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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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unseren Füßen gerichtet. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich für dich … für euch da sein wollte. Aber ich konnte mich einfach nicht entscheiden, ob ich hinfahren sollte oder ob das zu aufdringlich wäre.«
    Das Begräbnis. Ich war überrascht gewesen, als ich die Carmichaels dort nicht gesehen hatte. Meine Eltern gingen im Sommer oft mit ihnen essen, und da die Carmichaels das ganze Jahr in Winter Harbor wohnten, behielten sie das Ferienhaus für uns im Auge und meldeten sich während der Wintermonate ab und zu. Ich hatte Mom und Dad nicht gefragt, warum sie bei dem Begräbnis fehlten. Wahrscheinlich war das ein wunder Punkt und hatte damit zu tun, dass Caleb in die Vorgänge an jenem Abend verwickelt gewesen war.
    »Ist schon okay«, sagte ich. Seine Besorgnis rührte mich. »Danke.«
    Er kniff die Augen zusammen und spannte die Lippen, als ob er nah davor war, noch mehr zu sagen.
    »Ich dachte, du bist mit der Schule fertig.«
    Fragend schaute er zuerst mich an und dann seinen vollgepackten Rucksack, auf den ich zeigte.
    »Ein Ferienprojekt, um zusätzliche Punkte für die Uni zu sammeln?«, meinte ich leichthin.
    »So was in der Art.« Er versuchte zu lächeln. »Ich helfe einem meiner Professoren bei seinen Forschungen. Klimawandel. Das Wetter war in letzter Zeit ziemlich seltsam, darum habe ich es beobachtet.«
    Ich nickte und wartete auf die Fortsetzung. Über Wolkenformationen, Gezeitenbecken und einheimische Pflanzenarten konnte Simon stundenlang reden – was er normalerweise auch ungefragt tat. Als er dieses Mal nichts weiter sagte, zog ich die Beine enger an die Brust und blickte auf den See hinaus. Entlang des Ufers sah man fröhliche Urlauber schwimmen, paddeln und auf Luftmatratzen treiben. Mein Körper sehnte sich nach einer ähnlichen Erfrischung, während mein Gehirn panisch versuchte, mich von diesem Gedanken abzulenken. Noch vor zwei Jahren hätte ich dem Impuls nachgegeben, vom Steg zu springen und in den See zu tauchen. Jetzt konnte ich nur hoffen, dass der Anfall nicht lange dauerte.
    »Ich bin auf der Suche nach Caleb«, sagte ich.
    Simon schaute weg, auf eine Gruppe von Kindern, die in der Mitte des Sees von einem Schlauchboot hüpften.
    »Er war damals in der Nacht mit ihr zusammen, und ich muss mit ihm reden. Ich muss rausfinden, warum sie das getan hat.«
    »Vanessa … Caleb ist nicht hier.«
    Mein Magen zog sich zusammen.
    »Er ist nach Hause gekommen, als die Polizei mit ihm fertig war, hat sich Essen und Kleidung eingepackt und ist verschwunden.«
    »Wohin?«
    »Keine Ahnung. Er hat uns nichts gesagt … und seitdem kein einziges Mal angerufen.«
    Ich folgte seinem Blick und beobachtete die Kinder. Lachend planschten sie herum und drückten einander unter Wasser. Ob Simon wohl das Gleiche dachte wie ich? Noch letztes Jahr hätte das unsere Viererclique sein können.
    »Wann kommt er zurück?«, fragte ich.
    Er sagte nichts, sondern schaute mich nur an. Als ob es ihm leidtat … und als ob er sich nur mit Mühe dazu bringen konnte, die Arme hängen zu lassen, anstatt sie nach mir auszustrecken und mich an sich zu ziehen.

K APITEL 4
    B ig Papa, in unserem Haus spukt es.«
    Fünfhundert Meilen entfernt in Boston nippte Dad an seinem Kaffee.
    »Letzte Nacht hab ich kein Auge zugetan. Ich bin nicht mal bis zu diesem dösigen Zustand gekommen, wo man noch eine Chance auf Schlaf hat.«
    »Du warst von der Autofahrt übermüdet und aufgekratzt. Irgendwann wird dein Körper schon nachgeben.«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte ich und wickelte mich enger in die dicke Fleecedecke. »Jedenfalls solange Casper, Beetlejuice und ihre ganzen Partyfreunde hier sind, um die ganze Nacht hindurch mit den Bodendielen und den Deckenbalken zu knarren.«
    Ich brach ab, weil mir dieses Gespräch plötzlich zu seltsam vorkam. Falls es im Haus am See tatsächlich Geister gab, war es nicht die Sorte aus Comicfilmen.
    »Okay«, sagte Dad schließlich. »Jetzt ist es morgens. Du hast die Nacht heil überstanden.«
    »Stimmt«, bestätigte ich. »Und mir geht es gut. Zwar sind die Ringe unter meinen Augen so groß wie Schwimmreifen, aber ansonsten ist alles wunderbar.«
    »Wunderbar, hm?«
    Ich nickte, während mein Blick den Jetskis auf dem Wasser folgte. »Na ja, vielleicht nicht wunderbar. Aber jedenfalls okay. Ich bin okay. Ganz bestimmt. »
    »Du weißt, dass du jederzeit nach Hause kommen kannst. Deine Mutter und ich sind immer für dich da.«
    Ich starrte auf meine in Fleece gewickelten

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