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Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Titel: Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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er fertiggemacht hat, es gibt Frauen, mit denen er ein Verhältnis hatte, es gibt ihre Ehemänner, es gibt Dichter und andere aus der Literaturszene, die er gedemütigt hat, es gibt einfach eine Menge Leute, die sich über seinen Tod gefreut hätten. Wir sind ja völlig von Sinnen – es gibt keine Verbindung zwischen den beiden Todesfällen, zwischen Tirosch und Ido. Es ist Zufall! Reiner Zufall, versteht ihr?«
    Tuwja starrte sie erschrocken an, öffnete den Mund, überlegte es sich dann anders und lehnte sich mit seinem mageren Körper an die Wand. Arie Klein betrachtete sie, als überlege er, ob sie verrückt geworden sei, und fragte mit zitternder Baßstimme: »Schulamit, vielleicht sollten wir uns trotzdem etwas zügeln. Das Drama ist schon schlimm genug, man muß es nicht noch schlimmer machen. Vielleicht gibt es viele Leute, die sich seinen Tod gewünscht haben, und vielleicht gibt es Leute, die sich freuen, wenn sie jetzt von seinem Tod hören, aber ich kann mir niemanden vorstellen, der das mit eigenen Händen gemacht haben könnte, und du wirst mir zustimmen müssen: Das ist ein entscheidender Unterschied.« Er wandte sich an Michael: »Und außerdem haben wir hier das Verbrechen nicht begangen, keiner von uns hat ihn ermordet. Vielleicht lassen Sie uns endlich gehen, und vielleicht bitten Sie uns höflich um unsere Unterstützung?«
    Eli Bachar ließ seinen prüfenden Blick von den Anwesenden zu Michael schweifen. »Du arbeitest gegen alle Regeln«, hatte er sich einmal beschwert. »Warum befragst du Zeugen, wenn sie zusammen sind? Warum wartest du nicht und verhörst sie einzeln?« Michael blickte auf seine Uhr, überlegte blitzschnell, was für Pläne er für diesen Tag noch hatte, und wandte sich fragend an Eli Bachar. Eli bedeutete mit einem leichten Kopfnicken seine Zustimmung. »Gut«, sagte Michael müde. »Sie hinterlassen bitte Ihre Telefonnummern, mit Adresse und allem, und halten Sie sich bitte die nächsten Tage bereit. Noch heute abend, spätestens morgen früh, werden wir Sie anrufen und Ihnen einen Termin für das Verhör mitteilen.«
    »Das Verhör?« erklang Ja'els sanfte Stimme, und alle im Zimmer erstarrten. Auch Michael, der sich daran gewöhnt hatte, sie leblos wie eine Statue dasitzen zu sehen, erschrak und trat unwillkürlich einen Schritt vor.
    »Eine Vorladung, eine Befragung oder ein Zeugenverhör«, sagte er langsam, »Sie können sich die Bezeichnung aussuchen.« Er wandte den Blick nicht von ihr, während seine Hand auf der Türklinke lag.
    »Wozu? Und wo soll das stattfinden?« fragte Ja'el leise, und sogar als sie flüsterte, klang ihre Stimme in Ochajons Ohren wie eine Alarmglocke. Er antwortete ihr sofort, in einem Ton, den er selbst für außerordentlich brutal hielt: »Bei uns, am Migrasch ha-Russim. Wir teilen Ihnen noch genau mit, wo.«
    Der Polizist, der noch immer vor der Tür stand, trat nun herein und meldete, daß der Sicherheitsbeamte das betreffende Auto in der Tiefgarage nicht gefunden habe. Michael wollte gehen, da sank Ja'el wie eine Stoffpuppe von ihrem Stuhl zu Boden.
    »Wenn sie zu sich gekommen ist«, sagte Michael hart zu dem Polizisten, »notieren Sie von allen Anwesenden Name, Adresse und Telefonnummer.« Er deutete auf Adina Lifkin, die sich über Ja'el beugte und murmelte, daß sie bestimmt den ganzen Tag noch nichts gegessen oder getrunken habe, und sagte: »Sie wird Ihnen dabei helfen.« Ja'el kam wieder zu sich und öffnete ihre blauen Augen, und Michael beeilte sich, das Zimmer zu verlassen, gefolgt von Eli Bachar. Er drückte auf den Liftknopf. Als der Ford Escort, mit dem er aus der Tiefgarage zur Hauptstraße fuhr, den Campus verließ, mit geöffneten Fenstern, atmete er lange und tief ein und sagte halb zu sich selbst: »Wir sind dem Hades entkommen.«
    »Was?« fragte Eli Bachar. »Was hast du gesagt?«
    »Nichts. Nur eine Assoziation aus der griechischen Mythologie. Mir kommt es so vor, als hätten wir die Hölle verlassen. Wir müssen uns gleich mit Eilat in Verbindung setzen und herausfinden, ob die beiden Fälle etwas miteinander zu tun haben könnten. Überlegen wir mal, wen wir dort kennen.«
    »Moment mal«, antwortete Eli Bachar. »Einen Moment mal. Meinst du nicht, wir sollten schon heute einen von ihnen zum Verhör laden? Zum Beispiel diesen Mann, der ihn zuletzt gesehen hat, der mit ihm essen gegangen ist?«
    »Es ist halb sieben, ich will noch jemanden in Eilat erwischen. Gibt es einen Grund, weshalb wir unbedingt heute abend

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