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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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dich für Studienberatung entschieden?«, fragte ich mit ungeschminkter Neugier. An der Hawthorne nannte man uns eine Menge Gründe, warum wir auf ein Elite-College gehen sollten, aber niemand sprach davon, dort hängenzubleiben.
    »Nein, das war die Idee meiner Eltern. Die Alternative wäre gewesen, wieder zu Hause zu wohnen, bis mir etwas Besseres einfällt. Sie haben sich wohl Sorgen gemacht, dass ich in der Zwischenzeit bei Starbucks anfange und dann für den Rest meines Lebens Milch aufschäume.«
    »Ihr schlimmster Albtraum?«, vermutete ich.
    »Kann man so sagen. Aber wie sich leider herausgestellt hat, ist diese PR-Arbeit mein schlimmster Albtraum.« Sie wagte einen kurzen Blick in die Turnhalle, bevor sie sich wieder mir zuwandte. »Eigentlich soll ich hier Kontakte knüpfen und den ganzen Schülern erzählen, wie toll Dartmouth ist. Aber ich habe immer nur gebüffelt, und da Sozialkompetenz kein Unifach ist, komme ich mit Menschen nicht zurecht.«
    »Ich finde, du hältst dich ziemlich gut.«
    Die ganze Zeit hatte sie zwischen den Sätzen an ihrer Unterlippe geknabbert, aber jetzt entspannte sich ihr Mund, und sie lächelte. »Ich heiße Alison Seaford. Und du bist …?«
    »… genauso gruppenscheu wie du.« Ich wollte meinen Namen nicht nennen, falls Miss Mulligan sämtliche College-Headhunter im Voraus über meine tragische Situation aufgeklärt hatte.
    »Schon klar. Okay, ich weiß ja nicht, wie deine Lebenspläne aussehen, aber Dartmouth ist wirklich eine tolle Uni. Ein wunderschöner Campus, hervorragende Ausstattung, preisgekrönte Professoren und eine Kleinstadt mit viel Studentenleben.«
    Sie wirkte so nett, dass ich ihr fast erzählt hätte, was für ein Dartmouth-Fan meine Mutter war, aber daraus hätten sich vermutlich andere Fragen ergeben, die ich nicht beantworten wollte. »Danke für die Info«, sagte ich stattdessen. »Ich werde bestimmt daran denken.«
    »Prima.« Sie atmete tief durch. »Wahrscheinlich sollte ich mich jetzt wieder rauswagen. Aber jedenfalls war es nett, hier einem Mauerblümchen wie mir zu begegnen – so etwas trifft man in einer Eliteschule nicht alle Tage. Falls du irgendwann noch eine Frage über Dartmouth oder Colleges im Allgemeinen hast, schreib mir einfach eine Mail.« Sie holte eine Visitenkarte aus dem Jäckchen ihres Wollkostüms und reichte sie mir. »Wenn ich am Computer sitze, bin ich unschlagbar.«
    Erst als sie verschwunden war und ich auf das leuchtend grüne Wappen starrte, mit dem die Visitenkarte verziert war, wurde mir klar, was ich gesagt hatte.
    Ich werde bestimmt daran denken. Als käme ein Studium für mich tatsächlich in Frage.
    Zum ersten Mal verspürte ich Enttäuschung bei dem Gedanken, nicht aufs College zu gehen, anstatt einfach nur wegen der Gründe dafür in Panik zu geraten. Um das Gefühl abzuschütteln – das nicht nur unangenehm, sondern auch sinnlos war –, kroch ich hinter den Pappstudenten hervor und ging schnurstracks in Richtung Turnhallenausgang. Vielleicht war Paige noch nicht allzu weit gekommen, und ich konnte sie doch überreden, mit mir ins Kino zu gehen.
    Ich hatte die Halle zur Hälfte umrundet, als ein schneidender Schmerz durch meinen Kopf fuhr. Er schoss von meiner Stirn bis zum Hinterkopf und wieder zurück, als würde man mir einen Elektrobohrer durchs Gehirn jagen. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien, und musste mich gegen die Wand lehnen, weil ich sonst mit Sicherheit zusammengebrochen wäre. Der Schmerz war wie ein blendendes Licht, vor dem ich die Augen zukneifen wollte, doch ich hielt sie mit aller Kraft offen. Zwar befand ich mich am Rand des Saals, aber ich war für alle Leute sichtbar, die zufällig in meine Richtung schauten. Ich wollte niemanden beunruhigen, bevor der Anfall vorbei war.
    Einige Sekunden später ließ der weiße Lichtglanz tatsächlich nach. Gerade rechtzeitig, dass ich sehen konnte, wie Parker einem Mädchen in den Flur folgte.
    Ich starrte den beiden hinterher und schaute mich dann nach Parkers Vater um. Er redete mit dem Headhunter von Princeton, als sei alles in bester Ordnung. Vielleicht hatte Parker die beiden nur allein gelassen, damit sie in Ruhe ihren Deal aushandeln konnten.
    Aber mein Gefühl sagte mir, dass etwas an der Situation verkehrt war. Solche Kopfschmerzattacken hatte ich schon oft genug gehabt. Und jedes Mal hatten sie dasselbe bedeutet.
    Zara war in der Nähe.
    Ich rannte los, stürmte aus der Turnhalle und schaute mich hastig nach rechts und links um,

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