Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
Vom Netzwerk:
legte. Lächelnd senkte sie ganz langsam ihr Gesicht auf seins.
    »Nein …«, stöhnte ich leise, als ihr Haar wie ein Vorhangnach unten fiel und den Blick darauf versperrte, was ihre Lippen taten. Die Phantasie von Simon und mir verflüchtigte sich, und ich fand mich ruckartig in der Realität wieder. Der Gedanke, dass Caleb nicht Justine küsste, sondern Zara, war einfach zu viel.
    »Caleb!«
    Simons Stimme ließ mich zusammenzucken.
    »Alles okay mit dir?«, fragte er mich.
    Ich nickte.
    In meinem Kopf pulsierte es noch immer, aber ich war zu verblüfft, um ein Wort herauszubringen.
    »Bleib hier.«
    Ich schaute ihm hinterher, als er durch die Bäume rannte. Gegen das Hämmern in meiner Brust war das in meinem Kopf kaum noch spürbar.
    »Gleich ist alles gut, Caleb!«, rief Simon beim Laufen, und dann: »Lass die Finger von ihm!«
    Zara fuhr in die Höhe. Anscheinend wusste sie nicht, auf wen sie sich mehr konzentrieren sollte: auf Caleb, der aus der Trance erwachte, die sie so mühevoll gewoben hatte, oder auf Simon, der auf sie zuschoss wie eine abgefeuerte Pistolenkugel. Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, als Caleb wieder ganz zu Bewusstsein kam, sie von sich stieß und sich hastig erhob.
    »Rühr dich nicht, Simon«, schrie Zara und folgte Caleb, der über die flachen Felsen zurückwich, ohne den Blick von ihr zu wenden. »Alles ist gut, Baby. Kein Grund zur Sorge. Alles ist bestens.«
    Calebs Blick flackerte zwischen Zara und Simon hin und her. Er schien sich vor beiden gleichermaßen zu fürchten. Als Simon am anderen Ende der Felsen hinaufkletterte, starrte Caleb ihn an, schüttelte abwehrend den Kopf und sprang nach unten in das Laub.
    »Caleb! Wo steckst du denn –«, rief Simon, oben angekommen.
    Zara wirbelte zu ihm herum, und er erstarrte. Sie schlenderte langsam und provozierend auf ihn zu, als wüsste sie genau, dass er ewig dort stehen und auf sie warten würde, wenn nötig.
    »Lauf weg«, rief er, ohne den Blick von ihr wenden zu können. Ich wusste, dass er mich meinte, aber ich blieb stehen, als hätten meine Füße in der Erde Wurzeln geschlagen.
    Die Straße, Nessa …Er ist auf dem Weg zur Straße …
    Ich warf einen letzten Blick durch die Bäume und krümmte mich innerlich, als ich Zara nur ein paar Meter von ihm entfernt sah. Dann rannte ich los, in die entgegengesetzte Richtung.
    Ich lief schneller als jemals zuvor in meinem Leben. Zweige zerkratzten mir das Gesicht, und meine Knöchel knickten mehrmals um, als ich über den unebenen Boden raste. Nur einmal verlangsamte ich meinen Schritt, um Calebs Kapuzenpulli vom Baum zu reißen. Als ich aus dem Wald geschossen kam und den Standstreifen der Straße erreichte, schwitzte ich und hechelte nach Luft.
    »Wohin jetzt?«, flüsterte ich und stützte die Hände auf die Oberschenkel. Ich schaute nach rechts und links. Beide Autos standen noch da, wo wir sie gelassen hatten. »Wohin ist er geflohen?«
    Zurück … zurück die Straße entlang, die ihr gekommen seid …
    Ich sprintete über den Asphalt, vorbei an der Zahnarztpraxis, dem Supermarkt, der Schule. Dann vorbei an der Post, dem Café und der Autowerkstatt. Ich rannte, bis die Gebäude immer weniger wurden und nur noch Fichten die Straße säumten. Ich rannte, bis ich das Gefühl hatte, gleich würden meine Lungen explodieren und mir die Beine abfallen. Ich hielt erst an, als Justine mir eine neue Anweisung zuflüsterte.
    Über die Straße …
    Beim Stehenbleiben entdeckte ich eine Tankstelle, die fast im Wald verborgen lag. Schnell eilte ich über die Straße, die lange Zufahrt entlang, und umkreiste das Gebäude.
    Bis auf den Fahrer eines alten blauen Pick-up-Trucks und den Tankwart war niemand zu sehen.
    Aber von Justine kamen keine weiteren Hinweise. Also musste Caleb sich hier befinden.
    Ich wartete, bis der Fahrer zum Bezahlen nach drinnen ging, dann schlich ich auf den Truck zu. Gebückt lief ich die Seite entlang, die vom Gebäude aus nicht zu sehen war. Als ich die Fahrertür erreicht hatte, streckte ich mich kurz, um ins Innere zu schauen. Auch hier war niemand.
    Ich wollte es gerade mit einem nahe gelegenen Schuppen versuchen, da ruckelte der Wagen. Kaum merklich und nur ein einziges Mal, aber ich hatte die Bewegung deutlich gesehen. Und der Fahrer stand noch immer drinnen und bezahlte.
    »Caleb?« Ich schaute vorsichtig über den Rand der Ladefläche. Dort lag ein Haufen alter Planen und Decken, die vibrierten, als würde der Motor noch laufen. »Hab keine Angst,

Weitere Kostenlose Bücher