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Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Titel: Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Preßluftflaschen schon vor langer Zeit ausgeführt worden sein kann, sie ist unabhängig von der Mordzeit und dem Alibi.«
    »Tirosch könnte es tatsächlich gewesen sein«, sagte Michael.
    Schorr schaute ihn an, dann lächelte er und fragte vorwurfsvoll: »Hast du Informationen, die du mir nicht mitgeteilt hast? Warum sollte Tirosch seinen erfolgreichen Studenten umbringen?«
    »Ich weiß nicht, ich habe es nur so dahingesagt«, antwortete Michael zerstreut.
    »Du hast es nicht nur so gesagt. Vorhin hast du bereits erwähnt, daß Tirosch im Keller war«, warf ihm Schorr vor und betrachtete traurig die leere Bierflasche.
    »Ich weiß nicht«, sagte Michael zögernd, »aber er ist der einzige, von dem wir wissen, daß er in dem Keller war, außer den Leuten, die dort wohnen. Und außerdem ...« Er schwieg.
    Schorr gab nicht nach. »Und außerdem?«
    »Nicht wichtig. Wie du sagst, die Frage nach dem Motiv kann warten.«
    Schorr erkundigte sich nun nach Verwandten von Tirosch, nach den Frauen, mit denen er früher zusammengewesen war. »Du kannst nicht wissen, ob er nicht mal verheiratet gewesen ist. Man muß jemanden fragen, der ihn kennt, seit er in Israel ist. So, wie du ihn mir beschreibst, würde es zu ihm passen, daß er mit zwanzig geheiratet hat und dann abgehauen ist. Vielleicht gibt es sogar ein Kind, vielleicht ein außereheliches.« Schorr begann, mit einem abgebrannten Streichholz, das er aus dem vollen Aschenbecher nahm, Linien auf die Papierserviette zu ziehen.
    Michael nannte Arie Klein und meinte, auch Aharonowitsch kenne Tirosch schon von damals, aber sie hätten sich nicht gerade nahegestanden. »Ich habe gehört, daß Tirosch Arie Klein besonders geschätzt hat, ja sogar verehrt, und daß es eine Zeit gab, in der er oft bei ihm zu Hause zu Gast gewesen ist. Aber mit Klein habe ich noch nicht gesprochen.«
    Schorr warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Wieso hast du noch nicht mit ihm gesprochen? Du hast doch herausgefunden, daß er schon am Donnerstag zurückgekommen ist, nicht am Sabbat, wie sie an der Fakultät gedacht haben.«
    »Daraus, daß er bei der Fakultät gesagt hat, er käme erst am Sabbat, läßt sich gar nichts schließen.« Michael lächelte und warf einen Blick auf seine Uhr. Es war neun Uhr, sie saßen schon seit drei Stunden zusammen. »Wenn du gesehen hättest, wie sie sich auf ihn gestürzt haben, hättest du verstanden, warum er ihnen seine Ankunftszeit nicht sagen wollte. Kommst du mit, den Film anschauen?«

    »Jetzt können wir wieder über Tirosch sprechen, über die Sache mit den Preßluftflaschen«, meinte Schorr, als sie nach der Filmvorführung das Gebäude des Fernsehsenders verließen und ins Auto stiegen. Die Straßen waren dunkel, einzelne Autos fuhren an den gelb blinkenden Ampeln vorbei. Vor Schorrs Haus machte Michael den Motor aus. Beide blieben schweigend sitzen.
    »Er war bei ihnen, vor zwei Wochen, nachdem Duda'i aus Amerika zurückgekommen ist. Duda'i war nicht zu Hause. Es gab einen Kurzschluß, und Tirosch ist hinuntergegangen in den Keller, um eine neue Sicherung zu holen. Ruth Duda'i ging mit ihm, sie waren nicht lange dort. Wir haben alles gründlich abgesucht, aber nichts gefunden«, erklärte Michael.
    »Was hast du denn geglaubt, was du findest? Eine Nelke?« fragte Schorr und griff nach der Tür.
    »Nein, das nicht. Ich habe nicht angenommen, daß er deutliche Zeichen hinterläßt. Und selbst wenn man dort nun Fingerabdrücke von ihm findet, dann sind sie bedeutungslos.«
    »Also sind wir wieder an demselben Punkt: Wir müssen herausfinden, ob er im Besitz von Kohlenmonoxydflaschen war«, sagte Schorr, während er ausstieg. »Es ist jedenfalls klar, daß zwischen den beiden etwas passiert ist.«
    »Ich weiß nicht, ob ich es dir schon gesagt habe, aber wir haben Fingerabdrücke von Duda'i in Tiroschs Wohnung gefunden, auf einer Flasche.«
    »Das hast du nicht gesagt«, rief Schorr und setzte sich wieder ins Auto. »Auf was für einer Flasche?«
    »Es war Schokoladenlikör.«
    »Schokoladenlikör«, wiederholte Schorr mit Abscheu in der Stimme.
    »Ja. Das ist das einzige alkoholische Getränk, das Ido trank, hat seine Frau gesagt, er trank weder Wein noch Schnaps. Wir haben in der ganzen Wohnung keine Fingerabdrücke von ihm gefunden, nur an der Flasche mit dem Schokoladenlikör.«
    »Und?« sagte Schorr ungeduldig.
    »Ich habe von Ruchama Schaj erfahren, daß Tirosch dieses Getränk nie angerührt hat, er hatte es nur für Gäste im Haus. Ich denke es

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