Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
Riesenglück, hier zu wohnen.«
Gerade wollte Mom noch etwas sagen, als mein Handy klingelte. Ich nahm es vom Tisch und warf einen Blick darauf.
»Das ist Paige. Ich kann sie später zurückrufen.«
»Nein, ist schon in Ordnung.« Mom sprang auf und strich ihr vom Wind zerzaustes Haar glatt. »Ich mache mich kurz frisch und schaue nach deinem Vater. Grüß Paige von uns.«
Sie gab mir einen Kuss auf den Scheitel und eilte ins Haus. Ich goss mir ein weiteres Glas Wasser voll, während ich den Anruf annahm.
»Dunkle Traube«, sagte Paige in den Hörer.
»Ist das ein Codewort?«, fragte ich. »Der Tag war echt zu lang, um jetzt Rätsel zu lösen. Meine Gehirnzellen haben sich schon verabschiedet.«
»Nein, kein Codewort«, beruhigte mich Paige, »sondern die offizielle neue Restaurantfarbe von Bettys Fischerhaus.«
»Also hast du dich wirklich für Violett entschieden. Louis hat einen Anfall bekommen, stimmt’s?
»Na ja, er hat ziemlich laut mit Töpfen und Pfannen hantiert, aber ist nicht völlig in die Luft gegangen. Immerhin ist die Farbe ein Kompromiss. Erinnert an Heidelbeercreme, nur vornehmer und weniger bonbonartig. Ein neuer Look für neue Kunden.«
»Klingt toll. Ich kann es kaum erwarten, das Ergebnis zu sehen.«
»Geht mir genauso. Okay, jetzt erzähl mir dein Problem.«
Fast wäre mir der letzte Schluck Wasser im Hals stecken geblieben. »Was für ein Problem?«
»Du hast gesagt, es war ein langer Tag. Wieso? Ist bei der Hausbesichtigung etwas passiert?« Sie stieß ein Keuchen aus. »Du hast ihn gesehen, stimmt’s? Du hast Simon gesehen.«
Ich füllte das Glas nach und trank es mit einem Schluck leer. »Ja, schon. Durch ein Fenster aus dreißig Metern Entfernung.«
»Du hast nicht mit ihm gesprochen?«
»Kein Wort.«
Darauf folgte eine längere Stille. Ich wusste, dass Paige gerade an meiner Stelle wütend auf die Welt war.
»Ist schon okay«, sagte ich. »Wenigstens weiß ich, dass er immer noch in Winter Harbor ist. Er ist nicht aus der Stadt geflüchtet, sobald er von Caleb erfahren hat, dass ich in der Nähe bin.«
»Das ist der jämmerlichste Silberstreif am Horizont, von dem ich je gehört habe.«
Unwillkürlich musste ich grinsen. Aber dann fiel mir ihre andere Frage wieder ein, und das Lächeln verschwand. »Bei der Hausbesichtigung ist tatsächlich etwas passiert. Noch etwas anderes, meine ich.«
»Warte mal kurz. Dazu sollten wir besser ungestört sein, was? Ich gehe in die Gaststube.«
Am anderen Ende der Leitung hörte ich Türen krachen und lauter werdende Stimmen, die wieder verklangen, als Paige sich entfernte. Ich suchte mir ebenfalls einen ungestörten Fleck und stellte mich an den äußersten Winkel der Terrasse. Von hier aus konnte ich Mom und Dad in der Küche sehen. Er ließ sie gerade aus dem Topf probieren, der auf dem Herd köchelte. Anscheinend hatte ich noch ein bisschen Zeit, bevor sie auftauchten.
»Alles klar«, sagte Paige, »schieß los.«
»Okay, also am Anfang war alles in Ordnung, aber dann –« Ich unterbrach mich. »Hast du gerade gesagt, du gehst in die Gaststube, um allein zu sein?«
»Genau. Sie ist im Moment total leer.«
»Aber wir haben noch früh am Abend. Wo stecken die ganzen Touristen?«
»Die essen heute wohl lieber zu Hause. Egal, erzähl weiter. Was ist passiert?«
Ich holte tief Luft. Am liebsten hätte ich gar nicht darüber gesprochen. Aber meine Entdeckung war zu wichtig, um sie für mich zu behalten, und Paige war die Einzige, mit der ich offen reden konnte. Außerdem musste sie möglichst schnell davon erfahren, falls ich die Situation richtig gedeutet hatte.
»Hier gibt es Leute, die Bescheid wissen«, flüsterte ich.
Einen Moment herrschte Stille in der Leitung. »Worüber? Was für Leute?«
»Als ich heute bei unserem alten Ferienhaus war, bin ich kurz rausgegangen, um Luft zu schnappen. Hinter dem Bootsschuppen standen ein paar Menschen, die ich nicht kannte.« Durch die Fensterfront sah ich, wie Dad meiner Mom einen Kuss auf die Wange gab, und sie ihn in die Arme nahm. »Sie haben darüber geredet, wie das Seewasser am Kochen war.«
Diesmal folgte eine lange, bedrückende Pause.
»Paige?«
»Ich bin noch da.« Sie dämpfte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Was meinst du mit ›kochen‹?«
»Na ja, eben brodeln, blubbern wie ein Riesensuppentopf über einem Feuer.«
»Aber woher wissen sie? Wie kann denn jemand …«
»… entdeckt haben, was im Herbst passiert ist? Obwohl wir alles so sorgfältig
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