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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Motiv hat, einen Schlüssel zum Giftschrank und eine Lizenz, die ihm den Umgang mit Parathion erlaubt, aber wir wissen nicht, wie er das Verbrechen begangen haben könnte.« Er schaute Michael an. »Nun, was hat Euer Ehren dazu zu sagen?«
    »Daß ich jetzt nach jemandem suche, der vielleicht an Srulkes Leiche vorbeigegangen ist und die Flasche an sich genommen hat. Ich habe schon eine Menge Leute dazu verhört, bin aber noch auf nichts gestoßen.«
    Nahari wählte sorgfältig die Worte, als er fragte: »Heißt das, daß Sie sich nicht auf die Sache mit Jojo beschränken?«
    »Es heißt, daß ich glaube, man muß ihn in Haft lassen, gleichzeitig aber in zwei Richtungen weitersuchen. Zum einen nach jemandem, der die Flasche genommen haben könnte, zum anderen nach dem Brief.«
    »Ja, ja, das habe ich verstanden«, sagte Nahari, den Rauch ausblasend. »Aber ich brauche Fakten, keine Hypothesen.«
    Michael antwortete gelassen, ohne Zorn: »Sie wissen genau, daß es nicht so einfach ist.« Er beugte sich vor und betrachtete sein Spiegelbild in der Glasplatte, während er weitersprach. Seine Augenbrauen sahen dicht und dunkel aus, seine Augen schienen tief in den Höhlen zu liegen. Die aufgekrempelten Ärmel seines weißen Hemdes lagen zu fest an seinen Armen an. Auch der Blick, den Sarit ihm zuwarf, half ihm nicht, das unbehagliche Gefühl zu vertreiben, das ihn befallen hatte. Seine hohe, magere Gestalt kam ihm plötzlich lächerlich vor, er fühlte sich steif und linkisch. »Wir haben neun Leute gefunden, die vor der ersten Hälfte des Veranstaltungsprogramms den Speisesaal verlassen haben, alle aus verschiedenen Gründen. Ihre unterschriebenen Aussagen befinden sich in den Unterlagen. Außerdem sind noch ein paar ältere Mitglieder in ihren Zimmern geblieben, und eine Betreuerin hat zwei kranke Kinder versorgt. Und Simcha Malul ...«
    »Was ist mit Simcha Malul?« fragte Nahari.
    »Sie war zu der Feier eingeladen, und sie ist auch hinge gangen. Zwischendrin ging sie zur Krankenstation, um nach Felix zu schauen. Sie hat gesagt ... wie hat sie es formu liert...« Michael durchsuchte hastig die Mappe. »Ja, hier«, sagte er schließlich und deutete auf ein Blatt. »Schauen Sie.« Er hielt es Nahari hin. »Felix hat ihr leid getan, weil er an so einem Tag nicht mit den anderen sein konnte. Und als die Feier draußen zu Ende war, ging sie zu ihm.«
    »Und was haben Sie dazu zu sagen?« fragte Nahari. »Vielleicht haben Sie ja auch das Gefühl, eine schwer arbeitende Frau der Arbeiterklasse schützen zu müssen, so wie unsere Florence Nightingale.«
    »Ich habe nichts dazu zu sagen«, sagte Michael und zuckte mit den Schultern. »Ich glaube ihr, und der Detektor glaubt ihr auch.«
    »Ihr habt sie dazu schon mit dem Detektor befragt?« sagte Nahari. »Alle Achtung. Was soll ich da noch sagen? Sie haben auf jede Frage eine Antwort. Sie haben sich gut gewappnet.«
    Als das Tablett mit Kaffeetassen, Saftflaschen und belegten Broten, die nach hartgekochten Eiern rochen, hereingebracht wurde, zwang Michael sich dazu, ganz ruhig zu bleiben. Du hast gar keinen Grund, nervös zu werden, dachte er. Schließlich ist er der arme Kerl mit dem Minderwertigkeitskomplex, nicht du.
    »Jeder, den wir befragt haben, hatte einen guten Grund, nicht im Speisesaal zu sein und außerdem kein Motiv.«
    »Habt ihr die Zimmer der Leute durchsucht, die nicht im Speisesaal waren?«
    »Ja, natürlich, aber das hat nichts gebracht«, sagte Michael gelassen.
    »Und gibt es nur einen Weg, um hinauszukommen?«
    »Wo? Aus dem Speisesaal?« fragte Sarit, bevor sie den letzten Bissen ihres Brötchens in den Mund steckte. »Natürlich nicht, es gibt auch noch den Hinterausgang, durch die Küche.«
    »Aber dort laufen immer die Leute herum, die Dienst haben, bevor sie das Essen rausbringen, und am Ende der Aufführung waren sie auch dort, und keiner von ihnen hat jemanden hinausgehen sehen«, sagte Beni.
    »Wer hatte an jenem Abend Dienst in der Küche?« fragte Nahari.
    Michael betrachtete den Rauch, der aus seiner Zigarette aufstieg, und nannte vier Namen.
    »Jankele?« fragte Nahari. »Ist das nicht dieser Ver rückte? Für meinen Geschmack taucht er zu oft in dieser Geschichte auf.«
    Michael nickte. »Ja, ich habe, was das betrifft, auch ein seltsames Gefühl. Aber er sagt nichts. Nicht bei mir und nicht bei jemand anderem. Auch nicht zu den Fachleuten, weder zum Psychiater noch zum Psychologen.«
    »Kein Wunder nach dem ganzen Theater mit der Exhumierung

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