Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
keinen Fall überreden lassen würde, woanders hinzugehen; dass ich die Aktion beim geringsten Anzeichen von Problemen abbrechen würde; dass ich Simon, Caleb und die Polizei als Schnellwahlnummern auf meinem Handy eingespeichert hatte. Damit hatte er sich beruhigen lassen – bis jetzt.
Schließlich entschied ich mich für die Wahrheit, da ich das Gefühl hatte, dass nichts anderes ihn überzeugen konnte.
»Ich weiß nicht, was alles nötig sein wird.«
»Was meinst du damit? Du hast gesagt, du benutzt deine –« Er hielt inne, schaute sich um, ob jemand ihn gehört hatte, und startete einen neuen Versuch. »Du hast gesagt, du würdest so überzeugend sein, dass er keine andere Wahl hat, als zu gestehen.«
»Ja, stimmt. Ich weiß nur nicht, was ich alles tun muss, um so überzeugend zu sein.«
Seine Miene verfinsterte sich.
»Natürlich gibt es Grenzen«, fügte ich hinzu und wurde rot. »Aber … ich werde mit ihm flirten müssen. Vermutlich lasse ich mich ein bisschen begrapschen. Willst du dabei wirklich zuschauen? Und riskieren, dass du unser eigentliches Ziel aus den Augen verlierst?«
»Ich kann mich zusammenreißen.«
»Bist du sicher?«
Wir beide kannten die Antwort, also schwieg er lieber.
»Wir haben den siebzehnten Juli«, erinnerte ich ihn leise.
Er schaute zu Boden und nickte. »Kannst du mir wenigstens etwas versprechen?«
»Natürlich«, sagte ich und dachte, dass es dabei um das eben erwähnte Begrapschen ging.
»Sei nicht mutiger, als nötig ist.« Er schaute mir in die Augen. »Okay?«
Die Erinnerung an Charlottes Gedankenstimme füllte meinen Kopf. Ich schob sie beiseite.
»Okay«, erwiderte ich. »Bis bald.«
Er zögerte noch einen Moment, dann ging er. Ich war erleichtert, dass er mich nicht zum Abschied küssen wollte. Ich hätte nicht widerstehen können, und falls Colin uns dabei zufällig gesehen hätte, wäre unser Plan ins Wasser gefallen, bevor er überhaupt richtig angefangen hatte. Anscheinend war Simon der gleichen Meinung.
Ich wartete, bis sein Kombi an mir vorbeigefahren und in die Hauptstraße abgebogen war, dann überprüfte ich noch einmal mein Aussehen im Rückspiegel. Zufrieden stieg ich aus und eilte ins Restaurant. Colin wartete bereits an einem Tisch im hinteren Raum. Als er mich entdeckte, sprang er auf und winkte.
Du kannst das , sagte ich mir selbst, während ich mich durch das Gedränge bei der Bar schob. Er ist nur ein Junge wie jeder andere.
Doch mein Körper fiel darauf nicht herein. Je näher ich dem Hinterzimmer kam, desto stärker zitterten meine Beine. Als ich den Tisch erreicht hatte, fiel ich auf den nächsten Stuhl und trank das Glas Wasser, das bereits von der Kellnerin gebracht worden war, in einem Zug leer, bevor ich auch nur hallo sagte.
»Hi«, begrüßte mich Colin und schob mir sein Glas zu. »Am besten lassen wir uns wohl gleich nachschenken.«
Er winkte die Bedienung heran, die uns gleich einen ganzen Krug brachte.
»Alles okay mit dir?«, erkundigte er sich.
»Na klar.« Ich widerstand der Versuchung, den Krug mit beiden Händen zu greifen und alles in mich hineinzuschütten. Stattdessen zwang ich mich zu einem Lächeln und fragte: »Wie geht es dir denn so?«
»Fantastisch.« Er grinste. »Jedenfalls seit du angerufen hast.«
Ich suchte nach einer tieferen Bedeutung hinter seinen Worten oder seinem Gesichtsausdruck. Am meisten hatten Simon, Caleb, Paige und ich nämlich befürchtet, meine plötzliche Einladung könnte ihn warnen, dass wir ihm auf die Schliche gekommen waren. Dann würde er von Anfang an vorsichtig sein. Und obwohl er mit seinen Aktionen anscheinend unsere Aufmerksamkeit erregen wollte, wussten wir immer noch nicht, aus welchem Grund. Ein wenig beruhigte mich der Gedanke, wie schnell er damals am Strand auf mich reagiert hatte, als er mich nach meiner langen Schwimmtour aus dem Meer auftauchen sah und ich mich bei meinem Schwächeanfall auf ihn gestützt hatte. Aber vorsichtig war ich trotzdem. Falls Colin gefährliche Hintergedanken hatte, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. Er wirkte glücklich. Aufgeregt. Vielleicht ein bisschen nervös, wie man an der hektischen Röte um seinen Shirtkragen erkannte. Außerdem fiel ihm sämtliches Besteck herunter, das er in die Hand nahm. Aber auch das wirkte eher harmlos.
Meine eigene Nervosität ließ ein bisschen nach, und ich begann mit Small Talk. In kurzer Zeit hatten wir die üblichen Themen durch, also das Wetter, Kinofilme, Lieblingsessen,
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