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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Kibbuz aus dem Schlamas sel mit den Aktien zu retten.«
    »Ist sie nicht auf die Idee gekommen, daß Sie das zu Ihrem eigenen Nutzen getan haben?« fragte Michael.
    »Was heißt da eigener Nutzen?« fragte Jojo verwirrt. Dann hob er wütend die Hand und schrie: »Was reden Sie da! Und wo soll das Geld sein?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich habe davon gehört, daß heute auch Kibbuzmitglieder eigene Konten haben.«
    »Ich habe keines«, sagte Jojo wütend. »Keine Erbschaften, keine Geschenke und keine Wiedergutmachung aus Deutschland. Das hat Osnat genau gewußt.«
    »Um wieviel Geld ist es dabei gegangen?«
    »Um fast eineinhalb Millionen Dollar«, flüsterte Jojo. »Aber ich hatte keine Wahl. Wenn ich das nicht getan hätte, wäre all unser Geld flötengegangen. Und so ...« er breitete die Hände aus, »... so sind wir noch mit Gewinn aus der Aktiengeschichte herausgekommen, während alle anderen Kibbuzim Geld verloren haben.«
    »Und sie hatte keinerlei Zweifel, daß es vielleicht doch auf eigene Rechnung gemacht wurde?«
    »Nein, das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Sie kannte mich.«
    »Viele Leute glauben, andere zu kennen, und dann stellt sich heraus, daß sie sich manchmal irren«, sagte Michael.
    Jojo schwieg.
    »Und dann?« fragte Michael.
    »Was dann?«
    »Was ist dann passiert, nachdem sie alles herausbekommen hatte?«
    »Nun, wir haben lange darüber geredet«, sagte Jojo mit großer Anstrengung. »Es war ein hartes Gespräch. Ich könnte nicht sagen, daß es angenehm gewesen wäre.«
    »Wann war das?«
    »Vor ein paar Monaten, ich weiß es nicht genau, viel leicht vor drei oder vier.«
    »Und wie endete das Gespräch? Mit welcher Stim mung?«
    Jojo schwieg.
    »Sie sagen nichts«, stellte Michael fest.
    »Vielleicht kann ich jetzt einen Schluck Wasser haben?« fragte Jojo.
    Michael ging zum Badezimmer und kam mit einem Glas Wasser zurück. Jetzt war eine Pause möglich, vielleicht sogar nützlich.
    »Nun, wie hat das Gespräch geendet?« wiederholte Michael seine Frage, nachdem Jojo das Glas vor dem Bett abgestellt hatte.
    »Wir haben uns nicht geeinigt.«
    »Was heißt das?«
    »Sie war der Meinung, es wäre ein Verbrechen, so etwas zu tun, ohne andere mit einzubeziehen.«
    »Und was hatte sie vor, in dieser Sache zu unternehmen?« Jojo schwieg.
    »Hören Sie«, sagte Michael ungeduldig. »Am Schluß werden wir ohnehin alles wissen, und es ist schon nach zwölf Uhr nachts. Sie haben eine Lizenz, mit Parathion zu spritzen, wenn Sie sich recht erinnern. Wie lange muß ich Sie denn noch drängen?«
    »Sie wollte es bei einer Sicha vorbringen«, sagte Jojo und fuhr sich mit seiner zitternden Hand über die feuchte Stirn. Im Zimmer war es so still, daß Michael das Zirpen der Grillen und das Quaken der Frösche draußen hörte. Zum ersten Mal fiel ihm eine Spinnwebe auf an der Zimmerdecke über dem Bett, in dem er in den letzten beiden Nächten geschlafen hatte.
    »So«, sagte er schließlich und steckte sich eine weitere Zigarette an.
    »Aber ich habe sie nicht umgebracht«, sagte Jojo schließlich.
    Michael schwieg.
    »Nein, ich habe sie nicht umgebracht. Warum hätte ich das tun sollen? Sagen Sie mir das.«
    Michael schwieg.
    »Angenommen, sie hätte es bei einer Sicha zur Sprache gebracht, was wäre mir schon passiert?« sagte Jojo flehend.
    »Das weiß ich nicht«, sagte Michael. »Das müssen Sie mir sagen.«
    »Was passiert wäre? Es hätte Geschrei gegeben, einen Skandal, aber sonst wäre mir nichts geschehen. Ein Kibbuz ist wie eine Familie, man hätte mich deshalb nicht rausgeworfen.«
    »Sondern was?«
    Jojo schwieg.
    »Was hätte man sonst getan?« fragte Michael stur. »Hätte man einen anderen zum Kassenwart gemacht?«
    »Das würde ich mir wünschen«, sagte Jojo leise. »Glauben Sie etwa, das wäre ein Vergnügen, Kassenwart eines Kibbuz zu sein?«
    »Das weiß ich wirklich nicht«, sagte Michael.
    »Aber ich weiß es. Es ist alles andere als ein Vergnügen. Ich würde gern zur Baumwolle zurückkehren, dort ist es mir viel besser gegangen.« Seine Stimme klang erstickt.
    »Und das ist alles, was passiert wäre?« wollte Michael wissen.
    »Ich nehme es an«, sagte Jojo mit ständig wachsender Angst. »Ja, das glaube ich.«
    »Wenn das so ist«, sagte Michael nachdenklich, »warum haben Sie nicht früher etwas davon erzählt?«
    Jojo schwieg.
    »Und was ist mit der Schande?« fragte Michael. »Ich denke, daß so was hier ein wichtiger Faktor ist, oder?«
    »Ja«, flüsterte Jojo.
    »Und

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