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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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dass Betty die Liebe seines Lebens war, und außerdem Informationen über den Rest der Marchandfamilie erhalten – vor allem über Raina und Zara, die wir im Verdacht hatten, für den Tod von Justine und vielen anderen verantwortlich zu sein. Oliver hatte uns Antworten geliefert und gleichzeitig Fragen aufgeworfen, die uns vorher nie in den Sinn gekommen wären, denn er versicherte uns, die Marchands seien eine Familie aus männermordenden Sirenen.
    Da sich Oliver in letzter Zeit so seltsam verhielt, hatte ich nicht vor, ihn wieder direkt auszufragen. Stattdessen konnte ich die Antworten hoffentlich in seinem mehrbändigen Mammutwerk Die Stadtgeschichte von Winter Harbor finden.
    Auf dem Parkplatz der Bücherei stand nur ein einziger Wagen, der wahrscheinlich der Bibliothekarin Mary gehörte. Ich suchte mir einen Platz bei der Eingangstür, stellte mein Handy auf Vibration, wie es sich gehörte, und ging hinein. Grüßend winkte ich Mary zu, die mich jedoch von meinen kurzen Besuchen im Sommer nicht zu erkennen schien. In der kleinen Abteilung »Regionales« fand ich vier Bände von Oliver Savage. Früher hatte Mary sie unter ihrem Empfangstresen versteckt, damit Oliver nicht ständig fragte, wieso niemand seine Bücher auslieh, aber anscheinend hatte er jetzt wichtigere Probleme.
    Ich zog mich in den Leseraum mit dem alten Kamin zurück. Dort hatte ich im Sommer ebenfalls recht viel Zeit mit Olivers Büchern verbracht, um nach Einträgen über plötzliche Stürme und Todesopfer zu suchen. Ich konnte mich nicht erinnern, dabei auf den Buchladen Cather Country gestoßen zu sein, andererseits hätte ich auch keinen Grund gehabt, ihn zu beachten.
    In den ersten drei Bänden wurde der Laden tatsächlich nicht erwähnt. Im vierten gab es einen kurzen Eintrag unter dem Thema »Geschäftliche Erfolge«, also im selben Kapitel, in dem auch Bettys Fischerhaus beschrieben wurde. Dieser Artikel war womöglich noch nichtssagender.
    Die gemütliche Bücherstube Cather Country am Ende des Lawlor Trail wurde im Mai 1990 eröffnet und bekam fabelhafte Kritiken in der Lokalpresse. Die nach Winter Harbor zugezogene Besitzerin Charlotte Bleu bot ihren Kunden neue und gebrauchte Bücher sowie ausgesuchte Raritäten in anheimelnder Atmosphäre. Ihr Laden wurde schnell zu einem Anziehungspunkt sowohl für Touristen als auch für Einheimische, doch er brannte im November 1993 ab und wurde nicht wiederaufgebaut. Was das Feuer ausgelöst hatte, konnte nie geklärt werden.
    Mein Blick blieb an dem vorletzten Satz hängen. Im November 1993 gab es noch ein anderes entscheidendes Datum.
    Meinen Geburtstag.
    »Hi, lange nicht gesehen.«
    Ich klappte schnell das Buch zu. »Caleb. Hallo.«
    Er steuerte aus der DVD-Abteilung auf mich zu, und ich bereitete mich innerlich auf ein Kreuzverhör vor, warum ich Simon den Laufpass gegeben hatte. Stattdessen lächelte er und gab mir einen Kuss auf die Wange.
    »Simon hat gar nicht erwähnt, dass du dieses Wochenende in Winter Harbor bist.«
    Anscheinend hatte Simon so einiges nicht erwähnt. Hätte Caleb gewusst, dass ich mit seinem Bruder Schluss gemacht hatte, wäre die Begrüßung sicherlich anders ausgefallen.
    »Das war eine spontane Idee«, erklärte ich. »Paige wollte Betty besuchen, und ich bin einfach mitgekommen.«
    »Super.« Mit einer Kopfbewegung zu dem Buch auf meinem Schoß fügte er hinzu: »Könntest du nicht inzwischen deine eigene Stadtchronik schreiben?«
    »Jedenfalls keine, die lesbar wäre«, frotzelte ich. »Und was ist mit dir? Was machst du an einem sonnigen Herbsttag in der Bücherei?«
    »Meine Kumpel und ich wollen heute Abend ein paar Filme gucken, und die DVD-Auswahl hier ist überraschend gut.«
    Ich nickte und wusste nicht recht, was ich als Nächstes sagen sollte. Zwischen uns beiden würde es wegen Justine immer eine emotionale Verbindung geben, trotzdem fühlte sich alles ganz anders an, weil ich nicht mehr mit Simon zusammen war.
    »Wie lange bist du in der Stadt?«, fragte er nach einer peinlichen Pause. »Hast du Lust, morgen zusammen frühstücken zu gehen?«
    »Ich glaube, wir fahren gleich nach dem Aufstehen los. Vielleicht nächstes Mal?«
    »Auf jeden Fall.« Er schaute auf seine Uhr. »Tut mir leid, dich hier sitzenzulassen, aber ich hätte eigentlich schon vor zehn Minuten am Hafen sein sollen. Da endlich das Eis geschmolzen ist, wollen viele Bootsbesitzer noch schnell raus aufs Meer, bevor die Saison ganz vorbei ist.«
    »Verstehe ich.« Ich stand auf, um ihn

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