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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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blieb einen Moment stehen, um sicherzugehen, bis ich sie unter Wasser einatmen sah.
    Als ich die letzte Wanne hinter mir gelassen hatte, riskierte ich einen schnelleren Schritt und rannte das kurze Stück zur Treppe. Ich schnappte mir mein Handy und meine Kleidung und hetzte nach oben, wobei ich zwei Stufen auf einmal nahm.
    »Stopp!«
    Die nur allzu bekannte Stimme löste eine Migräneattacke aus, die sich wie ein explodierender Torpedo mitten in meinem Kopf anfühlte. Ich taumelte gegen die kalte Steinwand.
    »Sie entkommt!«
    »Schon gut«, beruhigte Oliver sie. »Alles ist in bester Ordnung, und die Gruppe ist vollzählig.«
    Mein Herzschlag dröhnte mir in den Ohren. Da Oliver mir nicht augenblicklich hinterherrannte, beugte ich mich vor und blickte vorsichtig um die Wand an der Kellertreppe herum.
    Sie saß kerzengerade in einer Wanne nahe bei Olivers Tisch, ihr schwarzes Haar klebte nass an ihrem Kopf, ihre Silberaugen leuchteten wie ausgebrannte Sterne und waren direkt auf mich gerichtet. Ihr Körper war viel dünner, als ich ihn in Erinnerung hatte, und die einstmals goldbraune Haut hatte nun eine bläulich weiße Farbe. Fast hätte ich sie nicht erkannt, doch ihre Gesichtszüge hatten sich mir aus purer Furcht eingeprägt.
    Daher wusste ich sofort, wen ich vor mir hatte. Wenn auch abgemagert und leichenblass – sie war immer noch Zara.
    Oliver schien zu glauben, dass sie in einem Traum gefangen war, und tatsächlich schien sie mich nicht zu sehen, obwohl sie genau in meine Richtung blickte. Er strich ihr übers Haar und drückte sie sanft an den Schultern nach unten. Das Licht ihrer Augen verlosch, als sie die Lider schloss, und sie ließ sich ohne Widerstand zurücksinken.
    Meine Beine wären am liebsten mit mir durchgegangen, aber statt wild loszugaloppieren, schlich ich auf leisen Sohlen den Rest der Treppe hinauf, durch die Küche, durch das Wohnzimmer und hinaus ins Freie. Auf der vorderen Veranda blieb ich kurz stehen, um in meine Jeans und einen Pulli zu schlüpfen. Dann sprang ich mit nackten Füßen ins Gras und erlaubte mir endlich, in vollem Tempo zu rennen. Vor Erleichterung hätte ich weinen können, als ich das Auto noch immer an seinem Platz sah und die Schlüssel in meiner Jackentasche fand, aber jetzt war nicht der Moment für Tränen. Ich sprang in den Wagen, brauste los, ohne mich noch einmal umzusehen, und flog regelrecht die kurvige Straße entlang.
    In zehn Minuten brachte ich fast zehn Meilen Abstand zwischen mich und die Marchands. Dann erst hielt ich an, um auf mein Handy zu schauen. Ich hatte keine SMS erhalten, sondern vier Nachrichten auf meiner Mailbox. Leider stellte sich heraus, dass zwei von Mom waren, eine von Dad und die letzte von Parker. Mom wollte mich informieren, wie es Paige ging und was es zum Abendessen geben würde, Dad bat mich um einen Rückruf, und Parker wollte einfach nur hallo sagen und fragen, ob wir uns später sehen könnten.
    Obwohl ich enttäuscht war, dass Simon nicht geantwortet hatte, und trotz allem, was mir gerade passiert war, freute ich mich über Parkers Stimme. Wenigstens ihm war ich nicht egal. Okay, ich hatte mich Simon gegenüber blöd benommen, aber mich schon tausendmal entschuldigt und keine Antwort erhalten. Normalerweise hätte ich mir Sorgen gemacht, ob er in Schwierigkeiten steckte und vielleicht schon von den Sirenen eingewickelt worden war, aber Paige telefonierte jeden Tag mit Riley und war deshalb immer auf dem Laufenden, was die beiden Jungs für den Abend geplant hatten. Natürlich war es theoretisch möglich, dass die Sirenen auch Riley umgarnt hatten, doch dann würde er wohl kaum so verliebt bei Paige anrufen.
    Wenn Simon entschlossen war, mich zu ignorieren – selbst bei Nachrichten, in denen es um viel Wichtigeres ging als unsere Beziehung –, was sollte ich dann noch tun? Ich konnte ihn schließlich nicht umstimmen, solange er sich weigerte, mit mir zu reden.
    Glücklicherweise gab es noch jemanden, den ich über die Marchands informieren musste und der bestimmt ebenfalls der Meinung sein würde, dass wir etwas tun mussten, bevor die Situation völlig außer Kontrolle geriet.
    »Caleb!«, schrie ich durch das offene Autofenster, als ich mit Vollgas auf den Parkplatz des Hafengeländes fuhr.
    Er war gerade dabei, Seepocken vom Rumpf eines aufgebockten Bootes zu entfernen. Als er mich sah, wirkte er zuerst verwirrt, dann erfreut, dann wütend. Ich stellte hastig den Wagen ab und rannte auf ihn zu, aber er drehte sich weg

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