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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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getreten sind.«
    Der Laden war abgebrannt? Noch ein wichtiges Detail, das Betty übersprungen hatte. Da sie schon mehr als sechzig Jahre in Winter Harbor lebte, musste sie darüber Bescheid wissen. Auf jeden Fall wäre es ihr von den Nachbarn zugetragen worden – oder von Oliver, der immerhin die Stadtchronik schrieb.
    Also, warum hatten weder Betty noch Oliver etwas davon erwähnt, als der Buchladen bei meinem Besuch zur Sprache gekommen war?
    »Hat jemand eine Ahnung, was aus der Besitzerin geworden ist?«, wollte ich wissen.
    »Offenbar war sie gerade im Keller mit Büroarbeiten beschäftigt, als das Feuer ausbrach, so dass sie es nicht aus dem Haus geschafft hat. Da sich der Laden so weit am Stadtrand befand, hat niemand etwas gemerkt, bevor es zu spät war. Als die Feuerwehr kam, war alles so zerstört, dass man nicht einmal ihre Überreste gefunden hat.«
    Ich wollte fragen, ob er vielleicht eine Jahreszahl wusste, doch da schwang die Küchentür auf und ein extrem genervter Kellner stürzte herein. Während Louis lautstark sein Halloween-Spezialgericht verteidigte, winkte ich zum Abschied und machte mich davon.
    Draußen war es sogar noch kälter geworden. Ich schob die Hände in die Jackentaschen und eilte geduckt gegen den Wind zu meinem Auto. Dabei versuchte ich zu verarbeiten, was ich gerade erfahren hatte. Konnte ich sonst noch jemanden fragen, um mehr herauszufinden?
    Falls Betty weitere Einzelheiten wusste, wollte sie offenbar nicht darüber reden. Also hatte Paige vermutlich auch keine Ahnung, und Oliver würde mir gegen Bettys Willen nichts erzählen. Mr und Mrs Carmichael könnten vielleicht ein paar leere Stellen in der Geschichte füllen, doch im Augenblick wollte ich es vermeiden, mit ihnen zu reden, oder mit Caleb, der mir vermutlich die Tür vor der Nase zuknallen würde. Simon hätte recherchiert, bis er mir die Antworten liefern konnte, aber erstens hätte ich ihm dazu alles erklären müssen, und zweitens war ich nicht wild darauf, mir die Stimmbänder wund zu reden, um mich zu entschuldigen.
    Falls er denn überhaupt mit mir sprechen würde. Ein Blick auf mein Handy zeigte mir, dass er meine SMS noch immer nicht beantwortet hatte.
    Gerade hatte ich das Handy wieder in die Hosentasche gesteckt, als ich in der Nähe zwei Autotüren zuschlagen hörte.
    »Soll das ein Witz sein?«, giftete eine männliche Stimme. »Ich wette, damit wolltest du mich nur zu Halloween erschrecken, damit dein alter Herr mal richtig in die Luft geht.«
    Ich war bei meinem Auto angekommen und wollte schon die Tür öffnen, linste aber vorher noch neugierig über das Wagendach. Da sah ich einen Mann um die vierzig, der eine khakifarbene Hose, einen braunen Wildledermantel und eine Baseballmütze mit dem Logo der Boston Red Sox trug. Er gestikulierte mit den Armen, als sei sein Landrover ein Flugzeug, das gerade zur Landung ansetzte. Die zweite Person stand auf der Beifahrerseite, so dass ich sie nicht erkennen konnte.
    »Herzlichen Glückwunsch, du hast gerade deinen eigenen Rekord in Dämlichkeit gebrochen.«
    Der Mann wirbelte herum, und ich riss schnell die Tür meines Wagens auf und ließ mich auf den Sitz fallen. Im Rückspiegel sah ich den Mann in ein Handy blaffen, während er auf den Restauranteingang zumarschierte. Ein Teenager schlurfte mit hängendem Kopf einige Meter hinter ihm her. Er hatte seinen iPod eingestöpselt, und meine Augen folgten dem Kabel bis zu einer ledernen Kuriertasche, die mir bekannt vorkam.
    »Parker?«, rief ich überrascht und viel zu laut.
    Sein Kopf fuhr hoch. Ich duckte mich auf meinem Sitz, kniff die Augen zu und hoffte, dass er mich nicht entdecken würde. Was tat er überhaupt hier? Die Sommersaison war vorbei, und davon abgesehen war immer noch der halbe Hafen zugefroren. Die einzigen Touristen, die sich blicken ließen, wollten das Herbstlaub des Indian Summer bewundern, und dafür schien Parker wirklich nicht der Typ zu sein.
    Ich wartete noch ein paar Sekunden, bevor ich es wagte, mich umzusehen. Erleichtert stellte ich fest, dass niemand durch mein Fenster starrte oder sich auch nur im Umkreis des Wagens befand. Also setzte ich mich aufrecht hin, ließ den Motor an und trat aufs Gas.
    Ich fuhr zur Bibliothek am anderen Ende der Stadt. Auf dem Weg dahin musste ich daran denken, wann und warum ich das letzte Mal die Bücherei besucht hatte. Damals hatten Simon, Caleb und ich vorgehabt, Oliver bei seinen regelmäßigen Bibliotheksbesuchen abzupassen. Wir hatten erfahren,

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