Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
Vom Netzwerk:
und so schlicht und ordentlich wie ihre Wohnung. Es gab zwei schmiedeeiserne Stühle, die zu dem Tisch passten, und einige Keramiktöpfe voller herbstlich verwelkter Ringelblumen. Eine schmale Holztreppe führte zur Hintertür der Wohnung.
    Gerade als ich mich auf einen der Stühle gesetzt hatte, spürte ich in meinem Kopf ein seltsames Druckgefühl. Es pulsierte kurz, hörte dann wieder auf und begann ein paar Sekunden später von neuem. Das Gefühl war nicht schmerzhaft, eher so, als würde ich meinen Herzschlag bis in die Stirnadern fühlen.
    Du bist einfach nur gestresst … Dir wird alles zu viel, und darauf reagiert dein Körper mit seltsamen Symptomen …
    Um mich zu entspannen, schloss ich die Augen und atmete tief durch. Doch das Pulsieren schien nur stärker und schneller zu werden. Ich schlug die Augen wieder auf und kramte in meinem Rucksack nach der Wasserflasche. Als ich einen großen Schluck nahm und den Kopf in den Nacken legte, sah ich im zweiten Stock an drei offenen Fenstern cremefarbene Vorhänge flattern. Der Stoff hob und senkte sich wie von plötzlichen Windböen getroffen, dabei gab es nicht einmal eine leichte Brise. Die Herbstluft war kühl, aber es war völlig windstill.
    Noch merkwürdiger war, dass es jedes Mal beim Hochflattern der Vorhänge in meinem Kopf pulsierte. Sobald sie nach unten sanken, hörte auch der Druck hinter meiner Stirn auf.
    Ich sprang vom Stuhl auf und rannte die Hintertreppe hoch. Die Tür war verriegelt, aber das Schiebefenster daneben stand einen kleinen Spalt offen. Ich zog mich am Treppengeländer hoch, zerrte an dem verwitterten Fensterrahmen, bis er noch ein paar Zentimeter höher rutschte, und schob die Hand hindurch. Zwar reichte ich nicht an den Türknauf heran, aber ich schaffte es, den Riegel mit den Spitzen von Zeige- und Mittelfinger zu fassen und aufzuschieben. Dann kletterte ich wieder vom Geländer herunter und riss die Tür von außen auf.
    Ich war erst ein einziges Mal in Willas Wohnung gewesen, fand aber ohne Schwierigkeiten die Treppe nach oben, die sich ganz hinten in der kleinen, ordentlichen Küche befand. Auf halber Höhe blieb ich stehen, weil ich zu viel Angst bekam, was ich in der zweiten Etage vorfinden würde, aber dann verstärkte sich das Pulsieren noch weiter, und ich setzte mich wieder in Bewegung. Falls Willa in Schwierigkeiten steckte, falls sie von den Sirenen angegriffen wurde, weil sie mit mir Kontakt aufgenommen hatte, musste ich ihr helfen, so gut ich konnte.
    Selbst wenn mich dort oben Raina und Zara erwarteten.
    Als ich die oberste Stufe erreicht hatte, hörte der Druck in meinem Kopf gar nicht mehr auf, sondern wurde nur immer extremer, je weiter ich den Flur entlanglief. Ich schaute in zwei Räume, die beide leer waren. Inzwischen fühlte sich mein Kopf an, als würde er in einem sehr großen Schraubstock stecken. Schmerzhaft war es aber immer noch nicht, sondern nur unangenehm, selbst als ich den letzten Raum am Ende des Flurs erreichte.
    Wie dünner Nebel strömte unter der geschlossenen Tür ein eiskalter Dunst hervor. Ich hielt den Atem an und lauschte, konnte aber nichts weiter hören als das Rascheln der Vorhänge, die gegen die Fensterrahmen und Wände geweht wurden. Kurz überlegte ich, ob ich klopfen sollte, dann entschied ich mich dagegen.
    Ich griff nach dem Türknauf – und riss die Hand sofort wieder weg, um sie an die Lippen zu pressen, damit ich nicht aufschrie. Zuerst dachte ich, das Metall sei brennend heiß, doch als ich einen zweiten Versuch wagte und mit den Fingern gegen den Knauf tippte, um sie an die Temperatur zu gewöhnen, stellte ich fest, dass er in Wirklichkeit kalt war. Kalt wie Eis.
    Ich drehte den Knauf und stieß gegen die Tür, doch sie rührte sich nicht. Als ich mich mit der Schulter dagegenlehnte und drückte, öffnete sie sich einen Spalt, nur um gleich wieder zuzuschlagen. Da durchflutete mich eine Kraft, wie ich sie seit Monaten nicht gespürt hatte, und ich warf mich mit aller Gewalt gegen die Tür. Sie gab nach, ich stolperte in den Raum und fiel hart auf die Knie.
    Automatisch schloss ich die Augen und duckte mich. So hockte ich auf dem Boden und wartete auf Zaras und Rainas Angriff, bereitete mich auf den stechenden Schmerz vor, den ihre Nähe und ihre Stimmen mir bereiten konnten.
    Aber nichts geschah. Ich fühlte weiterhin nur den Druck hinter meiner Stirn.
    Nervös öffnete ich die Augen und hoffte, dass sie mit ihrer Attacke nicht einfach nur gewartet hatten, bis ich sie

Weitere Kostenlose Bücher