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Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Titel: Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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und er hat etwas über eine Fahrt nach Tel Aviv gesagt, allerdings nichts Genaueres.«
    »Und bis wann waren Sie zusammen?«
    »Bis halb eins.«
    »Und dann? Haben Sie ihn später noch einmal gesehen?«
    »Nein, ich bin mit ihm hinaufgegangen, in sein Zimmer, um was zu holen, und er ist dort geblieben.«
    Michael schaute ihn an. Diese kraftlose Stimme, mit der Dr. Schaj seine Antworten gab, befremdete ihn. Er fragte, um wieviel Uhr sie sich getrennt hätten.
    »Ich nehme an, daß es ungefähr halb eins war, vielleicht auch eins«, sagte Tuwja in demselben Ton wie vorher.
    Michael rief Eli Bachar hinaus und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Hat jemand der hier Anwesenden am Freitag nach ein Uhr Tirosch noch gesehen oder mit ihm gesprochen?« fragte Bachar in das Zimmer hinein.
    Tuwja Schaj stand in der Tür. Michael ging an ihm vorbei und betrat den Raum: Sein Blick streifte schnell die Gesichter. Sie schauten sich gegenseitig an, doch keiner antwortete. Schulamit Zelermaier seufzte laut. »Vielleicht bin ich als nächste dran?« sagte sie, und Michael bemerkte den scharfen Blick, den Dita Fuchs ihr zuwarf, und auch die Tatsache, daß sie diese Frage ohne jede Ironie gestellt hatte. Sie schien wirklich Angst zu haben, und wie um das zu erklären, sagte sie: »Das ist mehr, als wir ertragen können, zwei solche Vorfälle auf einmal.«
    »Hatte er ein Auto?« fragte Michael, und wieder fiel ihm auf, daß sich die Stimmung im Raum verändert hatte, als habe er sie auf ein neues Detail hingewiesen, an das sie bisher nicht gedacht hatten.
    »Ja«, antwortete Tuwja Schaj, und alle Gesichter wandten sich ihm zu. »Ich nehme an, er ist mit dem Auto gekommen, bestimmt finden Sie es in der Tiefgarage der Universität, es ist nicht zu übersehen, ein ganz besonderes Auto, ein Alfetta, Baujahr '79, es gibt nur zwei Exemplare dieses Modells in ganz Israel.« Dita Fuchs fing an zu weinen, und Michael bemerkte ihre Blässe, die geschwollenen Augen, als sie unter Schluchzen sagte: »Er hat sein Auto sehr geliebt. Vielleicht lassen Sie uns jetzt gehen? Der Polizist, der draußen steht, hat uns nicht erlaubt zu gehen, ich denke an meine Kinder, ich will einfach nach Hause.« Hinter ihrem kindlichen Ton verbarg sich hysterische Angst.
    Eli Bachar öffnete die Tür und flüsterte dem uniformier-ten Polizisten, der noch immer dort stand, etwas zu. Bevor die Tür wieder geschlossen wurde, sah Michael den Polizisten davoneilen.
    Er wandte sich wieder an Tuwja. »Was hatte er in Tel Aviv vor?« Der antwortete verlegen: »Das weiß ich nicht genau.«
    Er sieht selbst aus wie eine Leiche, dachte Michael.
    »Vermutlich irgendeine Frauengeschichte«, sagte Kalman Aharonowitsch trocken. Man sah ihm an, daß seine Boshaftigkeit für einen Moment die Angst besiegte. Erst da erkundigte sich Michael nach Tiroschs Familienverhältnissen.
    »Er war ein eingefleischter Junggeselle«, antwortete Schulamit Zelermaier, »er hatte keinen einzigen Verwandten in Israel.«
    Und dann stellte er die unvermeidliche Frage, bei der er sich immer vorkam wie ein Fernsehdetektiv: »Können Sie sich irgend jemanden vorstellen, der ein Interesse an seinem Tod gehabt haben könnte?«
    Im Zimmer herrschte gespanntes Schweigen, und wieder musterte Michael die Gesichter der Anwesenden. In manchen stand ein gewisses Zögern, in einigen Abscheu, und wieder anderen war anzusehen, daß sie etwas wußten, das sie nicht preisgeben wollten. Doch hinter dem, was die Gesichter ausdrückten, entdeckte Michael, wie unter einer dünnen Schicht Schminke, das wahre Gefühl, das sich hinter allem verbarg: Angst. Er blickte Adina direkt in die Augen, in denen er eine Mischung aus Entsetzen und Verschwiegenheit wahrnahm.
    Wer? schien sein Blick zu fragen, und sie rang die feuchten Hände und antwortete: »Ich habe keine Ahnung.« Hilfesuchend schaute sie die anderen an.
    »Weiß jemand von Ihnen, wo er politisch gestanden hat?« fragte Eli Bachar, und sofort ließ die Spannung nach. Tuwja antwortete: »Ich glaube, alle kennen seine politischen Ansichten. Er war Mitglied von ›Schalom achschaw‹ und hat politische Lyrik geschrieben.«
    Michael fragte, ob er eine der zentralen Figuren der Bewegung gewesen sei, ob er vielleicht bedroht worden sei.
    »Oh! Viele Leute hätten ihn gern tot gesehen, schon längst«, stieß Schulamit Zelermaier ungeduldig aus und erhob sich in ihrer ganzen Fülle vom Stuhl. »Und ich verstehe nicht, warum wir plötzlich alle schweigen. Es gibt Studenten hier, die

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