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Occupy Economics

Occupy Economics

Titel: Occupy Economics Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Josef Hoffman
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dritten Lösungsvorschlag dar. Neu ist die vierte, hier vorgestellte und in den USA umgesetzte radikalliberale wettbewerbsrechtliche Lösung, die man als Mutter des Raubtier-Kapitalismus bezeichnen kann. Die vier Lösungen lassen sich wie folgt kurz beschreiben:
    1.2.1 Theorie: Der Wirtschaftsliberalismus (Klassik und Neoklassik)
    Die verbreitetste Wirtschaftstheorie ist die Adam Smiths, des Begründers der Nationalökonomie, bekannt geworden durch dessen bereits erwähntes Standardwerk Der Wohlstand der Nationen . Das Ziel seiner Überlegungen ist in diesem Werk vor allem der Wohlstand der Menschen. Smiths Sozialkonzept beruht zum einen auf der Optimierung der Versorgung durch Freihandel. Zum anderen hatte er in Schottland beobachtet, wie sich die Öffnung der Märkte nach Amerika auswirkte und daraus die Vorstellung entwickelt, dass der Kunde, der Nachfrager, der Konsument durch seine Nachfrage das Angebot und die Produktion steuert, woraus sich funktional eine optimierte Belohnung (kommt von »Lohn«) ergibt sowie ein optimaler Einsatz der Ressourcen – und das alles wunderbar gesteuert von einer »unsichtbaren Hand«.
    Adam Smith war als Kind seiner Zeit Anhänger der Ideen Isaac Newtons, der die Naturgesetze der Physik entdeckt hatte. Seine Vermutung war, dass es auch in der Wirtschaft Naturgesetze gibt (z. B. der natürliche Preis oder das natürliche Gleichgewicht). Daraus entwickelte er eine logische und plausible, aber nur scheinbar zutreffende Argumentationsbasis für den Wirtschaftsliberalismus. Es handelte sich um einen fundamentalen Irrtum, weil es in der Wirtschaft keine Naturgesetze gibt: Das Wirtschaftsgeschehen, der Austausch von Leistungen beziehungsweise Leistungsergebnissen beruht ausschließlich auf Konventionen. Die Fehlerhaftigkeit seines Denkens sollte sich schon bald herausstellen, denn die Logik wurde ein halbes Jahrhundert später im Zuge der Industrialisierung widerlegt. Viele Produkte hatten durch die industrielle Produktionsweise und neuen Transportsysteme plötzlich keine natürliche Knappheit mehr, keine Mengenbegrenzungen, keine Transportgrenzen, keine Saisonabhängigkeiten. Die industriell hergestellten Produkte, weil wesentlich billiger, überschwemmten traditionelle, eingespielte Märkte. Sie schwemmten die Märkte nicht selten gleich weg, was große Not erzeugte. Dadurch verlor der Laisser-faire-Liberalismus schon zu Beginn des Industriezeitalters vielfach seine Akzeptanz, und eine Suche nach anderen Lösungen begann. Natürlich schaffte das Mehr an Waren auch ein Mehr an Wohlstand, aber der Zuwachs auf der einen Seite war mit massiver Entwurzelung auf der anderen Seite verbunden.
    1.2.2 Theorie: Der Sozialismus
    Not und Elend dieser Zeit sind bekannt – verbunden mit dem prosperierenden Aufstieg des Bürgertums, der Bourgeoisie, von Marx und Engels dann angeprangert als Ausbeuterei der Arbeiterklasse. Daraus entstand die zweite Sozialtheorie, das zweite soziale Wohlstandsförderkonzept, der marxistische Sozialismus, ein philosophisches Sozialprogramm. Seine Grundideen sind das Prinzip der demokratisch-bürokratisch gesteuerten Güterproduktion und der direkten Güterverteilung. Um die Ausbeutung der Arbeiterklasse durch die Bourgeoisie zu beenden, wird die Produktion vergesellschaftet, demokratisch gelenkt und die gemeinsam erstellten Güter werden gerecht verteilt. Geld und Markt verlieren damit ihre Steuerungs- und Verteilungsfunktion komplett, beides soll am Ende im Kommunismus ganz verschwinden. Der Anreiz, maximale Leistung zu erbringen, wird nicht mehr mit Geld belohnt, sondern mit Ehre. Der Mehrwert der Arbeit soll die Wertschöpfung ersetzen. Doch das bürokratische Lenkungssystem, die Ideologie, funktioniert in der Realität nicht. Selbst achtzehn Wirtschaftsministerien der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) waren nicht in der Lage, die Versorgung für ein Volk von achtzehn Millionen Menschen auch nur ansatzweise sicherzustellen. Die Durchsetzung der Idee dieser abstrusen Ideologie hatte in vielen Ländern der Erde unsägliches Leid, Abermillionen von Toten und die jahrzehntelange Spaltung der Welt zur Folge. Noch heute sind ihre katastrophalen Folgen schier unbeschreiblich – zum Beispiel das Leid der Menschen in Nordkorea.
    1.2.3 Theorie: Die Soziale Marktwirtschaft (Solidarität – Solidarismus)
    Die Soziale Marktwirtschaft beruht wirtschaftlich auf dem Prinzip der Solidarität 3 . Wenn man auch dieses Wirtschaftssystem als »-ismus« ausdrücken würde,

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