Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)
Hauptsache war, dass meine Berührung natürlich wirkte.
Leider stresste es mich wahnsinnig, an alles zu denken, was ich tun oder lassen sollte. Als Parker mich fragte, wie mein Tag gewesen sei, murmelte ich ein unverbindliches »Gut«, griff zitterig nach meinem Wasserglas und fegte es zu Boden. Als er mir von seinem Tag erzählen wollte, beugte ich mich interessiert vor, indem ich die Ellbogen auf den Tisch stützte, so dass dieser kippte und der Brotkorb in meinem Schoß landete. Als unsere Kerze erlosch, hielt ich sie hoch, damit der Kellner eine neue brachte, und schüttete mir heißes Wachs auf den Ärmel des Seidenmantels.
Ich betrachtete diese ganzen Unfälle als ein Zeichen, dass ich dabei war, das Falsche zu tun. Erstens war ich im Verführen eine Niete, zweitens sollte ich es gar nicht erst versuchen. Schließlich liebte ich Simon, auch wenn er meine Gefühle nicht länger erwiderte. Was ich tat, war ihm gegenüber unfair. Gar nicht zu reden von dem armen Parker, der glaubte, dass er ein echtes Date mit mir hatte. Wahrscheinlich hatte er im Laufe der Jahre Dutzenden Mädchen das Herz gebrochen, aber trotzdem verdiente er es nicht, von mir ausgenutzt zu werden.
Natürlich gab es einen guten Grund, warum ich überhaupt damit angefangen hatte: Ich wollte so viel Macht wie möglich sammeln, um eine Chance gegen Raina und Zara zu haben, wenn es schließlich zur Konfrontation kam. Aber dafür musste es eine bessere Methode geben.
»Hör mal zu«, sagte ich und versuchte mir das Wachs vom Ärmel zu wischen.
»Nein, warte.« Er langte über den Tisch und griff nach der Stoffserviette in meiner Hand. »Lass das Wachs kalt werden, dann kann man es ganz einfach entfernen. Wenn du jetzt daran herumpulst, ruinierst du dir nur den Mantel.«
»Oh.« Ich schaute auf die Flecken und ließ die Serviette sinken. »Danke.«
»Weißt du was?« Er senkte die Stimme. »Lass uns einen Gang zurückschalten. Gleich um die Ecke kenne ich ein Lokal mit einfachem, leckerem Essen und umwerfender Atmosphäre. Natürlich sind wir für den Laden total overdressed, aber solange dich das nicht stört, ist es mir auch egal.«
»Kein Problem.« Ich sprang regelrecht auf die Füße. Wenn wir erst einmal vor der Tür waren, konnte ich mir einen Pfennigabsatz abbrechen und sagen, dass ich nach Hause wollte. Oder ich konnte mir eine plötzliche Krankheit einfangen. Ganz egal, jedenfalls hatte ich draußen eine Chance, diesen Abend zu beenden.
»Blind Date«, rief Parker dem Kellner zu, als wir uns aus der romantischen Nische schoben. »Hab das falsche Mädchen erwischt!«
Ich erstarrte, als mir klarwurde, dass er mich meinte. Er ging jedoch ungerührt weiter, bis seine Brust leicht gegen meinen Rücken stieß, dann umfasste er meine Taille und schob mich vorwärts.
»So eine Verwechslung kann jedes romantische Dinner zu einem abrupten Ende bringen«, flüsterte er.
Aus irgendeinem Grund musste ich plötzlich lachen und konnte gar nicht wieder aufhören.
Entweder lag es am Stress der letzten Monate, oder die Vorstellung, bei einem Blind Date die falsche Person zu erwischen, war tatsächlich furchtbar komisch. Jedenfalls kicherte ich den ganzen Weg bis zur Tür und auch noch draußen auf dem Bürgersteig. Es war schon eine Weile her, dass ich aus vollem Herzen gelacht oder ehrlich gelächelt hatte. Das Gefühl war fast so erfrischend wie ein spontanes Bad im Meer.
»Okay, da sind wir«, sagte Parker ein paar Häuserblocks weiter.
Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und sah am Ende der dunklen Gasse ein Neonschild blinken, das mexikanische Tacos versprach. Es befand sich auf dem Spitzdach eines gelb angestrichenen, windschiefen Gebäudes, das von oben bis unten mit Kakteen, Sombreros und Eseln bemalt war. Auf dem Platz davor standen Dutzende von Plastikstühlen (ohne Tische), die voll besetzt mit Paaren und Studenten waren. Die meisten trugen Jeans und praktische Fleecejacken, tranken Bier und stopften die größten Tacos in sich hinein, die ich je gesehen hatte. Über den Gästen war ein Gewirr aus bunten Glühbirnen aufgehängt, und blecherne mexikanische Musik dröhnte aus einem alten Kassettenrekorder, der bei der Theke auf dem Boden stand.
»Also, wenn du mich fragst«, sagte ich und schaute auf mein ultrakurzes Röckchen, »bin ich eher underdressed.«
Er lachte und löste damit einen neuen Kicheranfall bei mir aus. Als er nach meinen Fingern griff, um Hand in Hand mit mir weiterzugehen, fehlte mir die Luft zum
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