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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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und hackte wilder als zuvor auf die Seepocken ein.
    »Caleb, Gott sei Dank«, stieß ich atemlos hervor, als ich bei ihm ankam, und hielt ihm die Papiere entgegen, die ich in Bettys Keller aufgesammelt hatte. »Du wirst nicht glauben, was ich gerade …«
    »Du bist völlig durchnässt«, stellte er fest, ohne mich anzusehen.
    »Ich weiß, das gehört zu der Geschichte, die ich dir erzählen muss. Ich war gerade bei Betty und …«
    »Sei still, Vanessa.«
    Ich schwieg abrupt.
    Er ließ den langstieligen Metallkratzer sinken und schaute mich an. »Wie konntest du so etwas tun?«, fragte er leise. »Nach allem, was ihr beide zusammen durchgemacht habt und was im Sommer passiert ist …« Er senkte den Blick auf seine Arbeitsstiefel. »Ich hätte nie geglaubt, dass du zu so etwas fähig bist.«
    Also hatte er von unserer Trennung erfahren. »Glaub mir, das wollte ich nicht. Mir blieb einfach keine Wahl.«
    »Sag bloß.« Seine Stimme klang ungläubig.
    »Ja, wirklich.« Ich trat einen Schritt auf ihn zu. »Die Sache ist kompliziert, und ich werde dir später alles erklären, großes Ehrenwort, aber jetzt ist keine Zeit für …«
    »Quantenphysik ist kompliziert. Captain Montys Stimmungsschwankungen vorauszusagen ist kompliziert.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Mit einem Privatschulschnösel ins Bett zu hüpfen, während Simon wie ein Verrückter nach dir sucht und vor Sorge fast durchdreht?« Er schüttelte den Kopf. »Das kommt mir ziemlich simpel vor.«
    »Caleb«, sagte ich, während mir die Farbe aus dem Gesicht wich und meine Beine ganz taub wurden, »ich weiß nicht, was für Gerüchte du gehört hast, aber ich schwöre dir, dass ich nicht …«
    »Schon mal von einer Yacht namens Boston gehört?«
    Vor mir sah ich den beschrifteten Rettungsring auf dem Boot von Parkers Vater. »Ja«, flüsterte ich.
    »Simon hat dich durchs Kajütenfenster gesehen. Du lagst mit einem Typen im Bett – nachdem du bei Simon angerufen hattest und er die ganze Nacht gefahren ist, um sich mit dir zu treffen. Zuerst hat er dich eine Ewigkeit gesucht, dann hat er dein Auto auf dem Parkplatz vom Lighthouse Resort gesehen. Weil du nicht ans Handy gegangen bist, hat er sich Sorgen gemacht und auf der Yacht nachgeschaut, ob du dort steckst.«
    »Aber ich habe nicht … wir haben nicht …«
    »Ach nein?« Er zog sein Handy heraus, drückte ein paar Tasten und hielt es mir vor die Nase. »Und was ist damit? Fällt dir dazu etwas ein?«
    Ich hätte keine Antwort herausgebracht, selbst wenn mir eine eingefallen wäre.
    Wie gelähmt starrte ich auf das Foto, das Parker und mich am Fluss zeigte, wie wir knutschend aufeinanderlagen. Das Foto stammte von der Website Prepschool Watch, aber inzwischen hatte jemand einen neuen Untertitel hinzugefügt.
    Parker King zeigt Mitschülerin Vanessa Sands von der Hawthorne Highschool, wie man es bei den oberen Zehntausend treibt.

K APITEL 24
    A m Montag in Boston schwänzte ich zum ersten Mal einen ganzen Tag die Schule. Ich wachte vor Morgengrauen auf, und als Dad unter der Dusche stand, brach ich das Holzkästchen in seinem Büro auf, das die Erinnerungspostkarten enthielt. Voll angezogen lief ich in die Küche, schwindelte Mom etwas von einem frühen Termin bei Miss Mulligan vor und verließ das Haus, bevor Dad aus dem Bad kam. Als Nächstes ging ich zur Post und knöpfte mir einen jungen Mann vor, der dort die Briefe sortierte. Lächelnd und mit den Wimpern klimpernd, fragte ich ihn aus, bis ich die Information bekam, die ich brauchte. Dann fuhr ich mit dem Bus Richtung Stadtrand, stieg zweimal um, fragte ein Dutzend Mal nach dem Weg und verlief mich ungefähr genauso häufig, bis ich endlich vor einem schmalen Backsteingebäude stand, das sich im südöstlichsten Viertel von Boston befand.
    Noch einmal verglich ich die Adresse in meiner Hand mit dem rostigen Hausnummernschild, das hier an die Tür genagelt war. Auf der alten Postkarte, die Bettys Fischerhaus als Motiv hatte, war ein Postfach angegeben gewesen, und die Nummer gehörte zum Haus 134 in der Fourth Street. Falls es davon in Boston nicht mehrere gab, befand ich mich hier an der richtigen Adresse.
    Nervös stieg ich die bröckelnden Stufen zur Eingangstür hoch. Oben angekommen, sah ich zwischen den Häuserdächern in der Ferne das blaugrüne Meer schimmern. Ich atmete die salzige Luft ein und dann ganz langsam wieder aus. Ein wenig ruhiger hob ich die Hand und klopfte. Kurz darauf wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet – und

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