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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Schabbat brauche«, sagte sie, »und ich habe keine Ahnung, wie ich das organisieren soll, denn wegen der Pfirsiche und der Pflaumen hat niemand Zeit. Ich muß über einen neuen Bonus nachdenken, und vielleicht können wir ja die Jugendbewegung dazu bringen, daß sie sich an der Pflaumenernte beteiligt. Aber selbst dann habe ich das Verpakkungsproblem in der Fabrik noch nicht gelöst, die sind bestimmt nicht bereit, eine Bande Jugendlicher zu akzeptieren. Seit wir gegen bezahlte Arbeitskräfte von außerhalb gestimmt haben, bin ich mit meiner Weisheit am Ende, und ...«
    Mojsch unterbrach sie, seine Ungeduld mühsam unterdrückend. »Gut, gut, wir werden heute abend darüber nachdenken. Ich komme bei dir vorbei, wenn ich die Kinder ins Bett gebracht habe.«
    »Du kommst also? Wann ungefähr?«
    »Wenn die Kinder im Bett sind, ich habe es dir gerade gesagt.«
    »Ungefähr um zehn?«
    »Oder früher«, sagte Mojsch.
    Etwa gegen vier, als Jojo gesagt hatte: »Es ist Zeit, wir müssen zum Zimmer, die Kinder kommen bald«, entschied Mojsch plötzlich: »Laß uns zur großen Müllgrube gehen, bevor sie den Müll verbrennen. Morgen ist es wieder soweit.«
    »Das hat doch keinen Sinn«, sagte Jojo. »Wie sollen wir in diesem ganzen Haufen etwas finden?«
    Mojsch seufzte. »Was weiß ich, vielleicht finden wir doch was, wir haben nichts zu verlieren.«
    »Wie willst du hin? Auf dem Fahrrad? Zu Fuß? Oder sollen wir den Transit nehmen?« fragte Jojo zögernd.
    »Nehmen wir den Transit «, sagte Mojsch. »Es ist schon spät.«
    Sie fuhren in Richtung des großen, öden Geländes, und im Näherkommen sahen sie, daß dort Rauch aufstieg.
    »Was ist da los? Warum fangen sie schon heute mit dem Verbrennen an?« rief Mojsch alarmiert.
    »Keine Ahnung«, sagte Jojo. »Heute ist Montag. Viel leicht haben sie es wegen dem Tag des Kindes vorverlegt. Es ist wirklich sinnlos, daß wir hinfahren. Meinst du wirklich, daß wir dort was finden?«
    »Ja«, sagte Mojsch nachdenklich. »Wenn man es sich genau überlegt, ist das der einfachste Weg, so eine Flasche loszuwerden. Und derjenige, der sie loswerden will, hat ja auch keine Ahnung, daß wir etwas wissen. Er meint, wir glauben alle, Osnat sei an einer Lungenentzündung gestorben. Da ist es doch wirklich am einfachsten, so eine Flasche in den Müll zu werfen, um sie loszuwerden. Was meinst du dazu? Egal, in welche Tonne die Flasche fliegt – am Schluß landet sie unweigerlich hier auf dem Haufen.«
    »Bei dieser Hitze auch noch im Rauch herumsuchen«, murmelte Jojo, schweißüberströmt, als sie neben dem Haufen standen, der nach verbranntem Gummi und allem möglichen Abfall stank. Mit Hilfe von Heugabeln, die dort lagen, holten sie Gegenstände aus dem Haufen und warfen sie, nachdem sie sie angeschaut hatten, wieder zurück. »Ich hoffe, es beobachtet uns niemand«, sagte Jojo plötzlich. »Was sollen wir sagen, wenn uns jemand sieht?«
    »Daß wir nach einem Maschinenteil suchen«, sagte Mojsch, ohne nachzudenken. »Wir sagen, es ist weggeworfen worden, weil es kaputt war, aber jetzt hat sich herausgestellt, daß wir es doch noch brauchen. Was ist? Es weiß doch keiner, wonach wir wirklich suchen.«
    »Außer dem, der es weiß«, sagte Jojo seufzend.
    »Außer dem, der es weiß«, bestätigte Mojsch.
    Weit und breit war kein Mensch außer ihnen. Die Leute, die den Haufen angezündet hatten, waren gegangen. Sie würden erst wiederkommen, wenn das Feuer alles verzehrt hatte. Das Anzünden des Müllhaufens wurde üblicherweise der Nachal-Gruppe übertragen, und natürlich wurden sie ernsthaft gemahnt, daß während des Feuers ständig jemand anwesend sein müsse, doch immer wieder ignorierten sie diese Mahnung. Schon ein paarmal hatte man bei den Versammlungen darüber gesprochen und auf die Gefahr hingewiesen, allerdings vergeblich.
    »Es ist schon nach fünf«, sagte Jojo endlich. »Ich habe die Kinder schon zwei Tage nicht richtig gesehen, ich bin nur morgens mal schnell beim Kinderhaus vorbeigegangen. Und die Zwillinge habe ich schon drei Tage nicht mehr gesehen, ich glaube, sie sind inzwischen gewachsen.«
    Plötzlich sagte Mojsch leise, ungläubig, als ob er seinen Augen nicht traute, als er sah, daß sich seine Intuition bewahrheitete: »Hier ist sie«, und zog mit Hilfe der Heugabel eine silbrige, noch nicht einmal verrußte Metallflasche aus dem Müllhaufen, der auf einmal klein und unwirklich aussah in der Weite, die ihn umgab. Jojo schwieg.
    »Es ist tatsächlich so, wie ich mir

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