Ocean Rose. Erwartung (German Edition)
auf der Suche nach ihr durch die Menge schieben, da fiel mir ihr Notizbuch ins Auge. Sie hatte es an Sabine weitergegeben, die darin blätterte, so dass ich den Einband erkennen konnte.
Er war aus weißem Leder und trug die Inschrift »La vie en rose«.
Ich holte mein Handy aus der Jeanstasche, änderte die Richtung und bewegte mich auf den Tisch mit Erfrischungen zu. Als Erstes versuchte ich, Simon zu erreichen, dann Caleb, dann noch einmal Simon. Als ich immer nur die Mailbox bekam, schickte ich Simon stattdessen eine SMS.
Z ist hier. Hol C. Treff beim Auto in 2 Min.
Ich füllte eine Tasse mit Kaffee, schnappte mir eine Handvoll Servietten und eilte zurück zu Sabines Gruppe. Das Hämmern in meinem Kopf wurde mit jedem Schritt stärker. Ich manövrierte zwischen Stühlen hindurch, bis ich vor Malcolm stand, der in Sabines unmittelbarer Nähe saß und sie anstarrte.
Mit einem künstlichen Lächeln fragte ich: »Malcolm?«, und hoffte, dass ich eher aufgeregt als nervös klang. »Malcolm Donohue?«
Er versuchte, an mir vorbeizuschauen, aber ich stellte mich so, dass ich ihm den Blick versperrte.
»Ihnen gehört doch das Squeezed, oder?«
»Ja«, antwortete er widerwillig und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Was kann ich für dich tun?«
»Oh, Sie haben schon so viel für mich getan! Ihr Melone-Guave-Smoothie ist das Beste, was ich in meinem Leben getrunken habe!«
»Wie nett. Danke. Aber könntest du jetzt bitte –«
»Ihr wisst, wovon ich rede, stimmt’s?« Ich nickte Tommy und Greg, den Besitzern des Musik- und Kleintierladens zu. »Bei ihm gibt es das beste Frühstück an der Ostküste.«
»Entschuldige«, sagte eine sanfte Stimme direkt hinter mir.
Ich fuhr herum, wobei sich mein Fuß in einer Lederhandtasche auf dem Fußboden verhakte, mich aus dem Gleichgewicht brachte … und den heißen Kaffee aus meiner Tasse zielsicher in Sabines Schoß landen ließ.
»Oh, tut mir so leid!«, keuchte ich, als sie mit einem spitzen Schrei aufsprang. »Wie ungeschickt von mir. Lassen Sie mich helfen.«
»Schon gut«, sagte Malcolm und schob mich beiseite, als ich Sabines nasses Knie abzutupfen begann. »Das sollte erst mit kaltem Wasser eingeweicht werden. Bestimmt wollen Sie sich dieses wunderhübsche Kleid nicht ruinieren.«
Er hatte recht, das Kleid war wirklich wunderhübsch: sonnengelb mit einem langen, weiten Rock, der hinter ihr herflatterte, als sie an Malcoms Arm davonrauschte. Außerdem war es ihr offenbar wichtiger als Zaras Tagebuch, das sie fallen lassen hatte und das nun in einer dunkelbraunen Pfütze auf dem Fußboden lag.
Während Tommy und Greg hinter den beiden hereilten, kniete ich nieder, wischte den Kaffee vom Einband und steckte mir das Buch unter den Pulli in die Jeans. Dann begann ich, die Pfütze mit den Servietten aufzuwischen. »Ich hole noch ein paar Papierhandtücher aus der Damentoilette«, sagte ich laut, falls Raina durch meinen nicht ganz zufälligen Unfall aufmerksam geworden war.
Ich verschwand in den Korridor und rannte los.
Die Migräne wurde heftiger. Weiße Funken tanzten vor meinen Augen, so dass ich kaum sehen konnte, wohin ich ging. Nachdem ich dreimal in eine Sackgasse geraten undvor verschlossenen Klassenzimmern gelandet war, fand ich endlich den Haupteingang und riss die Tür auf. Wir hatten das Auto ganz hinten auf dem Parkplatz abgestellt. Hätten Simon und Caleb es vor mir erreicht, wären sie sicher auf die Idee gekommen, mich abzuholen, um unseren Rückzug zu beschleunigen. Doch niemand wartete auf mich. Ich begann, noch schneller durch die Dunkelheit zu rennen.
»Ich habe dich so vermisst.«
Hinter einem Kleinbus verborgen, blieb ich stehen. Simons Kombi parkte zwei Reihen weiter, so dass ich ihn von hier aus nicht sehen konnte … aber ich hörte Zaras verführerische Stimme, als wäre sie direkt neben mir.
»Winter Harbor war ohne dich nicht mehr dasselbe. Ich war nicht mehr dieselbe.«
Die Migräne wurde nebensächlich, als mein Herz sich schmerzhaft zusammenkrampfte. Sie hatte ihn gefunden. Sie hatte Caleb gefunden. Mein Blick suchte den Parkplatz ab, und ich betete darum, Simon irgendwo zu entdecken. Vielleicht lief er schon auf mich zu oder versteckte sich ebenfalls hinter einem Wagen, um den richtigen Moment zum Eingreifen abzuwarten.
»Ich habe dein Lächeln vermisst. und dein Lachen …«
Eine neue Migräneattacke durchfuhr meinen Schädel. Ich kauerte mich hin und presste die Stirn gegen die Knie.
» … und die Art, wie deine
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