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Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Titel: Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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in Bewegung und steuerte gehorsam auf den Pfad zu.
    »Vanessa, wohin …? Jack hat gesagt …«
    Ich hielt den Atem an, als ich an ihm vorbeiritt und in die Büsche eintauchte. Zuerst hörte ich nur die Hufe meines eigenen Pferdes auf dem trockenen Boden, aber dann ertönte hinter uns ein etwas schnelleres Getrappel.
    Ich atmete erleichtert aus und trieb die Stute noch einmal mit den Fersen an. Sie beschleunigte auf Trab, und wir tauchten in eine sanfte grüne Hügellandschaft ein, die sich bis zum Horizont zu erstrecken schien. Zuerst wurde ich wie ein Sack Mehl im Sattel herumgeschüttelt, was nicht gerade angenehm war, aber mit einigem Experimentieren fand ich schnell heraus, wie man sich im Rhythmus des Pferdes bewegte. Mit klopfendem Herzen horchte ich auf galoppierende Hufe oder Autoreifen in der Ferne und wartete darauf, dass man uns verfolgte, einkreiste, zum Absitzen zwang und vom Farmgelände verbannte. Aber nichts geschah.
    Zehn Minuten später begann sich der Pfad durch dichtes Unterholz zu winden. Ich zog leicht an den Zügeln und wartete darauf, dass Simon mich zur Umkehr ermahnte. Doch diese Erwartung traf genauso wenig ein wie eine Horde verärgerter Langden-Farmer. Also ritten wir weiter.
    Wir stellten bald fest, dass die Gegend tatsächlich so magisch war wie versprochen. Der Pfad wurde schmaler, gleichzeitig wurden die Bäume um uns immer mächtiger und höher. Sonnenstrahlen fielen durch die Äste, die sich über uns wiegten, und brachten die Luft zum Schimmern. Lichtflecken tanzten auf dem Waldboden. Blumen in Violett, Rot und Gelb wuchsen unter dem schützenden Dach. Schmetterlinge tanzten zwischen Blütenblättern. Vögel sangen mit leisen, süßen Stimmen. Während wir uns auf dem sich windenden Pfad durch den Wald bewegten, fühlte es sich an, als würden wir ihn nicht einfach durchqueren, sondern von ihm eingehüllt werden.
    Simon und ich schwiegen die ganze Zeit, und als wir eine alte überdachte Brücke erreichten, mussten wir einander nicht erst fragen, ob wir hier Rast machen wollten. Wir glitten einfach von den Pferderücken, banden die Zügel um einen Baumstamm und gingen auf den roten Holzbogen zu. Schweigend erreichten wir die Mitte der Brücke und lehnten uns über das Geländer. Während wir dem Bach zuschauten, der drei Meter unter uns rauschte, gab es für mich nur noch zwei Dinge auf der Welt: die natürliche Schönheit überall um uns herum … und die Berührung von Simons Arm, der meinen streifte.
    Nach einer ganzen Weile brach Simon das Schweigen.
    »Wann bist du so mutig geworden?«
    Mein Blick löste sich vom Wasser und heftete sich an eine hohe Tanne in der Ferne.
    »So etwas hättest du früher nie gemacht.« Seine Stimme war leise und nachdenklich.
    »Was denn?«
    »Regeln brechen, sich über Anweisungen hinwegsetzen … Ich gebe zu, Jack war nicht gerade ein einschüchternder Typ, aber trotzdem. Er hat uns gesagt, welche Grenzen wir nicht überschreiten sollen … und trotzdem sind wir jetzt hier, am anderen Ende der Welt. Die frühere Vanessa hätte zu viel Angst gehabt, um so weit zu kommen. Sie hätte sich keinen Ärger einhandeln und vor allem keinen Erwachsenen enttäuschen wollen.«
    Die frühere Vanessa. Vielleicht konnte ich ihn wirklich überzeugen, dass ich jemand anderer war, aber eben eine neue, verbesserte Version des Mädchens, das er kannte?
    Als wollte er meine Frage beantworten, fuhr Simon fort: »Mir ist das in letzter Zeit schon öfter aufgefallen. Zum Beispiel vorhin, als dich der Typ in der Scheune belästigt hat und du für ihn nur ein Schulterzucken übrig hattest. Oder als du neulich darauf bestanden hast, dass du nachts allein nach Hause fahren kannst.«
    »Was du natürlich nicht zugelassen hast«, erinnerte ich ihn. »Du bist mir die ganze Strecke bis zu unserem Tor gefolgt.«
    »Ich weiß, und das würde ich jederzeit wieder tun. Aber trotzdem war mir klar, dass du es ernst gemeint hast. Früher hättest du zwar nicht direkt um meine Begleitung gebeten, doch insgeheim wärest du erleichtert gewesen und hättest bestimmt nicht protestiert.«
    Ich schwieg, denn er hatte recht.
    »Das gilt auch für den heutigen Tag und deine Einladung«, fuhr er mit weicher Stimme fort. »Besonders, weil so viel zwischen uns … ungeklärt ist. Diese Direktheit ist neu. Anders.«
    »Die alte Vanessa hätte darauf gewartet, dass du den ersten Schritt machst.«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Und hättest du?«
    Er stieß ein kurzes, amüsiertes Lachen aus.

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