Ocean Rose. Erwartung (German Edition)
Zara heraus.
»Baby, was soll denn –«
»Du wirst drinnen in der Schule gebraucht, Zara«, forderte ich laut, damit meine Stimme ihre übertönte. »Am besten gehst du jetzt.«
Sie drehte sich zu mir um. Die Brise ließ ihr pinkfarbenes Röckchen wehen. »Vanessa«, sagte sie, und der Klang stach mir wie Messerklingen ins Trommelfell.
Ich antwortete nicht. Mir fiel es schon schwer genug, ihrem Blick standzuhalten.
»Dein Loverboy ist echt süß«, meinte sie und trat von Simon weg. »Zwar nicht gerade treu … aber süß.«
Ich verharrte an meinem Platz, als sie auf die Rückseite des Wagens zukam und mir so nah war, dass ich ihr Vanilleparfümriechen konnte. Sie beugte sich zu mir vor, lächelte und flüsterte ein einziges Wort.
»Buh.«
Simons Arme fingen mich auf, als mir die Knie versagten.
»Caleb«, warnte ich ihn, da Zara über die Wiese in Richtung der Autos davonstöckelte. »Er ist immer noch auf dem Parkplatz.«
Simon sprang in den Wagen, um ihn auf dem Seitenstreifen abzustellen, kletterte schnell wieder heraus und nahm meine Hand. Zusammen eilten wir Zara in die Dunkelheit nach. Wir behielten sie im Auge, ohne ihr allzu nahe zu kommen. Einmal blieb sie stehen und neigte den Kopf, als würde sie auf etwas lauschen. Aber gleich darauf ging sie weiter und verschwand im Schulgebäude.
»Ich habe wirklich versucht, ihn zu warnen.«
Simon und ich fuhren herum. Caleb stand hinter uns und hielt noch immer seinen iPod umklammert. Sein Gesicht glänzte feucht, und auf seinem Shirt waren dunkle Schweißflecken.
»Ich habe ihm erklärt, was sie ist«, sagte er, »und was sie tut.«
Simon warf mir einen Blick zu, dann ging er zu seinem Bruder. »Wem, Caleb? Wem hast du das erklärt?«
Sein Gesicht fiel in sich zusammen, und neue Tränen liefen ihm über die Wangen. »Mark«, flüsterte er. »Er hat gesagt, gestern Nacht haben sie sich geliebt.«
K APITEL 21
K eine Antwort.« Caleb ließ sein Handy zuschnappen und warf es auf den Tisch.
»In den Online-News steht nichts«, sagte Simon und schloss sein Notebook.
»Der Himmel ist so blau wie noch nie in diesem Sommer.« Ich nickte in Richtung des Fensters. »Vielleicht hat er auf dich gehört und ist davongekommen.«
Mit einem Stirnrunzeln wandte Caleb sich Zaras Tagebuch zu. Seit wir gestern Abend zurückgekehrt waren, hatte er seine Zeit abwechselnd damit verbracht, mit Hilfe eines Wörterbuchs an einer Übersetzung zu arbeiten und Mark anzurufen. Davon hatte ich jedoch nichts mitbekommen, denn ich war direkt in unser Ferienhaus gegangen, anstatt noch bei den Carmichaels zu bleiben.
Moms Anwesenheit dort hatte mir eine gute Ausrede geliefert. Ich verstand zwar, dass Simon keine Kontrolle darüber hatte, wie er auf Zara reagierte, aber genauso wenig konnte ich nun meine Gefühle kontrollieren: Ich hatte mich in Simons Nähe die ganze Zeit beklommen gefühlt und die erste Gelegenheit genutzt, um Abstand zu gewinnen und mit der Szene auf dem Parkplatz fertig zu werden.
Beim Aufwachen am Morgen war mir dann immerhin eines klargeworden: Ich vermisste ihn. Also hatte ich mir nur die Zeit genommen, einen Teller Müsli herunterzuschlingenund zu duschen, bevor ich zum Nachbarhaus gerannt war.
»Sie erwähnt ihn hier nirgendwo«, sagte Caleb und blätterte durch das Tagebuch. »Sein Name taucht kein einziges Mal auf.«
»Wen erwähnt sie denn sonst?«, fragte ich.
»Tja, mich. Ihre Gefühle waren anscheinend echt. Zumindest hat sie das selbst geglaubt. Sie wollte nicht einmal ihre Magie benutzen – oder wie man ihre Fähigkeiten sonst nennen soll –, aber als ich nicht gleich nachgab, war sie der Meinung, sie hätte keine Wahl.« Er warf einen Blick in sein Notizheft. »Außer mir kommen jede Menge Frauennamen vor: Betty, Raina, Brigitte, Marie, Eugenie, Isabelle, Josephine, Dominique, Sabine.«
»Dominique und Sabine waren gestern Abend bei dem Treffen«, sagte ich. »Sie gehören zum Planungskomitee für das Lichterfest.«
Caleb notierte sich diese Information. »Außerdem gibt es massenhaft Einträge über Paige. Mit dem Übersetzen bin ich noch nicht sehr weit gekommen, aber ihr Name taucht jedenfalls öfter auf als jeder andere. Jonathan wird auch erwähnt.«
»Was hat Zara gestern aufgeschrieben?«, fragte ich. »Während der Versammlung?«
Caleb blätterte ein paar Seiten weiter. »Sieht für mich wie eine Art Anwesenheitsliste aus. Zara hat alle aufgeschrieben, die gestern da waren. Ein paar Namen sagen mir nichts, aber jedenfalls
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