Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
zweitausend Metern Höhe springen.
»Kaum zu glauben, dass ihr das Blitzlicht überhaupt bemerkt habt«, scherzte Paige.
Ich griff über den Tisch und klappte das Notebook zu.
»Also, was hat das alles zu bedeuten?«, wollte ich schließlich wissen.
»Es bedeutet«, erwiderte Simon leise, »dass diese Leute es ernst meinen. Sie haben recherchiert und sich vorbereitet.«
»Aber diese Infos konnte so ziemlich jeder rausbekommen, oder nicht?«, fragte Paige. »Der Herald hat letztes Jahr ständig über die Todesfälle berichtet. Man muss nur online die alten Ausgaben durchlesen, mehr Recherche gehört nicht dazu.«
»Im Herald standen allgemeine Ortsangaben«, widersprach Caleb, »wie der Leuchtturm oder der Bootsanleger. Ganz bestimmt nicht ›der zweite Felsen auf der linken Seite‹ oder ›bei dem angetriebenen Baumstamm neben dem Hochsitz der Rettungsschwimmer‹.«
»Aber das ist doch verrückt. Außer der Polizei und den Notfallteams weiß niemand, wo sich die Leichen genau befunden haben, außer …« Paige schüttelte den Kopf und brach ab. Gleich darauf schob sie ihren Stuhl zurück und sprang auf. »Ich schaue mal, wo unsere Bestellung bleibt.«
Als sie in der Menge verschwand, erhob Caleb sich ebenfalls.
»Und ich schaue, dass Paige nichts passiert«, sagte er.
Also blieben nur noch Simon und ich übrig. Wir waren allein, so wie ich es mir zuerst erhofft hatte, als er mich zum Essen einlud. Aber statt miteinander zu reden, zu lachen und unsere Freundschaft zu erneuern, umklammerte ich mit beiden Händen das Wasserglas, während er seine Papierserviette zerrupfte.
»Warum hast du nichts davon erzählt?«, fragte er schließlich.
»Ich wollte dich nicht beunruhigen.«
»Ich war schon beunruhigt.«
»Ja, ich weiß, aber …« Ich stieß den Atem aus und schaute ihn an. »Eigentlich wollte ich genau das hier vermeiden.«
Sein Blick traf meinen. »Was denn?«
»Ich wollte nicht, dass in den Mittelpunkt gerät, wer und was ich bin. Meine Herkunft sollte nicht wieder alles zwischen uns kaputtmachen.«
»Vanessa, selbst ohne diese Fotos und die Leute, die du belauscht hast … du bist nun einmal du. Irgendwann hätten wir uns damit auseinandersetzen müssen.«
Er klang, als würde er über ein wissenschaftliches Problem sprechen. Oder über eine ansteckende Krankheit. Als sei mein wahres Ich ein medizinischer Fall mit ärgerlichen Nebenwirkungen, gegen den man noch kein Heilmittel entwickelt hatte.
»Ja, du hast recht«, sagte ich. »Natürlich hast du recht, aber –«
Ich hielt inne, als plötzlich aus dem Nachbarraum ein nur allzu bekannter Klang ertönte. Simon schaute hoch, sein Gesicht spannte sich, und ich wusste, dass er ihn ebenfalls hörte. Einer nach dem anderen unterbrachen die Männer um uns herum ihre Gespräche und lauschten.
Sie lauschten auf die Stimme von Paige.
Weil sie nämlich im Nebenraum stand und … sang.
Kapitel 12
K annst du mir mal erklären, was das sollte??
Was denn?
Paige. Hör schon auf.
An der Bar lief ein Song von REO Speedwagon. Wie sollte ich da widerstehen?
Du hättest nur mal in die Gesichter um dich rum schauen müssen. Das hätte ganz sicher geholfen.
Ich lehnte mich gegen den Jeep und wartete. Als keine Antwort kam, schickte ich eine weitere SMS .
Du weißt doch, was unsere Stimmen mit ihnen anstellen. Warum spielst du damit herum?
Wieder keine Antwort. Am liebsten hätte ich angerufen und ihr meine Frage ganz direkt gestellt. Paige hätte es wirklich besser wissen müssen. Selbst wenn sie ihre eigenen Kräfte nicht kannte, war ihr doch klar, dass Raina, Zara und der übrige Clan letztes Jahr beim Lichterfest ihre Sirenenstimmen benutzt hatten, um die männlichen Opfer auf den Meeresgrund zu locken. Also warum benahm sie sich so leichtsinnig? Leider musste ich warten, bis ich mit Paige allein sprechen konnte, denn im Moment wurde sie von Simon und Caleb nach Hause gefahren. Die drei würden noch mindestens zwanzig Minuten unterwegs sein, da sie zuerst mich mit dem Wagen begleitet hatten, um sicherzugehen, dass mir sonst niemand folgte.
Ruf mich an, wenn Du kannst, hdl, V
Ich drückte auf »Senden« und ging auf den Hauseingang zu. Glücklicherweise wurde bei dem Fastfood in Murph’s Grillstube nicht an Salz gespart, sonst hätte ich den Abend dort nicht durchgestanden, ohne mit dem Gesicht voran in meine Fritten zu fallen. Nachdem Paige an unseren Tisch zurückgekehrt war, hatten wir das Thema gewechselt und nicht länger über Mord
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