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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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passiert sei.
    Michael vermied es, Details Preiszugeben. Er gab kurze, ausweichende Antworten. In Anbetracht der Hartnäckig keit Isis, Einzelheiten in Erfahrung zu bringen, rief Michael sich erneut in Erinnerung, daß jedes Alibi unter Umständen widerlegt werden konnte, daß jeder der Täter sein konnte. Seine Sympathie für einen Menschen durfte nicht darüber entscheiden, wer als Mörder in Frage kam und wer nicht. Michaels Mitgefühl war zugleich sein schwacher Punkt. Das wußte er. Es war wie eine Warnung, die er selbst aus gesprochen hatte, und die er auch von Zila, Eli und natür lich von Balilati hätte hören können.
    »Wir hatten so viele Pläne!« schluchzte Isi und ver barg erneut sein Gesicht in den Händen. Seine Stimme klang gedämpft: »Ich war sicher, daß ich als erster von uns sterben würde. Und nun muß ich ihn begraben und weiterleben.« Plötzlich nahm er die Hände vom Gesicht und sagte schroff: »Eins müssen Sie wissen: Ich weiß nicht, wer oder was, aber ich schwöre bei meinem Leben, daß Gabi sich nicht selbst umgebracht hat. Davon können Sie mit Sicherheit ausgehen!« Er schüttelte den Kopf und atmete schwer.
    »Nehmen wir einmal an, er hat es nicht selbst getan«, sagte Michael langsam, »und wir haben keinen Grund zu der Annahme, daß er sich umgebracht hat. Haben Sie eine Ahnung, wer ihn hätte ermorden können?«
    Isi kicherte heiser und schüttelte heftig den Kopf. »Niemand, niemand wollte Gabi ermorden«, sagte er aus tiefer Überzeugung und verstummte.
    »Es war kein Unfall«, entgegnete Michael. »Es war ein richtiger Mord. Geplanter Mord. Und wer ihn verübte, hat sich in diesem Moment einer großen Gefahr ausgesetzt. Wir haben keine andere Wahl, als davon auszugehen, daß einer ihn unter allen Umständen aus dem Weg räumen wollte.«
    Isi verbarg sein Gesicht erneut in den Händen, hob es nach wenigen Sekunden, zog die Nase hoch, fuhr sich übers Gesicht, glitt mit einer Hand durch sein Haar und nickte. »Wir haben keine Wahl«, wiederholte er Michaels Worte. »Aber ich habe keine Ahnung!« sagte er mit plötzlichem Eifer. »Ich kann es mir überhaupt nicht vorstellen! Kann es mit seinem Vater zusammenhängen?!« erschauderte er plötzlich.
    »Inwiefern?« Michael beugte sich nach vorne und hörte angespannt zu.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung!« behauptete Isi. »Nur scheint es logisch. Ich weiß allerdings nicht, wie beides zusammenhängen könnte.«
    »Ich werde anders herum fragen, direkter: Gibt es jemanden, der von seinem Tod profitieren könnte?«
    »Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Ich kann es nicht fassen.«
    Etwas an der Art, wie das Gespräch verlief, brachte Michael dazu, schroff zu werden: »Haben Sie einen Nutzen davon?«
    »Ich?! Einen Nutzen?!« Wieder erklang das heisere, grunzende Kichern. »Sie verstehen gar nichts«, flüsterte er und senkte den Kopf.
    »Wem gehört diese Wohnung?«
    »Was soll das heißen? Offiziell? Laut Grundbuch?«
    Michael nickte.
    »Gabi, aber wir hatten vor ... « Er sah Michael bestürzt an und lächelte bitter. Sein Gesprächston änderte sich, als er versöhnlich, aber auch ungläubig sagte: »Ist das ein Verhör?«
    Michael schwieg.
    »Sie sind dienstlich hier! Ich fasse es nicht!« staunte er. »Kann das sein, wo Sie mit Nita zusammenleben? Ist das überhaupt erlaubt ... Das heißt, verzeihen Sie, daß ich Sie frage, ist dies ein offizielles Verhör?«
    »Ein Verhör, aber kein offizielles.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ein offizielles Verhör erfolgt nach einer Vorankündigung bei mir im Büro. Das hier ist eher ein Gespräch, aber ich kann Ihnen nicht versichern, daß dieses Gespräch nicht zweckgebunden ist.«
    »Wenn das so ist«, sagte Isi und richtete sich auf, »muß ich Ihnen verschiedene Dinge mitteilen. Obwohl die Woh nung auf seinen Namen eingetragen wurde, hat er sie im mer als unser beider Zuhause angesehen. Dann die Versicherung. Gabi hat eine hohe Lebensversicherung abgeschlossen. Es war vor ... vor etwa einem Jahr. Und ich bin der Nutznießer. Auch ich habe auf seinen Wunsch hin eine solche Versicherung abgeschlossen. Nur läuft sie nicht auf ihn, und auch dies auf seinen ausdrücklichen Wunsch. Er selbst hat die Formulare für mich ausgefüllt, ich habe nur unterzeichnet. Es hatte sich ihm die Möglichkeit für einen günstigen Abschluß geboten. Sein Versicherungsagent ... aber das ist jetzt nicht wichtig. Ich habe eingewendet, daß ich erst dreiundvierzig bin, aber er hat darauf bestanden. Er

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