Occupy Economics
Nationalökonomie als Allgemeingut verbreitet hat, dass die Wirtschaft nur für den Verbraucher da ist, zu seinem Nutzen, dass der Verbraucher über seine Nachfrage die Wirtschaft lenkt, quasi alle Macht hat und sie ihm auch zusteht.
Diese Vorstellung ist fatal, denn der Lieferant ist derjenige, der schuftet und macht und tut, der früh aufsteht und sich Tag für Tag um sein Geschäft kümmert, der an sein Produkt, seine Mitarbeiter und seinen Standort gebunden ist, der sorgt und der die Verantwortung trägt. Der Kunde, der Nachfrager, der Verbraucher, der mit dem Gold in der Tasche, ist derjenige, der diese Schwächeposition des Anbieters gnadenlos ausnutzt, indem er den Anbieter wechselt, wie er will. Ich empfehle an dieser Stelle das Gespräch mit Zulieferern der Großindustrie (Auto, Elektro, Chemie et cetera), wie diese als Kunden und Nachfrager mit ihren Lieferanten und Dienstleistern umgehen. Fairness ist da ein Fremdwort.
Die Großabnehmer in Industrie und Handel sind die vermeintlich größten Nutznießer dieser irrigen Vorstellung, dass alles nur für den Kunden da ist. Denn übersehen wird, dass auch Preisstabilität ein wichtiges Gut ist, genauso wie Lohnstabilität. Wie der Arbeitnehmer Anspruch auf relativ stabile Einkünfte hat, genauso haben auch Arbeitgeber, die Lieferanten und Hersteller Anspruch auf (halbwegs) stabile Verhältnisse. Und das ist nicht ein Anspruch auf Übersättigung, sondern ein Anspruch, der seiner Position in der Lieferkette entspricht. Der Hersteller, bevorzugt Eigentümer und damit Kapitalist (dazu gehören auch Bauern und Handwerker), steht in Verantwortung zu seiner Umgebung (Mitarbeiter, Familie, Gemeinwesen) und er nimmt sie auch wahr. Er produziert beziehungsweise stellt etwas zur Verfügung, etwas, das der Verbraucher ganz genauso oder noch viel mehr braucht als das Produkt, das er billig erwerben will. Er produziert Arbeitsplätze, soziale Sicherheiten, strukturierte Geldverteilungssysteme, soziales Wohlbefinden, Orientierung, also Privilegien. Das alles gerät in Gefahr, wenn man ein Primat des Verbrauchers postuliert. Dann ist der Lieferant nur noch ein Funktionsträger, der automatisiert sein Produkt im Regal des Supermarktes abliefert. Dann ist alles nur noch eine Preisfrage, das heißt, wer billiger liefert, ist der Beste, dann setzen sich die »economies of scale« ungebremst durch, dann siegt der Wettbewerb beziehungsweise der Wettbewerber. Die Privilegien des Mitbewerbers gehen unter, dann versammeln sich die Marken unter Großfirmen (z. B. Procter & Gamble ), werden austauschbar und sind am Ende fast wertlos. Eine grafische Übersicht über die Marken der Lebensmittelindustrie und die Markensammler veranschaulicht das eindrucksvoll.
Aber den größten Schaden richtet das Kartellrecht an der Umwelt an. Das Verbot von Absprachen der Anbieter untereinander sorgt für den permanenten Preiskampf, also Niedrigstpreise, die den Verbrauch fördern. Die USA sind so zum größten Energieverbraucher der Welt geworden. Das Kartellrecht ist deshalb maßgeblich für die Klimakatastrophe verantwortlich. Und es ist nirgendwo ein politischer Ansatz zu erkennen, dass sich das bald ändern könnte. Im Gegenteil, das System der Verschwendung, das Kartellrecht, die Wettbewerbs-Ideologie, der Kompetitionismus wurde in alle Welt exportiert und stabilisiert dort die institutionalisierte Verantwortungslosigkeit.
Konzentration in der Lebensmittelindustrie, Mit freundlicher Genehmigung von
www.convergencealimentaire.info
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