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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Jahren getroffen. Wie heißt er noch? Es ist ein gewisser Schatz. Er schickt mir jetzt ein Fax mit dem genauen Wortlaut ihrer Aussage. Die Kassette schickt er mit einem besonderen Kurierdienst, sie kommt morgen.«
    »Kaum zu fassen, daß jemand in der Lage ist ... daß so etwas passieren kann ...«, sagte Michael zögernd, »auf welche menschlichen Enttäuschungen man gefaßt sein muß ...« Da Balilati immer noch schwieg, fügte er hinzu: »Jeder kann sich mal irren.«
    »Das hast du gesagt«, faßte Balilati mit ausdruckslosem Ton zusammen. »Reden wir nicht mehr darüber. Du kannst mir sagen, ob es noch etwas gibt, worüber du nachdenkst. Wie war das Treffen mit der Dame in Holon?«
    »Sehr interessant«, wich Michael aus. »Nach Lage der Dinge bitte ich darum, daß ihr mir einen Durchsuchungsbefehl für die Büros im Konzertgebäude besorgt. Sowohl für das Büro des Managers als auch für das des künstlerischen Leiters. Und auch die Wohnung von Theo van Gelden müssen wir uns noch mal vornehmen. Auch die Papiere aus dem Safe des Vaters – kurzum, alles. Alle Papiere, auch die von Gabriel. Ich will alles sehen.«
    »Theos Wohnung? Vielleicht wird er wie beim letzten Mal von sich aus einverstanden sein ...«
    »Nein, darauf kann man nicht mehr bauen«, sagte Michael streng.
    »Wegen der Kanadierin?«
    »Wegen ihr und ein paar anderen Dingen. Was ist mit der zweiten Frau?«
    Balilati schmatzte laut. »Wir sind heute geheimnisvoll«, spottete er.
    »Es ist wegen dem Telefon«, entschuldigte sich Michael. »Ich werde es dir erklären, wenn ich zurück bin. Was ist mit der anderen Frau? Man muß noch mal mit ihr reden, denn ...«
    »Sie ist schon hier draußen. Sie wartet«, unterbrach Balilati. »Vielleicht irre ich mich hin und wieder, aber ich bin nicht verkalkt. Was hast du gedacht? Den Rest erfährst du von Eli, denn ich will am Telefon ...«
    Die letzten Worte Balilatis verpaßte Michael wegen der jungen Frau im schwarzen Hosenanzug, die von der Eingangshalle in die Ecke schaute, in der er stand.
    »Sie gehören sicher zu den Leuten, die mit Herrn van Gel den gekommen sind. Man hat Sie angekündigt.«
    In den Hörer sagte er nur: »Ich melde mich wieder«, und ohne den neuen Strom von Anweisungen, die Balilati zu diktieren begann, anzuhören, wandte er sich an die junge Frau. Er erwiderte ihr Lächeln, bedankte sich und lehnte einen Kaffee ab, akzeptierte ein Glas kaltes Wasser und folgte ihr in den großen Saal. Er bahnte sich einen Weg zwischen rechteckigen Tischen, die mit weißen Tischdecken und Geschirr für das Mittagessen gedeckt waren. Zwischen einem großen offenen Flügel, einem bunten Ohrensessel und einem Schemel, der am Eingang stand, stolperte er über die zerschlissene Ecke eines Teppichs mit persischem Muster, warf einen Blick auf ein paar große schwarze Hefte, die in der Nähe des offenen Flügels auf einem Kupfertablett lagen, und sah, daß es Partituren waren.
    »Ich suche Frau van Gelden«, sagte er der jungen Frau.
    »Sie ist in einem Vortrag. Herr van Gelden trägt vor, und sie ist dort.«
    Er hätte sie beinahe gefragt, ob sie sicher ist, doch er beherrschte sich und blieb neben dem Bücherregal stehen. Er befühlte alte Bände mit Schriften von Voltaire, die sich gegen einen dicken Band mit vergoldeten, gotischen Buchstaben lehnten, ein Buch über Bruckner, wie es sich herausstellte, das auf einem hebräischen Pamphlet von »Gusch Emunim«* stand. Dann bemerkte er, daß die junge Frau auf ihn wartete. Er entschuldigte sich und folgte ihr durch einen Nebeneingang des Gebäudes. Sie kamen an leeren Büroräu men vorbei, in einem der Büros surrten gelangweilte Fliegen über einem Marmeladenschälchen. Dann schlugen sie die Richtung ein, in die Juwal verschwunden war.
    Auf einem weißen Plastikstuhl, auf einer gelben, verwahrlosten Rasenfläche, neben dem gewundenen Ast eines gräulichen Olivenbaums, in der Nähe eines Eisenbettes, das jemand scheinbar hier entsorgt hatte, saß Eli Bachar. Hin ter seinem Rücken war eine winzige Veranda zu sehen, die zu einer Treppe führte. Von dort waren die Klänge eines Klaviers und eines großen Chors zu hören. Die junge Frau in dem schwarzen Hosenanzug lächelte freundlich, fragte, ob man die Herren von nun an sich selbst überlassen könne, bemerkte nochmals, daß man sie angekündigt und für das Mittagessen eingeplant habe. Es wäre gut, wenn sie ein paar Minuten warten könnten oder nacheinander den Saal betreten könnten, um nicht zu

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