Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung
»Siehst du? Genau das meine ich. Früher hättest du so eine Frage nie gestellt.«
Danach folgte eine lange Pause, in der ich auf seine Antwort wartete.
»Hm …« Er richtete sich gerade auf und stützte die Hände auf das Holzgeländer. »Hätte ich den ersten Schritt gemacht und wäre auf dich zugekommen? Um wieder mehr als nur ein Freund zu sein?«
Sein Ellbogen berührte meinen, und mir stockte der Atem.
»Ich glaube, ich hätte kaum eine andere Wahl gehabt.«
Noch vor einer Woche hätte ich nie im Leben getan, was ich nun tat. Die alte Vanessa hätte es sich auf der Stelle ausgeredet.
Aber die neue Vanessa griff nach Simon und küsste ihn. Ich küsste ihn. Ohne sich erst zögernd zu ihm umzudrehen, vorzubeugen und zu hoffen, dass er darauf reagieren würde. Nein, ich legte die Hand auf seinen Arm, zog ihn weit genug heran, damit ich gerade zwischen ihm und dem Geländer Platz hatte, griff nach seinem Hals … und küsste ihn.
Vielleicht hatte Charlotte das gemeint, als wir uns vor ein paar Wochen am Strand unterhalten hatten. Mein Körper handelte fast von selbst und ließ sich nicht wie sonst von meinem Kopf bremsen. Waren hier meine Sirenenkräfte am Werk?
Ganz egal, denn wenn ich geahnt hätte, welche Wirkung diese simple Handlung haben würde, hätte ich mich viel früher dazu überwunden. Denn mit einem Schlag verschwanden alle Probleme und Fragen, alles Zögern und Zaudern. Nervosität verwandelte sich in Erregung, Schüchternheit in Wagemut. Bisher hatten unsere Küsse – besonders die ersten, nachdem wir uns ein paar Tage nicht gesehen hatten – immer sehr vorsichtig begonnen. Zärtlich. Zurückhaltend. Aber jetzt übersprangen wir diese Anfangsphase, unsere Münder pressten sich aufeinander, unsere Lippen öffneten sich, und wir fielen übereinander her wie sonst nur in der Mitte unserer wildesten Knutschereien. Simons Hände strichen zielsicher über meinen Rücken und ergriffen meine Hüften. Ich presste meinen ganzen Körper an ihn, als könnte ich ohne jeden Zweifel wissen, dass Simon genau das wollte und mich nicht zurückweisen würde.
Überraschenderweise wusste ich es tatsächlich.
Er drückte mich gegen das Holz der Brücke. Ich ließ seinen Pulli nur lange genug los, um nach dem Geländer zu fassen und mich hochzuziehen. Im Sitzen schlang ich die Beine um seine Taille, während er meine Hüften umfasste. Sein Mund wanderte meinen Hals hinab und über die nackte Haut meines Ausschnitts. Ich vergrub die Finger in seinem Haar und zog sein Gesicht noch näher heran. Er strich mit einer Hand meinen Rücken hinauf, bis er den Kragen meiner Jeansjacke erreicht hatte und daran zerren konnte, so dass sie mir die Arme herunterrutschte. Während seine Lippen über meine Schulter wanderten, fuhr er gleichzeitig mit der Hand meinen Arm entlang und schob den Träger meines Top beiseite. Seine andere Hand bewegte sich am rechten Schenkel empor, bis sie die Öffnung meiner kurzen Hose erreichte und hineinglitt. Ich schlang die Beine noch enger um ihn und küsste jedes Stück Haut, das ich erreichen konnte – den Hals, das Kinn, die empfindliche Stelle hinter dem Ohr.
Mit mir ist alles okay , beantwortete ich im Kopf die Frage, die Simon gleich stellen würde, mehr als okay, mir geht es fantastisch! Das hier … mit dir … ist genau, was ich will. Am liebsten würde ich nie wieder aufhören.
Nur kam die Frage gar nicht. Dabei stellte Simon sie sonst jedes Mal, egal, wie oft wir schon intim gewesen waren.
Entweder hatte ich überzeugender gewirkt, als ich mir selbst zugetraut hätte, oder Simon war ebenfalls mutiger geworden.
»Ist euch beiden klar, dass eure Pferde schon mal ohne euch losgezogen sind?«
Simon schreckte zurück. Ich legte erschrocken die Hand auf den Mund, als wollte ich den Beweis für unsere Knutscherei verdecken, und sprang vom Geländer.
Jack saß auf einem riesigen Hengst und betrachtete uns vom Ende der Brücke aus. Er nickte in Richtung des Reitpfades, wo unsere Pferde gerade zurück zur Farm trotteten.
»Ihr solltet ihnen vielleicht besser nachlaufen«, schlug er vor. »Ein halbes Dutzend unserer Leute sucht nach euch, und zwei reiterlose Pferde dürften sie nicht gerade beruhigen.«
Mit diesen Worten wendete er seinen Hengst und galoppierte davon – aber erst, nachdem er uns verschwörerisch zugeblinzelt hatte.
Ein paar Sekunden war alles still, dann bekamen Simon und ich einen Lachanfall. Unser wildes Gekicher fühlte sich befreiend an und füllte
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