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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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Richtung«, bestätigte Caleb. »Vanessa kann sich im Hintergrund halten und so tun, als sei sie eine Touristin mit Videokamera. Wenn Zara die Schuld ins Gesicht geschrieben steht, zeichnet sie es auf.«
    »Cal«, erwiderte Simon geduldig, »ich verstehe ja, dass du wütend bist, aber wir brauchen mehr Zeit zum Nachdenken. Wenn wir die Sache übereilen, gehen bei ihr vielleicht die Alarmglocken los und wir bekommen gar keine Antworten. Außerdem hast du gesagt, dass du nicht in ihre Nähe kommen kannst, ohne wie vor den Kopf geschlagen zu sein. Wieso glaubst du, dass du es überhaupt schaffst, mit ihr zu reden?«
    Die beiden fuhren mit ihrer Debatte fort, während ich Olivers Buch überflog. Er wusste zweifellos eine Menge über Winter Harbor – seine Recherchen reichten Jahrhunderte zurück –, aber nirgendwo war von geheimnisvollenTodesfällen und an Land gespülten Leichen die Rede. Ich suchte auch nach Textpassagen, in denen die Marchands erwähnt wurden, doch fand nur einen winzigen Absatz über die Eröffnung von Bettys Fischerhaus.
    »Was haltet ihr davon, wenn ich mit Paige rede?«, schlug ich ein paar Minuten später vor. Ich wurde rot, als beide sich zu mir umdrehten. Trotz des augenblicklichen Gesprächsthemas konnte ich das Gefühl nicht unterdrücken, dass Simon an letzte Nacht dachte, wenn er mich ansah, und Caleb genau spürte, was zwischen uns geschehen war.
    »Die beiden stehen sich ziemlich nahe, oder nicht?«, fragte Caleb.
    »Genau deshalb will ich ja mit ihr reden«, sagte ich. »Und keine Sorge, ich werde nichts über gestern oder über Justine erzählen. Paige plaudert ungehemmt über alles, also dürfte es nicht schwer sein herauszufinden, ob sich Zara in letzter Zeit seltsamer als sonst benommen hat.«
    »Klingt nach einem guten Plan.«
    »Jetzt mal langsam«, protestierte Simon und warf Caleb einen warnenden Blick zu. »Ich … wir wollen nicht, dass du etwas tust, wodurch Zara auf dich aufmerksam wird.«
    Darauf war ich zwar auch nicht scharf, aber aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, heute besser mit dieser Gefahr klarzukommen als noch vor vierundzwanzig Stunden. »Mir wird schon nichts passieren. Ich mache es gleich heute Vormittag bei der Arbeit. Zara kann mir schließlich nicht in aller Öffentlichkeit etwas antun, während wir von einer Riesenmenge Leute umgeben sind.«
    »Okay«, gab Simon einen Moment später nach. »Aber wir beide kommen mit. Wir bleiben zusammen, bis das alles geklärt und vorbei ist.«
    »Guter Kompromiss«, sagte ich.
    »Ich lade nur schnell meinen iPod auf.« Caleb warf Simoneinen Blick zu. »Du solltest deinen auch mitnehmen.«
    Nachdem er die Küche verlassen hatte, räumten Simon und ich den Tisch ab, ohne ein Wort zu sagen. Ob er verärgert war, weil ich mit Paige reden wollte … oder noch schlimmer, ob er die letzte Nacht bereute? Ich versuchte, wieder den Mut zu finden, der mich noch vor wenigen Stunden all das hatte tun lassen, was ich nun einmal getan hatte. Am besten fragte ich ihn einfach, was los war und ob er die Sache mit uns bedauerte. Wenn er das wirklich tat, würde ich behaupten, dass ich kein Problem damit hätte, einfach nur Freunde zu sein. Wir könnten so tun, als sei nichts passiert, falls ihm das lieber war.
    Ich stellte den Geschirrspüler an und warf einen verstohlenen Blick auf Simon. Er stand gegen den Küchentresen gelehnt und betrachtete mich. Hätte ich mich nicht am Tisch festgeklammert, wäre ich hemmungslos zu ihm gerannt, aber ich hielt eisern fest, bis Simon eine Hand nach mir ausstreckte.
    »Vanessa«, sagte er und zog mich an sich. »Letzte Nacht war …«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich erleichtert. »Ich bin froh, dass du das Gleiche fühlst.«
    Er umarmte mich und ließ sein Kinn auf meinem Haar ruhen. Als er wieder zu sprechen begann, war seine Stimme sehr sanft. »Aber trotzdem denke ich, es wäre besser … wenn uns das nicht noch einmal passiert. Zumindest nicht zu bald.«
    Ich erstarrte, dann wich ich zurück.
    »Damit meine ich nicht, dass ich kein Interesse habe«, fügte er schnell mit alarmierter Miene hinzu. »Das musst du mir glauben. Ich fürchte bloß, dass alles zu viel werden könnte, besonders für Caleb. Auf keinen Fall will ich riskieren,dass er sich wegen uns noch schlechter fühlt als jetzt schon.«
    Da ich den Verdacht hatte, dass es in Wirklichkeit einen anderen Grund gab und er nur eine Entschuldigung suchte, um seinen Rückzug zu erklären, versuchte ich, ein Gegenargument zu finden.

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