Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
Lieblingsurlaubsort und sogar Lieblingsfarbe. Die meisten Fragen stellte ich, und er beantwortete alle ohne Zögern.
Nachdem wir unser Essen bestellt und gebracht bekommen hatten, beschloss ich, das Gespräch könne nun persönlicher und ernster werden. Als Vorbereitung schob ich meinen Stuhl näher an seinen heran, bis unsere Arme sich berührten.
»Ich hoffe, das stört dich nicht?«, fragte ich, als er mich erfreut, aber auch überrascht ansah. »Hier drinnen ist es ziemlich laut, und ich will kein Wort von dem verpassen, was du sagst.«
Die Röte wanderte von seinem Hals bis hinauf zu seinen Wangen. »Nein, das macht mir überhaupt nichts.«
»Gut.« Ich lächelte und lehnte mein Knie an seins. »Wie lange wohnst du eigentlich schon in Winter Harbor?«
Er griff nach seiner Gabel … die ihm natürlich aus der Hand fiel. Als er sich bückte, um sie vom Boden aufzuheben, griff ich schnell in meine Handtasche, die über der Stuhllehne hing, und schaltete das digitale Aufnahmegerät ein.
»Ungefähr zwei Monate«, antwortete er, nachdem er wieder aufgetaucht war.
»Erst so kurz?«
»Ja, und viel länger wird es auch nicht werden.« Sein Lächeln wurde kläglich, als er mir in die Augen blickte. »Leider.«
Warme Energie erfüllte meine Bauchgegend. Ich hätte am liebsten weggeschaut, hielt aber den Blickkontakt. »Wieso denn nicht?«
»Ich muss zurück ans College.«
Mein Puls beschleunigte sich. »Wohin denn?«
»Nach Pomona. Eine kleine Uni in Kalifornien.«
»Das ist ganz schön weit weg.«
Er nickte und sah noch deprimierter aus als vorher. Ich sprach schnell weiter, bevor er ganz in dem Gefühl versank und ich die Verbindung zu ihm verlor.
»Aber deine Mutter lebt in Winter Harbor, oder? Also verbringst du nur die Sommerferien bei ihr?«
»Meine Eltern haben sich vor zwei Jahren getrennt, und sie ist hierhergezogen … ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als mitten im Sommer plötzlich Winter war.« Er machte eine kurze Pause. »Warst du damals auch hier?«
Ich hatte mir gerade eine Portion Salat in den Mund gestopft und konzentrierte mich aufs Kauen und Schlucken. »Ja«, brachte ich heraus.
»War das so verrückt, wie es klingt? Ich meine, die Stürme und die ganzen Ertrunkenen und das Eis? Was war da los? Mom war völlig panisch und wäre am liebsten gleich wieder verschwunden. Dummerweise konnte sie sich einen weiteren Umzug nicht leisten. Sie hatte gerade ihre ganzen Ersparnisse in ein Haus gesteckt … und dafür gab es keine Käufer, weil diese freakigen Katastrophen alle abgeschreckt haben.«
Er sprach immer schneller und lebhafter. Redeten alle psychopathischen Killer so über ihre Besessenheit?
»Ja, es war ziemlich verrückt.« Ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, während ich in meinem Essen stocherte. »Und dieser Sommer hat auch nicht gerade toll angefangen.«
»Du meinst wegen der ganzen toten Frauen?« Er schüttelte den Kopf und griff nach seinem Burger. »Stimmt, das ist total schrecklich. Ich habe meiner Mom regelrecht verboten, abends allein aus dem Haus zu gehen. Deshalb bin ich auch vor ein paar Wochen an ihrer Stelle bei eurem alten Ferienhaus aufgetaucht. Du weißt schon, als du da mit deinen Freunden abgehangen hast.«
Er kaute, wischte sich Ketchup vom Kinn, schlürfte sein Getränk. Auch jetzt war ihm nicht anzumerken, falls das Thema ihm unangenehm war.
»Kann ich dir was erzählen?«, fragte er.
Ich hielt den Atem an. Seine Stimme klang anders. Leiser und mit einem seltsamen Unterton. Nervosität? Oder sogar ein Hauch von Angst?
Ich schob meine Reaktion beiseite und lächelte ihn an. »Natürlich.«
»Sogar, wenn es sich völlig durchgeknallt anhört? Schließlich will ich nicht, dass du mich als verrückten Spinner abschreibst und gleich alles vorbei ist, was sonst eine perfekte, traumhafte Beziehung hätte werden können.«
Ich drehte mich ein bisschen, um ihm direkter ins Gesicht schauen zu können … und damit das versteckte Aufnahmegerät einen besseren Empfang bekam. »Eine perfekte Beziehung, was?« Ich beugte mich vor und legte eine Hand auf sein Knie. »Freut mich, dass dir unser Date genauso gut gefällt wie mir.«
Für einen Moment verschlug es ihm die Sprache. Ihm klappte die Kinnlade herunter, aber kein Ton kam heraus. Da ich befürchtete, dass ich zu schnell vorgegangen war, zog ich die Hand wieder weg. Er legte den Burger auf seinen Teller zurück, atmete tief durch und fuhr fort: »Okay, in den Nachrichten haben sie alles auf das
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