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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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sollte.« Er schaute mich direkt an, bis ich seinen Blick erwiderte. »Es gab nur eins, was schlimmer gewesen wäre, als dich nie wiedersehen zu dürfen, nämlich die Vorstellung, dass dir etwas passieren könnte. Etwas, was ich hätte verhindern können.«
    »Also hast du mich mit nach Hause genommen.« Ich starrte auf den Stapel Wörterbücher und bemühte mich, nicht zu weinen.
    »Ja, das habe ich getan.« Er zögerte, bevor er weitersprach. »Wir wissen beide, dass deine Mutter – Jaqueline – nicht immer der einfachste Mensch ist. Aber damals hat sie nur einen Blick auf dich geworfen und sich sofort in dich verliebt. Natürlich hatte sie Probleme mit mir. Nachdem Charlotte aus Winter Harbor verschwunden war, habe ich ihr alles über euch beide erzählt, und sie hat mich eine Woche nicht mehr ins Haus gelassen. Aber gegen dich hat sich ihre Enttäuschung und Wut nie gerichtet. Und als ich ihr sagte, du brauchtest ein liebesvolles Zuhause, hat sie ihr Bestes getan, um dir eins zu geben.«
    »Einfach so?«, flüsterte ich.
    »Ja, einfach so.«
    Die Antwort kam so klar und ungekünstelt, dass sie einfach wahr sein musste. »Und Justine?«
    »Sie war damals kaum zwei Jahre alt und hätte sich auch dann nicht an deine Babyzeit erinnert, wenn ihr beide sie tatsächlich unter einem Dach verbracht hättet.«
    »Und was ist aus Charlotte geworden?«
    »Sie ist nach Winter Harbor zurückgekehrt.« Sein Blick heftete sich auf die Postkarte in meiner Hand. »Eine Woche später gab es ein Feuer in ihrem Laden. Mitten in der Nacht.«
    Ich sah, dass seine Lippen zitterten, und hätte ihn fast in die Arme genommen, widerstand jedoch der Versuchung.
    »Ich weiß nicht, warum sie so spät noch dort war. Das konnte niemand erklären. Vielleicht ist sie bei der Arbeit eingeschlafen, jedenfalls hat sie nicht versucht, die Feuerwehr zu rufen. Als schließlich jemand vorbeikam, Rauch zwischen den Bäumen sah und Hilfe holte, war es schon zu spät. Das Gebäude ist vollständig abgebrannt, während Charlotte sich darin befand.«
    Meine Brust schien sich schmerzhaft zu verengen. Natürlich hatte ich bereits gewusst, was geschehen war, aber als ich es nun von Big Papa hörte und seine Trauer hautnah miterlebte, wurde es viel realer.
    »Ein paar Monate später«, fügte Dad hinzu und griff wieder in die Holzschatulle, »bekam ich eine weitere Nachricht.«
    Ich nahm eine einfache Postkarte entgegen, die vom Alter vergilbt und an den Rändern zerfranst war. Die Handschrift ähnelte Charlottes, wirkte aber lockerer und ließ größere Abstände zwischen den Buchstaben.
    Lieber Philip,
    ich schreibe Ihnen im Namen meiner jüngeren Schwester Charlotte Bleu. Als ich nach dem schrecklichen Feuer ihre Hinterlassenschaft ordnete, bin ich auf mehrere Briefe gestoßen, die Sie ihr geschrieben haben. Da ich über die kurze, doch umso bedeutungsvollere Begegnung zwischen ihnen beiden Bescheid weiß, möchte ich Ihnen meine Freundschaft anbieten. Ich hoffe, Sie nehmen mir nicht übel, dass ich diesen Kontakt herstelle.
    Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, wie sehr mich der unerwartete Verlust von Charlotte getroffen hat. Und obwohl ich Sie nicht persönlich kenne und Sie mir gewiss keine Antwort schulden, möchte ich Ihnen dennoch einen Vorschlag machen, der für uns alle drei von Vorteil wäre. Ich bitte Sie, mich regelmäßig schriftlich über Vanessa auf dem Laufenden zu halten. Als Gegenleistung werde ich in Zukunft, wenn die richtige Zeit gekommen ist, Vanessas Fragen über ihre Mutter beantworten. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Sie und Charlotte nur eine sehr begrenzte Zeit miteinander verbracht haben. Die Wissenslücken, die sich so ergeben haben, würde ich gerne für Ihre Tochter füllen.
    Die Situation ist für alle Beteiligten schwierig und heikel, daher könnte ich vollkommen verstehen, wenn Sie den Kontakt lieber vollständig abbrechen und das Vergangene hinter sich lassen wollen. Falls Sie sich jedoch auf ein Arrangement einlassen können, verspreche ich Ihnen, mit größter Vorsicht und Diskretion vorzugehen. Ich habe keine andere Absicht, als meine Nichte wenigstens aus der Ferne kennenzulernen und ihr beizustehen, so wie ihre Mutter es von mir wünschen würde.
    Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
    Viele Grüße
    W. Donogan
    Postfach 9892
    Boston. MA 02135
    »Willa ist meine … Tante?«, fragte ich und probierte das Wort aus. »Sie hat die ganze Zeit in Boston gelebt und nie versucht, mich zu sehen oder sich mit

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