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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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»Es ist ein Zeichen ...«
    »Ein Zeichen wofür?«
    »Ein Zeichen dafür, daß ich die nächste bin, zuerst Vater, dann Gabi und dann ich.«
    Michael hielt ihre Hand, die kühl und trocken war. Er wollte sie schütteln oder umarmen, aber er unterdrückte diesen Wunsch.
    »Und Theo kommt auch noch dran. Nach mir oder vor mir«, sagte sie, als würde sie die Worte nacheinander aus speien. Plötzlich wurde ihr Gesicht fahl. Sie richtete sich auf und sagte: »Und Ido? Was wird aus Ido? Wo ist Ido?« Sie zitterte am ganzen Körper und stellte die Beine auf den Fußboden.
    »Es geht ihm gut, ich verspreche es dir, ich habe vor einer Minute mit der Kinderfrau gesprochen, es geht ihm sehr gut.«
    »Aber nach mir, was wird nach mir aus ihm. Wer wird ihn großziehen?«
    »Es wird kein nach dir geben!« sagte Michael. »Du bleibst am Leben.«
    »Bis in alle Ewigkeit«, sagte Nita, »wie wir alle.«
    »Du lebst«, sagte Michael und legte nun den Arm um sie.
    Theo ließ sich auf den Stuhl fallen und verbarg sein Gesicht in den Händen. Michael drehte sich um, denn er spürte, daß sie nicht allein im Zimmer waren. Balilati stand in der Tür und betrachtete schweigend das Geschehen. Michael sah ihn fragend an. Balilati zog sich mit einem Achselzucken zurück. Michael ging zu ihm.
    »Sie ist wach geworden«, sagte er zu Balilati. »Es wäre gut, wenn sie jetzt nach Hause gebracht werden könnte. Man sollte gleich mit ihr reden, aber ich will nicht derjenige sein, der die beiden in dieser Situation nach Hause fährt. Wirst du sie begleiten? Wirst du in Nitas Wohnung mit ihnen sprechen?«
    »Habe ich eine Wahl? « Balilati kramte in seinen Taschen, zog einen Fetzen Papier heraus und hielt die Hand ein Stück von sich weg. »Was steht hier?«. fragte er schließlich. »Wel che Uhrzeit steht hier? Meine Brille ...«
    »Halb sechs.«
    »Steht dort Israel-Museum?« fragte er laut, während er auf eine nonchalante Miene achtete.
    »Ja, hier steht auch eine Telefonnummer.«
    »Im Moment habe ich Zeit, aber später habe ich einen Termin in der Bildersache im Museum. Ich treffe mich mit einem erlesenen Experten ... Gut, vielleicht schicken wir jemand anderen ins Museum. Mal sehen. Ich brauche dort auch eine Frau, wenn ich mit den beiden fahre«, sagte er. »Ich nehme die mit der tollen Figur, wie heißt sie noch, die junge da? Dalia?«
    »Dalit.
    »Die nehme ich, und du?«
    »Ich komme auch kurz mit, aber zuerst spreche ich mit dem Manager des Orchesters, anschließend muß ich den Mann aufsuchen, der mit dem Opfer zusammengelebt hat. Inzwischen wird Zila ihn ausfindig machen«, überlegte Michael laut.
    »Welchen Mann?«
    »Nicht jetzt«, antwortete Michael zerstreut.
    »Wer wird uns die Journalisten da draußen vom Hals halten?« klagte Balilati. »Und was machen wir mit den Paparazzi vor ihrer Wohnung? Wie lange werden wir unseren Aufenthalt dort geheimhalten können?«
    »Laß Nita keine Nachrichten sehen«, warnte Michael, »auch nicht hören. Nichts.«
     
    »Ohne viel Federlesen hast du mich in die Sache hineingezogen«, sagte Balilati, als sie in der Wohnung standen, nachdem Balilati rücksichtslos einen Weg durch die Presse gebahnt hatte und die Journalistin, die vor der Wohnungs tür lauerte, beiseite geschoben hatte. (»Meine Gnädigste«, hatte Michael ihn sagen hören, »heute läuft hier gar nichts, das garantiere ich Ihnen.«) Er hatte Nita in die Wohnung geleitet, deren Gesicht er aufmerksam verdeckt gehalten hatte, und Nita hatte sich mit zittrigen Beinen auf das Sofa im Wohnzimmer fallen lassen.
    Michael, der das Baby auf dem Arm hielt, reagierte nicht. Er legte seine Wange an die Wange der Kleinen. Ihr Kopf fiel in den Nacken, als ob sie sein Gesicht aus der Entfernung überprüfen wollte. In ihren Augen schwankte die Schattierung zwischen bläulich und braun. In diesem Moment war es eine Art Metallbraun. Er streckte die Arme ein wenig von sich, damit sie sein Gesicht aus dem rechten Abstand sehen konnte, und zog die Nase kraus. Sie sah ihn ernst an und setzte plötzlich ein zufriedenes, vertrauensvolles Lächeln auf.
    »Sie ist süß«, sagte Balilati, der direkt hinter Michael stand. »Sie scheint mit dem Leben zufrieden zu sein«, sagte er, »eine, die es gut getroffen hat.«
    »Natürlich hat sie es gut getroffen«, protestierte Michael und legte erneut sein Gesicht gegen ihre Wange. »Nechama«, murmelte er in ihr Ohr, »Nechama.«
    »Ist das der Name, den du ihr gegeben hast?« staunte Balilati. »Nechama? Nach

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