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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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stärker.
    »Hey, habt ihr kein Zuhause?«, rief uns jemand lachend von der anderen Straßenseite zu.
    Da erst wurde mir bewusst, dass wir noch immer mitten auf dem Bürgersteig standen, wo uns jedermann zugucken konnte. Ich packte Parker am Mantelaufschlag und zog ihn – ohne mit dem Küssen aufzuhören – zu einem schmalen Rasenstreifen zwischen zwei Häusern, die uns vor neugierigen Blicken verbargen.
    »Vanessa«, keuchte er und lehnte sich gegen mich, so dass ich an die Hauswand gedrückt wurde.
    Ich spürte seine Finger an meinem Hals, wo sie begannen, meinen Mantel aufzuknöpfen.
    »Komm mit mir mit.«
    »Wohin?« Ich schloss die Augen, als seine Lippen über meinen Ausschnitt und meine nackte Schulter wanderten.
    »Ganz egal.« Er presste seinen Mund wieder auf meinen. »Nur weg von hier. Über die sieben Weltmeere.«
    »Auf deinem Segelboot.« Ich erinnerte mich noch vage daran, was er mir über seine Zukunftsträume erzählt hatte.
    »Ja.« Ich spürte das Lächeln auf seinen Lippen. »Nur du und ich. Auf meinem Segelboot.«
    Ich konnte es regelrecht vor mir sehen. Wir beide ganz allein, und um uns herum Hunderte von Meilen nichts als blauer Himmel und Wasser. Wir könnten einfach zusammen verschwinden. Niemand brauchte davon zu wissen. Ich wäre nicht mehr in Gefahr, jemanden zu verletzen …
    »Okay«, flüsterte ich.
    Für einen Sekundenbruchteil wurde er ganz still. »Wirklich?«
    Ich nickte, küsste ihn und zog ihn näher.
    In der Ferne hörte ich einen Automotor aufheulen und Reifen quietschen.
    »Und was ist mit deinem Freund?«, fragte Parker. »Ist zwischen euch beiden wirklich Schluss?«
    Mein Freund. Simon.
    Schlagartig öffnete ich die Augen und schlängelte mich aus Parkers Armen. Dann rannte ich aus dem Schatten der Häuser hinaus auf den Bürgersteig.
    Gerade rechtzeitig, um einen bekannten grünen Wagen mit dem Kennzeichen von Maine zu sehen, der am Ende der Straße um die Ecke raste.

K APITEL 26
    A m nächsten Morgen warf ich einen Blick in Paiges Zimmer, die noch immer schlief – genau wie in der Nacht, als ich nach Hause gekommen war –, unterhielt mich kurz am Frühstückstisch mit Mom und Dad und machte mich auf den Weg zur Schule. Zumindest ließ ich meine Eltern das glauben, während ich in Wirklichkeit einen Bus nahm, der an den südlichen Stadtrand fuhr. Ich konnte Willa nicht vorwarnen, da ich keine Telefonnummer von ihr hatte, aber ich wusste einfach nicht, wo ich sonst hinsollte. Heute Parker unter die Augen zu treten kam mir ganz unmöglich vor. Besonders, da ein Teil von mir sich fast schmerzhaft danach sehnte, ihn wiederzusehen und an der Stelle weiterzumachen, wo wir aufgehört hatten, weil ich, ohne mich zu verabschieden, in unser Haus gestürzt war. Ich nahm an, dass Willa nichts dagegen haben würde, dass ich unangemeldet hereinschneite.
    Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass niemand zu Hause sein könnte.
    Ich stand auf der Eingangstreppe, zitterte im kalten Morgennebel und klopfte. Als die Tür geschlossen blieb, versuchte ich es noch einmal, dann lehnte ich mich über das Eisengeländer und klopfte stattdessen ans Fenster. Durch den dünnen Vorhangstoff sah ich, dass im Wohnzimmer niemand war.
    Ich nahm an, dass Willa schwimmen gegangen war, und setzte mich auf die Stufen, um zu warten. Dabei holte ich mein Handy aus dem Rucksack und schaute zum tausendsten Mal, seit ich gestern Simons Wagen hatte wegrasen sehen, ob irgendeine Nachricht gekommen war.
    »Hallo, Süße!«
    Ich blickte auf und sah einen Mann im mittleren Alter, der mich aus dem offenen Fenster eines geparkten Müllwagens anglotzte.
    »Was macht ein hübsches Ding wie du in dieser Gegend?«
    Ich schaute weg und hielt mir das Handy ans Ohr, als ob ich mitten im Gespräch sei. »Brauchst du jemanden, der dich mitnimmt?«, fragte sein Kollege, der gerade einen vollen Müllsack hinten in den Laster warf. Er kam über die Straße auf mich zu.
    Da ich fürchtete, dass der Klang meiner Stimme sie erst recht anlocken würde, schüttelte ich stumm den Kopf und beeilte mich, von der Treppe zu kommen. Hinter einem verwitterten hölzernen Tor führte der Weg von Willas winzigem Vorgarten nach hinten, und als ich dagegenstieß, ließ es sich glücklicherweise ohne große Probleme aufschieben. Ich warf es schnell wieder hinter mir zu und zerrte einen schweren schmiedeeisernen Tisch davor, um auf Nummer sicher zu gehen.
    Willas Garten hatte keine Rasenfläche, sondern war als gefliester Innenhof gestaltet

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