ Ich bin hier, ich bin munter“, sagte er leise.
    „ Es ist Viertel nach eins. Bist Du bereit?“
    Er atmete tief durch. Bisher war es ein Kinderspiel, doch nun kam der unangenehme Teil des Ganzen.
    „ Von mir aus kann‘s losgehen.“
    „ Jose, bereit?“
    „ Ja“
    „ Monja?“
    „ Bin auf Position und bereit“, antwortete sie.
    „ Wie sieht es aus?“
    Monja blickte durch die Kamera und sah sich auf der Etage um.
    „ Alles ruhig, niemand zu sehen.“
    „ Eric, auf mit Dir und mach Dich fertig“, kam von Miguel der Befehl zum Aufwärmen. Eric erhob sich und streckte sich. Er begann, auf der Stelle zu gehen und seine Beine zu dehnen.
    „ Jose, Du kannst loslegen, die Kameras sind inaktiv.“
    „ Verstanden.“
    Monja sah weiterhin von ihrer Position auf den Eiffelturm und wachte darüber, dass niemand in ihre Nähe kam. Eric trat ins Freie. Es war totenstill um ihn herum. Die meisten Lichter waren abgedreht, dennoch war es für seine Augen im ersten Moment zu hell. Er musste die Augen schließen um sich langsam daran zu gewöhnen. Als in seiner unmittelbaren Nähe Jose von dem Gerüst heruntersprang und neben ihm landete, zuckte er nur leicht zusammen.
    Wortlos ging er zu dem Geländer und nahm seinen Rucksack vom Rücken.
    „ Monja muss uns sagen, wenn wir über dem Schriftzug sind“, meinte er und blickte vom Geländer zu Monja hinüber.
    „ Ich sehe Euch! Unter Euch steht der Name Bresse, das heißt, ihr müsst weiter nach links.“
    Langsam gingen Eric und Jose am Geländer entlang.
    „ Lagrange … Belanger… Bingo, ihr steht über Cuvier!“
    Jose lies den Rucksack fallen und ging auf die Knie. Eric kniete sich zu ihm auf den Boden.
    „ Seit ihr bereit?“, fragte Miguel nach.
    Inzwischen hatte Jose den Rucksack geöffnet und zwei Brillen hervorgeholt. Die identischen Brillen sahen aus, wie sportliche Sonnenbrillen, mit grünlichem Glas.
    Jose reichte Eric eine der Brillen, der ihm zunickte.
    „ Ja, leg los.“
    Im nächsten Moment wurde es dunkel. Die komplette Nordwestseite des Eiffelturms erlosch, ebenso die Bodenscheinwerfer auf der Seite. Monja sah zunächst ebenfalls nichts, dann passte sich die Technik der Kamera an das wenige Licht an.
    „ Ihr habt fünf Minuten, bevor es auffällig wird, dass das System manipuliert wurde“, erklärte Miguel.
    Jose holte ein Seil aus seinem Rucksack und band ein Ende fest an einen der Pfeiler am Geländer.
    „ Runter mit Dir!“, befahl er Eric.
    Eric schnappte sich das andere Ende und band es sich um den Körper, so wie sie es die letzten Tage unzählige Male trainiert hatten. Als er über das ein Meter hohe Geländer stieg, riskierte er einen Blick hinunter.
    Es waren um die 60 Meter, und obwohl er schwindelfrei war, machte ihm die Höhe leicht nervös.
    Es war schwer, den Boden auszumachen, aber die Brille sorgte für genügend Licht. Eric sah einen kleinen Souvenirstand und mehrere Container unter ihm.
    „ 60 Meter ...“, murmelte er.
    „ Pass auf, bitte“, hörte er Monja sagen.
    Er packte das Seil fest, drehte sich zu Jose und holte sich dessen stumme Bestätigung, dass er losklettern konnte. Der erste Schritt nach unten war der schwierigste. Eric tastete sich mit dem Fuß nach unten, stützte sich ab und griff am Seil nach unten. Es spannte sich und hielt stand. Schritt für Schritt glitt er die knapp fünf Meter hinab. Jose beobachtete ihn still und kontrollierte immer wieder den Knoten bei sich auf der Plattform.
    „ Du bist gut in der Zeit. Weiter so“, ermutigte Miguel ihn.
    „ Ich kann immer noch niemanden sehen, der Euch stören könnte.“

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