Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)
Protestieren.
Allerdings war ich nicht sicher, ob das am vielen Lachen lag oder an seiner Berührung, die meinen ganzen Arm elektrisch kribbeln ließ.
Was auch immer der Grund war, jedenfalls ließ ich es geschehen. Wir holten uns jeder einen Taco und fanden zwei freie Stühle in der Mitte des Partygewühls. Während ich so neben Parker saß, mich zwischen fremden Menschen mit Tacosoße beschmierte und gegen die Musik anschrie, um mich mit Parker über Fernsehen, Kino und ähnliche unwichtige Themen zu unterhalten, fühlte ich mich anders als sonst. Nämlich glücklich.
Normal.
Ich wünschte mir, dass es nie wieder aufhörte. Und anscheinend ging es Parker genauso.
»Ich will ja nicht angeberisch wirken«, erklärte er, nachdem wir mit dem Essen fertig waren, »aber zu Hause habe ich eine Multimediasammlung, die dich umhauen würde.«
»Ach ja?«
Er nickte und grinste. »Um Längen besser als alle Kinos der Stadt.«
Er wollte, dass ich mit ihm nach Hause ging und Filme guckte? Vermutlich auf einem Sofa … in einem dunklen Zimmer …
»Es ist schon ziemlich spät.« Ich fühlte einen Stich im Herzen, als sein Lächeln blasser wurde. »Am besten sollte ich nach Hause gehen.«
Er zuckte ergeben mit den Schultern und hielt mir eine Hand hin, als ich aufstand. Ich nahm sie, ohne zu zögern.
Immerhin ging ich brav nach Hause, statt die Nacht bei ihm zu verbringen. Was machte es da schon, wenn wir währenddessen Händchen hielten?
Unterwegs sangen Parker und ich abwechselnd – und nicht gerade schön – unsere liebsten Kino-Kitschsongs. (Meiner war »Danger Zone« aus Top Gun und seiner »Everything I Do, I Do It for You« aus Robin Hood .) Auf halbem Weg bekam ich einen weiteren Lachanfall und bat ihn, den Mund zu halten, damit ich wieder zu Atem kam und weitergehen konnte. Dieser kleine Zwischenstopp verlängerte unsere gemeinsame Zeit um dreißig Sekunden, worüber ich nicht gerade traurig war.
»Jetzt verstehe ich es endlich«, sagte ich, als wir bei meiner Straße ankamen.
»Was denn?«
»Das Parker-King-Phänomen.«
»Ach, so etwas gibt es?« Er klang geschmeichelt.
»Das weißt du doch genau.« Ich blieb ein paar Häuser vor unserem stehen und wandte mich ihm zu. »Das Parker-King-Phänomen ist deine magische Fähigkeit, jedes Mädchen in deiner Nähe zum Schmelzen zu bringen und in eine klebrig süße Pfütze zu verwandeln.«
Er verzog das Gesicht. »Kann ich sie nicht in etwas Angenehmeres verwandeln? Ich denke da an Engel oder Regenbögen – jedenfalls keine klebrigen Pfützen.«
Ich lächelte zu ihm hoch und trat näher.
»Wenn du dieses Phänomen also jetzt verstehst«, sagte er, und seine Stimme wurde ganz weich, »heißt das, du hast persönliche Erfahrung damit?«
Diesmal wurde mein Lächeln schlagartig blasser. »Kann schon sein«, erwiderte ich, obwohl ich wusste, dass diese Antwort genau die falsche war. Auch wenn ich nur die Wahrheit sagte. Gerade weil ich die Wahrheit sagte.
Mein Herz schlug so heftig, dass es mir aus der Brust zu springen drohte, als er die Hand hob, nach meinem Ärmel griff und sorgfältig das getrocknete Wachs entfernte.
»Wunderhübsch«, sagte er.
Natürlich sprach er von dem Mantel, aber jeder Teil von mir sehnte sich danach, es anders zu deuten.
»Parker«, flüsterte ich und schaute gebannt zu, wie seine Lippen sich meinen näherten.
Er küsste mir das Wort aus dem Mund. Seine Lippen waren warm, salzig und zärtlich. Sie berührten mich so vorsichtig, als habe Parker Angst, dass ich zurückweichen könnte.
Was ich natürlich hätte tun sollen. Die richtige Reaktion wäre gewesen, mich von ihm zu lösen und schnurstracks die Straße hinunter bis nach Hause zu laufen. Stattdessen erwiderte ich seinen Kuss zuerst schüchtern und dann immer wilder. Als unsere Lippen sich öffneten und seine Zungenspitze meine berührte, atmete ich scharf ein, als hätte man mir einen Hieb in den Magen versetzt.
Nur war das Gefühl keineswegs unangenehm, sondern wunderbar, und die Wirkung war unglaublich. Ich fühlte mich nicht länger schwach auf den Beinen, meine Arme schlangen sich fest um ihn, und mein rasender Herzschlag klang auf einmal nicht mehr nervös, sondern stark und erregt.
Der Geschmack war fast noch besser. Das Salz auf seinen Lippen stammte natürlich vom Essen, aber trotzdem erinnerte es an so viel mehr: Parker schmeckte wie ein frisches, belebendes Glas Meerwasser nach einer wochenlangen Durststrecke. Mit jedem Kuss wurde mein Verlangen nur noch
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