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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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Füße. »Wie geht es ihr?«
    »Deine Mutter ist, wie sie ist. Sie reißt sich zusammen und beißt sich durch.«
    »Und arbeitet wie eine Maschine?«
    »Mit Endlosbatterie.« Er zögerte. »Du rufst später wieder an?«
    »Versprochen.«
    Nachdem wir aufgelegt hatten, schaute ich den fröhlichen, im Wasser planschenden Touris zu, bis mein Magen zu knurren begann und mich daran erinnerte, dass ich zwei Tage lang fast nichts gegessen hatte. Ich ging nach drinnen, stellte den Fernseher im Wohnzimmer und das Radio in der Küche an und duschte mich.
    Als ich zehn Minuten später die Auffahrt entlangeilte, warf ich einen Blick aufs Nachbarhaus. Simon war gestern Abend weggefahren und irgendwann spät in der Nacht zurückgekommen, aber jetzt war sein Wagen wieder verschwunden. Wie er mir erzählt hatte, waren seine Eltern so schockiert von allem gewesen, dass sie eine Weile zu Freunden nach Vermont gereist waren, und da aus den offenen Fenstern keine morgendlichen Geräusche drangen, nahm ich an, dass sie immer noch weg waren.
    Mein Magen knurrte auf dem ganzen Weg in den Ferienort. Um die Großstadttouristen zufriedenzustellen, die daran gewöhnt waren, gutes Essen in Rekordgeschwindigkeit zu bekommen, bot Winter Harbor eine ganze Auswahl an bequemen Frühstücksmöglichkeiten mit Schnellservice. Zum Glück waren die großen Ketten wie Starbucks und McDonald’s noch nicht zu diesem abgelegenen Flecken vorgedrungen, aber falls das irgendwann doch passieren sollte,würden sie hier gegen eine solide Konkurrenz kämpfen müssen. Es gab Kaffee und Donuts bei Java Shack, fruchtige Smoothies und Frappucino-Ersatz bei Squeezed und Sandwiches mit Rührei bei Harbor Homefries. Alles wurde nach Bestellung in wenigen Minuten geliefert, so dass man sich ohne Wartezeit zum See oder den Wanderwegen aufmachen konnte.
    Ich hatte Appetit auf einen Melone-Guave-Smoothie und auf ein mächtiges Brötchen mit Rührei, Käse und Würstchen. Diese Mischung bestellte ich mir immer, wenn Mom und Dad in den Ort fuhren, um uns Frühstück zu besorgen. Andererseits war ich nicht in der Stimmung für Take-away-Essen, und außerdem wollte ich es möglichst vermeiden, allzu vielen Freunden der Familie zu begegnen, die wir im Laufe der Jahre kennengelernt hatten. Also fuhr ich die Hauptstraße hinunter, vorbei an all den pittoresken, praktisch gelegenen Esslokalen, und steuerte auf den großen, ungeteerten Parkplatz zu, an dem der Weg endete.
    Er befand sich neben Bettys Fischerhaus , einem ortsbekannten, beliebten Ausflugsziel für Touristen, in dem ich alles bekommen würde, was ich brauchte: Essen, Gesellschaft und Anonymität unter Fremden. Jeder, der mehr als einen Sommer in Winter Harbor verbracht hatte, vermied das Restaurant gewöhnlich, um die lautstarken Horden von Neuankömmlingen zu umgehen. Das Risiko, dass jemand hier meine Familie kannte, war gering. Falls die Leute also über Justine redeten, würden sie wenigstens nicht mit mir über sie reden wollen.
    Ich bremste ein paar Meter vor dem Parkplatzeingang. Ein Typ ungefähr in meinem Alter mit khakifarbenen Shorts und weißem Polohemd sprang von seinem Klappstuhl auf.
    »Hallo!«, grüßte er lächelnd und kam an meine Fahrertür. »Name?«
    »Vanessa«, sagte ich, während er auf sein Klemmbrett schaute. »Aber ich habe nicht reserviert.«
    »Das ist Pech. Wir sind heute Morgen total ausgebucht.«
    Ich schaute durch die Windschutzscheibe auf das zweistöckige, graue Haus, über dessen Eingang die schwarze Silhouette einer Meerjungfrau schwamm: Bettys allseits bekanntes Logo. Von außen sah das Gebäude nicht besonders aus, aber ich konnte durch die großen Fenster erkennen, dass es gerammelt voll war.
    »Kommst du für eine Seehexe?«
    Buh.
    Ich blinzelte das Bild von Justine fort, die mit schimmernder schwarzer Haarmähne und blauen Lippen vor mir auftauchte. »Eine was?«
    »Seehexe.« Er nickte verständnisvoll. »Rührei und Hummerpastete mit Sauce Hollandaise in Buttermilchpfannkuchen gewickelt, dazu Seetang mit Zimt als Beilage. Einer unserer Topseller und vor allem ein garantiertes Mittel gegen Kater.«
    Offenbar hatte der Typ für seine Seehexe genauso viel übrig wie ich für Melone-Guave-Smoothies und Brötchen mit Bauernfrühstück, also tat ich mein Bestes, nicht angeekelt zu wirken. »Du hast recht.« Ich erwiderte sein Nicken, streckte den Kopf durchs Fenster und senkte die Stimme. »Sieht man es mir so deutlich an?«
    »Sorry, ja. Heftige Nacht?«
    »Du hast ja keine

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