Ocean Rose. Erwartung (German Edition)
Ahnung.«
Er schaute sich auf dem Parkplatz um. »Warte einen Moment, okay?«
Ich sah ihm zu, wie er ein paar Schritte beiseitetrat und in sein Walkie-Talkie sprach. Natürlich hätte ich zu einem anderen Restaurant weiterfahren können, aber mich lockte nicht nur die Anonymität im Touristengedränge des Fischerhauses, sondern inzwischen war ich auch neugierig, was sie alle daran fanden. Außerdem fühlte sich mein Magen an, als würde er gleich meine Rippen anknabbern, wenn ich ihm nicht schnellstens etwas Besseres bot.
»Gute Nachrichten«, sagte der Typ, als er zu mir zurückgejoggt kam. Er beugte sich vor, stützte sich mit den Händen auf den Knien ab und schaute durch das offene Autofenster zu mir rein. »Mein Kumpel Louis ist hier der Koch. Er sagt, du kannst im Pausenraum sitzen, und er macht dir, was immer du haben willst.«
»Ehrlich?« Ich erwiderte sein Lächeln. »Danke. Das war echt nett von dir.«
»Kein Problem. Glaub mir, ich habe Erfahrung mit so was.«
Ich brauchte einen Moment, um mich zu erinnern, dass ich angeblich unter den Nachwirkungen einer zu wilden Partynacht litt.
»Fahr einfach um das Haus rum, da, wo die Mülleimer sind. Du siehst dann schon, wo die Mitarbeiter parken.«
»Prima.« Ich setzte mich aufrecht hin und legte den Gang ein.
»Ich heiße übrigens Garrett«, fügte er schnell hinzu. »Sag mir Bescheid, wenn du mal einen Platz reservieren willst. Vielleicht sehen wir uns dann.«
Erst als ich um das Haus herum und außer Sicht war, erlaubte ich meiner Kinnlade herunterzuklappen. Ich war ziemlich sicher, dass der Typ mit mir geflirtet hatte, und bei dem Gedanken war ich so happy wie seit Tagen nicht mehr. Nicht nur, weil ich trotz meiner Augenringe, die offenbar nach der Katerkur einer Seehexe schrien, immer noch okay genug aussah, damit er mich wiedertreffen wollte. Nein, was mich wirklich glücklich machte, war Folgendes: Wenn er mit mir flirtete, anstatt mitleidig zu schauen, herumzudrucksen,mir sein Beileid auszudrücken oder zu fragen, ob es mir gutging, dann hatte er keinen Schimmer, wer ich war. Was bedeutete, dass ich mich genau da befand, wo ich sein wollte.
Ich parkte den Wagen und ging auf die Hintertür zu.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«
Ich hatte gerade die Zementstufen erreicht und drehte mich nach der Stimme hinter mir um.
»Anscheinend haben Sie sich verlaufen.«
Ein Mädchen mit schwarzer Fischerhaus-Schürze tauchte hinter den Mülltonnen auf, und ich öffnete schon den Mund, um ihr zu antworten. Aber als sie auf mich zumarschierte, schoss ein schriller Ton durch meinen Kopf, bohrte sich von meiner Nasenwurzel bis zum Ansatz meines Pferdeschwanzes und wieder zurück. Je näher das Mädchen kam, desto lauter schien das Geräusch zu werden, bis sich mein Schädel anfühlte, als würde man eine sehr kleine Glocke mit einem sehr großen Hammer bearbeiten.
»Nein, nicht verlaufen«, brachte ich hervor und drückte mir die Finger gegen die Schläfen. »Ich brauche nur was zu essen. Garrett hat gesagt, sein Kumpel könnte mir helfen.«
In dem Moment sagte eine Männerstimme: »Aha, da ist ja die Zuckerbiene mit dem Pferdeschwanz.«
Ich ließ meine Schläfen los. Das Geräusch hatte so schnell aufgehört, wie es angefangen hatte.
»Wie schlimm ist es denn? Kopfschmerzen? Übelkeit? Dreht sich alles um dich herum mit Überschallgeschwindigkeit, obwohl du stillstehst?«
Ich drehte mich um und sah einen Mann im mittleren Alter, der eine weiße Kochjacke und eine schwarzweiß karierte Hose im Pepitastil trug und mich verständnisvoll anlächelte. Garretts Kumpel. »Alles gleichzeitig«, sagte ich kleinlaut.
Er zwinkerte mir zu. »Kein Problem. Lass mich nur machen, und bald fühlst du dich wie neugeboren.«
Ich folgte ihm die Treppe hoch und sah beim Zurückschauen gerade noch, wie das Mädchen einen Müllsack in den Container warf und um das Haus herum verschwand.
»Also, was soll es sein? Omelett? Arme Ritter? Nenn mir ein Rezept, und ich koche es dir.«
»Mir ist im Moment alles recht«, sagte ich, als wir uns durch die volle Küche manövrierten.
»Nebenbei bemerkt, hat mich das New England Magazine sieben Jahre in Folge zum besten Frühstückskoch des Nordostens gewählt, also tue ich das nicht für jeden.« Er öffnete den Kühlschrank, holte eine Flasche Wasser heraus und reichte sie mir. »Ich tue es für Garrett.«
»Und wie oft bittet dich Garrett um so etwas?« Ich nahm die Flasche entgegen.
»Heute zum ersten Mal.« Er nickte
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