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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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dass mir die Worte fehlten.
    Hallo. Wie geht es Dir?
    Ich drückte auf »Senden«, bevor ich meine Meinung ändern konnte, starrte auf das Display und wartete auf eine Antwort. Als nicht sofort eine kam, überprüfte ich meine gesendeten Nachrichten und meine Mailbox. Alles schien zu funktionieren.
    Ich ließ das Handy in meiner Jeanstasche verschwinden, stieg aus dem Wagen und zog den Reißverschluss meiner Jacke zu. Hier war es noch gute fünf Grad kälter als in Portland, wo Riley uns erwartet hatte. Der Wind fühlte sich auf meiner verschwitzten Haut an, als liefe ich durch Schneegestöber. Am Personaleingang des Restaurants band ich mir den Pferdeschwanz neu und wischte mir übers Gesicht. Hoffentlich würden alle annehmen, dass meine Haut von der Kälte so rot war.
    »Sieh mal an, ein Flüchtling aus der Großstadt!«, rief Chefkoch Louis, als ich in die Küche trat. »Brauchst du eine Auszeit von den ganzen Partys?«
    »So ähnlich«, erwiderte ich und dachte lächelnd an meinen ersten Besuch hier, mit dem ich eine schlaflose Nacht in unserem Ferienhaus auskuriert hatte. Damals war Justines Begräbnis erst zwei Tage her gewesen, und ich befand mich zum ersten Mal in meinem Leben ganz allein in Winter Harbor. Ich war zu Bettys Fischerhaus gefahren, weil ich dort auf ein gutes Frühstück und Anonymität im Touristengetümmel hoffen konnte. Der junge Parkplatzwächter Garrett hatte bei meinem Gemurmel über eine »zu kurze Nacht« angenommen, dass ich verkatert war. Deshalb hatte er Louis gebeten, mir seine kulinarische Spezialkur zu verabreichen, und seitdem wurde ich im Restaurant damit aufgezogen.
    »Du hast Glück. Gerade habe ich unser neues Spezialgericht für Halloween perfektioniert: scharf gewürzter Kürbispfannkuchen. Heilt augenblicklich alle Wehwehchen.« Er schnappte sich eine Gabel, spießte ein Stück Pfannkuchen auf und reichte es mir mit untergehaltener Hand.
    »Phantastisch«, beteuerte ich und ließ mir den warmen, süßlichen Teig auf der Zunge zergehen. »Ich fühle mich gleich schon viel besser.«
    »Selbstverständlich.« Louis steckte die Gabel in eine Tasche seiner Kochschürze und verschränkte die Arme vor der Brust. »Und jetzt erzählst du mir, was das Problem ist.«
    Ich legte eine Hand an mein glühendes Gesicht.
    »Was meinst du damit?«
    »Komm schon, wir haben Oktober. Anstatt in Winter Harbor zu sein, solltest du in deiner Stadtvilla sitzen und hochtrabende Bücher für deine hochtrabende College-Ausbildung lesen.« Er schaute sich in der Küche um, trat näher und senkte die Stimme. »Es geht um Betty, stimmt’s?«
    Mein Herz setzte einen Schlag aus.
    »Du machst dir Sorgen um sie«, fuhr er fort. »Genau wie wir alle. Sie hat das Restaurant schon seit Wochen nicht betreten, und wenn ihr Verehrer herkommt … Wie heißt er noch gleich? Mortimer? Luzifer?«
    »Oliver.«
    »Ja, genau. Jedenfalls ist er immer weiß wie ein Gespenst und so zitterig, als hätte er gerade eins gesehen. Wenn wir fragen, wie es Betty geht und wann sie sich wieder blicken lässt, kneift er die Lippen zusammen und geht.«
    »Wieso denn?«
    »Tja, wenn ich das wüsste, könnte ich meinen Kochlöffel gegen eine Kristallkugel eintauschen. Bestimmt würden die reichen Touristen eine Menge dafür bezahlen, dass ich sie vor den paar Problemen warne, die sie mit ihrem Geld nicht in den Griff bekommen können.«
    »Okay«, sagte ich und nahm mir vor, mit Paige über Oliver zu sprechen. »Wenn ich Betty sehe, richte ich ihr aus, dass sie im Restaurant vermisst wird.«
    Nachdem Louis mir den neuesten Mitarbeiterklatsch erzählt hatte (vor allem über Garrett, der wieder zurück ans College gegangen war, aber offensichtlich noch in jeder Mail nach mir fragte) und mich mit Bagels und frischem Orangensaft versorgt hatte, holte ich tief Luft und stellte die Frage, wegen der ich eigentlich hergekommen war.
    »Sag mal, Louis … wo ich doch jetzt ständig in hochtrabenden Büchern lese … erinnerst du dich vielleicht an einen kleinen Buchladen, den es früher mal am Stadtrand gegeben hat?«
    Ohne von dem Topf aufzuschauen, in dem er rührte, fragte er: »Meinst du den Laden, der nach Willa Cather benannt war? Cather Country ?«
    »Kann schon sein.« Betty hatte nicht erwähnt, wie er hieß.
    »Na ja, das war vor meiner Zeit in Winter Harbor, aber von einem anderen Buchladen habe ich nie gehört, und über diesen reden die Leute heute noch. Als er abbrannte, waren alle so geschockt, dass sie tagelang in Lesestreik

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