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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sich allein umschauen sollen. Die anderen im Kibbuz sollen nicht gleich alle wissen, daß es um Parathion geht.«
    »Sollten Sie nicht vorher ihre Alibis nachprüfen?« fragte Nahari. Sein Blick war noch kühler als sonst.
    »Nun, das haben wir schon getan«, mischte sich Machluf Levi ein. »Das steht auf der zweiten Seite, vor den Fotos.« Er deutete auf die offene Mappe, die vor ihm lag.
    »Der Sohn war bei der Armee, und die Tochter studiert in Tel Aviv. Dworka, die Schwiegermutter, war im Speisesaal«, sagte Beni, wie ein Schüler, der seine Hausaufgaben aufsagt. »Von dort ging sie in ihr Zimmer, um sich ein bißchen hinzulegen. Die alte Frau arbeitet immer noch als Lehrerin.« Seiner Stimme war die Verwunderung anzuhören.
    »Als Lehrerin für Bibelkunde«, sagte Machluf Levi ehrfürchtig. »Sie unterrichtet die Bibel, und sie macht Arbeitskreise für Interessierte.«
    »O weh, diese Arbeitskreise der Kibbuzim«, murmelte Nahari. »Man kann also davon ausgehen, daß sie überhaupt nicht in der Krankenstation war?«
    »Nein«, bestätigte Machluf Levi. »Wir haben sie genau befragt, dort ist es mittags sehr heiß, sie hatte vor, am Nachmittag hinzugehen, ›bei ihr vorbeizuschauen‹. Lesen Sie, es steht genau da.«
    »Und der Kassenwart? Dieser Jojo mit dem Zutritt zum Giftschuppen?«
    »Er war im Sekretariat, auf den Baumwollfeldern, in der Fabrik, und die ganze Zeit mit anderen zusammen«, versicherte Machluf Levi. »Wir haben es nachgeprüft.«
    »Nun, man kann alles vorher organisieren, ich bin nicht sicher, ob man ihn ausschließen kann«, murmelte Nahari.
    »Man muß mit irgend jemandem anfangen«, sagte Beni zögernd. »Wenn es einer aus dieser Gruppe ist, dann haben wir ihn bald.«
    Michael wandte sich an Awigail. »Dich hat also noch keiner aus dem Kibbuz gesehen?«
    Sie überlegte und schüttelte den Kopf. »Nein, ich war noch nicht dort. Und Simcha Malul habe ich bei ihr zu Hause befragt, und dann noch einmal hier, nachdem sie in Aschkelon verhört worden war.«
    »Gut«, sagte Michael, »sehr gut. Ich möchte dich bitten, daß du dich auch nachts nicht sehen läßt.«
    »Warum?« fragte Awigail gekränkt. »Warum denn? Was ist passiert? Stimmt irgendwas nicht?«
    Alle schauten Nahari an, doch der schwieg. Für einen Moment trat ein Funkeln in seine kühlen Augen, erlosch aber sofort wieder, als er seine Zigarre im Aschenbecher abstreifte und amüsiert, aber fest sagte: »Vergessen Sie das gleich wieder.«
    Michael reagierte nicht. Im Zimmer wurde es still, es kam zu einem kurzen Kampf der Blicke, dann sagte Nahari, sich aufrichtend: »Das kommt nicht in Frage. Es würde zu so einem Skandal führen, daß Sie nicht mehr wissen, was Sie sagen sollen. Man wird es Ihnen auch nicht erlauben, vergessen Sie es einfach.«
    »Um was geht es hier?« fragte Beni, und Awigail senkte den Kopf und zog sich zusammen. Wieder hielt sie ihre Ellenbogen fest.
    »Er denkt daran, sie dort unterzubringen«, sagte Nahari.
    Es dauerte fast eine Minute, bis Awigail die Stille unterbrach und leise sagte: »Zuerst müßte man mich fragen, ob ich einverstanden bin, oder?«
    »Warum solltest du nicht einverstanden sein?« fragte Michael.
    »Weil ich nicht deswegen meinen Beruf als Krankenschwester an den Nagel gehängt habe und hierhergekommen bin, um dann wieder Krankenschwester zu werden«, sagte Awigail, starrte vor sich auf die Glasauflage und wischte mit dem Finger einen unsichtbaren Fleck weg.
    Nahari winkte ab. »Geben Sie sich keine Mühe, da ist nichts zu diskutieren. Das endet in einem Skandal wie Watergate, wenn Sie diesen Gedanken weiterverfolgen. Eine Polizistin in einen Kibbuz einzuschleusen, wer würde da seine Zustimmung geben?« Nach kurzem Nachdenken fügte er hinzu: »Ich bin jedenfalls nicht bereit, die Sache auf meinen Buckel zu nehmen. Von mir haben Sie in dieser Hinsicht nichts zu erwarten. Und der Polizeipräsident ...« Er beendete den Satz nicht, er lächelte. Seine Mundwinkel bewegten sich, und seine regelmäßigen, weißen Zähne waren zu sehen.
    »Aber wie?« fragte Machluf Levi mit heiserer Stimme.
    »Als Ersatz für Schwester Riki, die weggeht«, erklärte Beni. »Erinnerst du dich nicht, sie will gehen.«
    »Sie wollen sie also einsetzen?« fragte Nahari, und Michael antwortete: »Ich weiß es noch nicht, warten wir ab, wie sich die Sache entwickelt. Aber zwei Dinge sind klar: Erstens werden wir es nicht schaffen, irgend etwas herauszufinden, ohne Unterstützung von innen, und zweitens müssen wir

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