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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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von der sämtliche Nachrichten in der langen Liste stammten. Die beiden schienen sich jeden Tag zu schreiben. Die letzte Mail war erst zwanzig Minuten alt.
    Dads Mailkontakt unterschrieb mit den Initialen W. B. D.
    »Du verheimlichst mir was!«
    Ich knallte den Deckel des Laptops zu. »Paige«, japste ich und drückte mir die Hand auf die Brust, während sie um den Tisch ging und sich mir gegenüber hinsetzte. »Erschreck mich doch nicht so!«
    »Sorry. Ich mach’s nicht wieder – wenn du mir verrätst, was eigentlich los ist.«
    Ich spioniere meinen Dad aus, der Familiengeheimnisse an irgendwelche Leute verrät, und Mom hat von allem keine Ahnung. Ach ja, und außerdem ist Mom nicht wirklich meine Mom, was andererseits bedeutet, dass wir beide wirklich fast Schwestern sind.
    »Wovon redest du?« Ich schob den Laptop weg.
    Sie hielt mir ihr Handy entgegen, und mein Blick blieb an einer nur allzu bekannten Nummer auf dem Display hängen. Darunter las ich: V antwortet nicht auf SMS oder Anrufe. Geht es ihr gut?
    »Außerdem hat er mir dreimal auf die Mailbox gesprochen.« Sie klappte das Handy zu und griff in ihre Jeanstasche. »Ich wollte erst mit dir reden, bevor ich ihm antworte. Also bin ich in dein Zimmer gegangen, und da hat mich ein merkwürdiges Summen empfangen. Ich habe eine Weile gebraucht, um die Ursache zu finden. Das Geräusch kam aus einem Joggingschuh ganz unten in deinem Kleiderkoffer.«
    Sie hielt mein Handy in die Höhe. Das Blinken, mit dem es auf ungelesene Nachrichten hinwies, erinnerte an das Blaulicht eines Polizeiautos.
    »Simon hat dich seit Samstag vierundzwanzigmal angerufen und einunddreißig SMS geschickt. Aber das kannst du natürlich nicht wissen, weil dein Handy irgendwie in einem ausgelatschten Schuh gelandet ist.« Da ich keine Anstalten machte, das besagte Handy entgegenzunehmen, legte sie es auf den Tisch. »Was ist passiert? Habt ihr euch in die Haare gekriegt?«
    »So ähnlich.« Ich starrte auf meine Hände und stellte mir vor, sie würden wieder in Simons ruhen.
    »So ähnlich? Was soll denn das heißen? Er wollte dich am Pferdeschwanz ziehen, und du hast dich rechtzeitig geduckt?«
    Ich schloss die Augen und atmete tief durch. In meinem Kopf hatte ich die Worte schon endlose Male wiederholt. Seit drei Tagen bereitete ich mich innerlich darauf vor, sie laut aussprechen zu müssen, aber dadurch wurde dieser Moment nicht einfacher.
    »Wir haben uns getrennt.«
    Paiges Miene gefror. »Ihr habt was? Wieso?«
    »Das wurde alles zu schwierig. Die große Entfernung, das ständige Pendeln, du verstehst schon.«
    »Das Pendeln?«, wiederholte sie ungläubig. »Daran ist doch nichts schwierig!«
    »Na, hör mal, Paare trennen sich andauernd deswegen.«
    »Ja, schon, wenn sie nicht wirklich zusammengehören. Aber bei dir und Simon ist das doch ganz was anderes. Wie immer man es nennen will – Schicksal, Seelenverwandtschaft, göttliche Fügung –, auf jeden Fall seid ihr füreinander bestimmt, und daran können ein paar Meilen mehr oder weniger nichts ändern.«
    Ich schwieg, denn ich fürchtete, dass ich bei jedem weiteren Wort in Tränen ausbrechen würde.
    »Das fasse ich einfach nicht.« Paige stützte die Ellbogen auf den Tisch und vergrub das Gesicht in den Händen. »Ihr beide wart das perfekte Paar. Als ich noch mit Jonathan zusammen war … in der kurzen Zeit, die wir miteinander hatten … ich glaube, näher werde ich nie an das herankommen, was zwischen dir und Simon ist …«, sie hielt kurz inne, »… oder war.«
    Was zwischen uns war. In der Vergangenheitsform. Aus und vorbei.
    »Vielleicht habt ihr nur eine vorübergehende Krise?«, schlug sie vor. »Eine kleine Beziehungspause, die sich irgendwann von selbst erledigt? Er kann sich eine Weile auf seine Fruchtfliegen und Laborratten konzentrieren, du genießt dein letztes Schuljahr, und nächsten Sommer in Winter Harbor gibt es eine leidenschaftliche Versöhnungsszene, nach der ihr euch nie wieder in eurem ganzen Leben trennen werdet.«
    Ich war froh, dass die Sonne hinter mir stand, so dass sie meine feuchten Augen nicht sehen konnte. In letzter Zeit war ich ständig den Tränen nahe, von morgens bis abends und ganz besonders nachmittags, wenn ich an den naturwissenschaftlichen Labors in der Schule vorbeikam. Allerdings begann ich nie richtig zu weinen und war zum ersten Mal über meinen Sirenenkörper froh, der jedes bisschen Salzwasser hortete, das ihm zur Verfügung stand.
    »Netter Gedanke«, murmelte ich, »aber

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