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Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Titel: Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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zumuten. »Obwohl, als Koordinatorin ist sie eine Wucht, anders kann man es nicht nennen.« Er wandte sich mit einem fragenden Blick an Michael. »Wenn Zila einverstanden ist, kann sie die Organisation der Kommission übernehmen«, sagte dieser. »Aber wir müssen sie fragen, und sie wird Hilfe brauchen.«
    In diesem Moment kam Levi ins Zimmer zurück und machte die Tür hinter sich zu. Sein Gesicht hatte wieder den üblichen schlechtgelaunten Ausdruck angenommen, und seine kleinen Augen, die Michael immer an Perlen erinnerten, hörten auf zu funkeln, als er sagte: »Gut, ihr habt also gesehen, mit wem wir es zu tun haben. Balilati! Sie schließen sich alle drei der Kommission an, und ich glaube, ihr braucht noch zwei weitere Leute, wenn wir den Fall schnell lösen wollen.«
    Michael betrachtete die Spuren, die seine Zähne auf dem Filter seiner Zigarette zurückgelassen hatten, und zündete die Zigarette an, die er bis jetzt in der Hand gehalten hatte. »Zila wäre wirklich sehr nützlich«, sagte er, »sie kennt ein paar Leute hier. Sie hat zwei Jahre an der Universität studiert, bevor sie bei der Polizei angefangen hat.« Levi warf ihm einen Seitenblick zu und fragte: »Und wer noch?«
    »Das weiß ich im Moment nicht, es sei denn, wir beschließen, Rafi von dem Fall am Jaffator abzuziehen.«
    Arie Levi nickte, dann lächelte er plötzlich und sagte: »Sie sind ein Konservativer, Ochajon. Es ist gut, immer mit denselben Leuten zusammenzuarbeiten, oder?« Michael antwortete nicht, doch er dachte an Imanuel Schorr, der vor ihm Chef der Kriminalpolizei gewesen war, ein Mann, der ihm alles beigebracht hatte, was er wußte, und er wünschte sehnlichst, er würde als sein Vorgesetzter zurückkommen, damit er nicht ganz allein die Verantwortung übernehmen müßte, diesen Fall zu lösen, in dem er noch nicht einmal den Anfang eines Fadens erkennen konnte.
    Die Zusammensetzung der Kommission stand also fest, ohne daß man mit Zila darüber gesprochen hatte, und Eli Bachars Gesicht verfinsterte sich. Seine Frau hätte fast das Baby verloren, fiel Michael plötzlich ein, aber er verhärtete sein Herz, denn er hatte keine Kraft, einem anderen all das beizubringen, was nur Zila wußte. Er beschloß, stur zu bleiben. Es gab keinen Grund, warum eine Frau im dritten Monat, die, um ihre Schwangerschaft nicht zu gefährden, im Bett gelegen hatte, nun nicht mit Erlaubnis ihrer Ärzte im Büro sitzen und von dort die Untersuchungen koordinieren sollte.
    Jetzt gab es kein Entkommen mehr, sie mußten, trotz des Chamsins, der immer noch nicht aufgehört hatte, erst noch einmal in das kleine Zimmer gehen, in dem noch immer die Angehörigen der Fakultät saßen. Trotz ihrer Proteste hatte ihnen der Polizist, der an der Tür stand, vorläufig nicht erlaubt, das Gebäude zu verlassen. Derselbe Polizist hatte auch standhaft verhindert, daß die Reporter, die auf der anderen Seite der Tür warteten, den Raum betraten. Vier Journalisten waren es, die sich jetzt auf die beiden Männer stürzten. Michael kannte drei von ihnen. Die vierte war eine junge, hübsche Frau, eine Polizeireporterin vom Fernsehen, die ihm einen verführerischen Blick zuwarf, während sie dem Fotografen hinter ihr einen Wink gab und dieser Kamera und Scheinwerfer auf Michael richtete.
    Dieser protestierte. Er forderte die Reporter auf, den Platz vor der Tür zu räumen. Sie wichen in den Flur zurück, und ihre üblichen Proteste waren zu hören, daß die Öffentlichkeit ein Recht auf Information habe, und Michael rief ihnen nach: » Die Öffentlichkeit kann warten, erst muß man etwas wissen, bevor man sie informieren kann.«
    »Inspektor Ochajon«, rief ein älterer Reporter von der bekanntesten Tageszeitung im Land, und Eli Bachar beeilte sich, ihn zu korrigieren. »Oberinspektor, es wird Zeit, daß Sie sich daran gewöhnen. Oberinspektor, okay?«
    Ohne anzuklopfen, betraten die beiden das kleine Zimmer.
    Trotz des offenen Fensters war die Luft stickig und roch nach undefinierbaren Körperausdünstungen. Wie immer, überlegte Michael, wenn viele Menschen, die Angst haben, in einem kleinen Zimmer zusammen sind.
    Außer den Körpergerüchen nahm er auch den Duft eines süßen Parfüms wahr, und über allem lag der faulige Geruch, den er trotz allem nicht mehr loswurde, seit er in dem Raum mit der Leiche gewesen war.
    Er schaute sich schweigend um und hatte in wenigen Sekunden das Bild mit allen seinen Einzelheiten aufgenommen. Manchmal fühlte er sich in solchen

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