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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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Brille auf die Nasenspitze rutscht, wenn du liest.«
    Mir stockte der Atem.
    Caleb trug keine Brille.
    Ich ignorierte den Schmerz, sprang auf und pirschte mich den Kleinbus entlang. Hinten angekommen, schaute ich um die Ecke.
    »Wahrscheinlich hast du es nicht bemerkt … aber ich war schon lange an dir interessiert.«
    Die beiden wurden vom fahlen Licht einer Straßenlaterne beleuchtet. Zara hatte sich an den Kombi gelehnt und die Arme hinter sich verschränkt. Mit zurückgelegtem Kopf schaute sie zu Simon hoch, der passiv vor ihr stand.
    »Ich habe auf dich gewartet«, sagte sie, »und gehofft, dass du mich eines Tages bemerken würdest.«
    »Ich habe dich durchaus bemerkt«, erwiderte Simon mit angestrengter Stimme. Er trat auf sie zu, wobei seine Füße sich so langsam und schwerfällig bewegten, als trügen sie Bleigewichte. Zara rührte sich nicht, bis er stehen blieb und ihre beiden Körper nur noch Zentimeter voneinander getrennt waren. Da griff sie nach Simon, hielt seine Fleecejacke mit einer Hand am Brustteil fest und zog ihn zu sich heran.
    »Nicht«, flüsterte ich. »Bitte … nicht.«
    »Du ahnst ja gar nicht, wie froh mich das macht«, sagte sie, nahm seine beiden Hände und plazierte sie auf ihren Hüften.
    Simons Kopf ruckte hoch, als ihre Brust sich an seine presste. Seine Finger griffen fester zu, und Zara lächelte.
    »Du hast doch keine Freundin, oder?«, fragte sie nah bei seinem Ohr. »Ich möchte niemandem im Wege sein …«
    »Vanessa!«
    Ich bemerkte die Stimme hinter mir kaum.
    »Tu was!«
    Ihre Lippen berührten seinen Hals. Er keuchte.
    Ich taumelte hinter den schützenden Kleinbus zurück, als habe ich einen Schlag in den Magen erhalten. Mein Blick landete auf Caleb, der in der nächsten Reihe hinter einem alten Van kauerte. Er umklammerte seinen iPod und zitterte am ganzen Körper.
    »Bitte«, zischte er mir zu, während ihm die Tränen übers Gesicht liefen. »Tu was, damit sie aufhört.«
    Mir war ebenfalls zum Heulen zumute, und ich wusste kaum, was mehr schmerzte: mein Kopf oder mein Herz.
    Nessa … denk an den Wald …
    Ich kniff die Augen zusammen, als könne ich so das Bild verscheuchen, das Justines Stimme hatte entstehen lassen. Die Szene im Wald. Ich erinnerte mich gut, wie leicht sich Simon von Zara hatte einfangen lassen, obwohl ich direkt neben ihm gestanden hatte.
    Sprich mit ihm …
    »Lass uns zusammen irgendwo hinfahren, okay?«
    Meine Augen sprangen auf. Ich hörte Schritte, das Öffnen und Schließen einer Tür, dann einen startenden Motor.
    »Simon!«, schrie ich und rannte um den Kleinbus herum auf seinen Wagen zu. »Simon!«
    Der Kombi fuhr aus der Parklücke, steuerte auf die Ausfahrt zu und beschleunigte. Obwohl ich ebenfalls schneller wurde, wusste ich, dass ich ihn nicht mehr erreichen würde. Also bog ich nach links ab und sprintete über den Wiesenstreifen, der den Parkplatz von der Straße trennte.
    Gleich darauf war ich auf dem Plattenweg und warf mich vorwärts auf die Fahrbahn. Ich schloss die Augen, schützte das Gesicht mit den Armen und wartete auf den Aufprall … aber der Kombi machte eine Vollbremsung und kam Zentimeter vor meinem Schienbein zum Stehen.
    »Simon!« Ich trommelte mit der Hand auf die Motorhaube, während ich zur Fahrerseite lief. Dort riss ich am Türgriff, aber die Zentralverriegelung war eingeschaltet. »Hey, Simon!« Ich zwang mich, ein Lächeln aufzusetzen, als er mich verwirrt durch das geschlossene Fenster ansah. »Du wärest fast ohne mich abgefahren.«
    Zara beugte sich über die Mittelkonsole, legte eine Hand auf Simons Bein und flüsterte ihm ins Ohr.
    »Simon.« Ich klopfte heftig ans Fenster. »Bitte, mach die Tür auf.«
    Er drehte sich zu Zara um. Es war, als könne er mich gar nicht hören.
    Ich hämmerte mit der Faust gegen die Scheibe. Als er mich noch immer ignorierte, wirbelte ich herum und rannte zum Straßenrand. Dort raffte ich so viele Steine zusammen, wie meine Hände tragen konnten, lief zurück zum Wagen und schmiss sie nacheinander gegen das Heckfenster. Beim vierten Versuch bildete sich ein Riss. Beim fünften splitterte ein Stück Glas heraus, das kaum größer als ein Eiswürfel war.
    »Simon!«, schrie ich durch die winzige Öffnung. »Ich bin’s, Vanessa.«
    Er erstarrte. »Verschwinde!«
    Mein Herz wurde schwer. »Simon, bitte –«
    »Verschwinde aus meinem Wagen!«
    Ich trat einen Schritt zurück, als er Zara von sich stieß. Er riss die Tür auf, marschierte zur Beifahrerseite und zerrte

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