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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Erfahrung, aber er ist wenigstens kein Psychopath. Er heißt Ja'ir. Zila hat mit ihm am Fall Arbeli gearbeitet. Sie haben das ganze Team ganz ausgetauscht, und sie haben ihn zu uns geschickt, auf Zilas Empfehlung. Er hat nicht viel Erfahrung«, erinnerte er erneut, »aber er ist wenigstens kein notorischer Lügner, er spricht kaum ein Wort.«
    »Ich habe gehört, daß auch die Kanadierin reine Erfindung war«, sagte Michael.
    »Hättest du das gedacht?!« Eli richtete sich auf dem Plastikstuhl auf und drehte ihm seinen Oberkörper zu. »Als ich es heute morgen erwähnt habe, habe ich doch selbst nicht daran geglaubt. Aber als ich zurückkam, hatte Balilati schon unseren Mann in New York am Apparat. Sie hatte gar keinen Kontakt zu ihm aufgenommen!«
    »Wer?«
    »Dalit, mit dem Mann in New York, sie hatte ihn gar nicht angerufen. Verstehst du das?!«
    »Willst du die Wahrheit hören? Nein, ich verstehe es nicht«, sagte Michael nachdenklich. Zerstreut horchte er auf die Chormusik, die aus dem Gebäude drang. Ein ande rer Teil von ihm konzentrierte sich auf die Zeichen des Verfalls auf der gegenüberliegenden Mauer, von der die Farbe abblätterte. Die Sonne streute graugelbe Flecken auf das Gras, das hoch und gelb war.
    »Man könnte von krankhaft sprechen, aber das erklärt nichts. Man hat nicht für alles eine Erklärung, und man muß auch nicht jedes Phänomen auf dieser Welt verstehen«, rief er auch sich selbst in Erinnerung. »Es gibt eine Grenze.«
    »Und auch der Schlüssel. Sie hat mit diesem Isi gar nicht gesprochen, und es gibt auch keinen Schlüssel«, sagte Eli. »Er wußte nichts von einem Schlüssel zu Herzls Wohnung. Es hat mich ganz verrückt gemacht, aber eine gute Sache ist dabei herausgekommen.«
    »Ja? Was denn?«
    »Balilati. Er ist ein bißchen runter von seinem Ego-Trip. Er ist sich nicht mehr so sicher, daß er der King ist. Und Schorer, der noch geblieben ist, als du schon weg warst, hat mich hierher geschickt. Er hat sie sofort vom Dienst suspendiert, ohne viel Theater. Er hat irgend etwas gesagt, was sie dazu brachte, in fünf Minuten das Weite zu suchen.«
    »Was? Wird man sie unbehelligt davonkommen lassen?« sagte Michael.
    »Ich habe keine Ahnung, das ist auch nicht mehr unsere Sache«, sagte Eli Bachar und schloß die Augen vor der Sonne. »Sie haben sie zu Elro'i geschickt. Immer zuerst zum Therapeuten ... Aber sicherlich wird sie zur Rechenschaft gezogen werden. Sie dürfte erledigt sein. Die Details spielen keine Rolle mehr. Ich dachte, vielleicht war sie scharf auf Theo. Vielleicht hat sie deshalb ... Aber wenn es so ist, ist es nicht einleuchtend, wieso sie Herzl ausfindig gemacht hat und solche Sachen. Nicht nur, daß sie übergeschnappt ist, eine Psychopathin. Dieser Wahn hatte nicht einmal System.«
    »Er hatte System. Der pure Wunsch, erfolgreich zu sein. Und zu sabotieren, egal, was. Auf der einen Seite, Macht zu erlangen und Anerkennung, auf der anderen Seite, alles und sich selbst zu zerstören und sogar bestraft zu werden, denn sie hat sich gar nicht die Mühe gemacht, etwas zu vertuschen. Was hat er über die Kanadierin gesagt?«
    »Wer? Theo? Ich habe kein Wort mit ihm darüber gesprochen. Er glaubt noch, sein Alibi wäre stichhaltig«, sagte Eli zufrieden. »Ich überlasse es dir. Wir sind ja den ganzen Tag mit ihm zusammen. Es brennt uns nicht unter den Nägeln. Er wird uns nicht abhauen. Wir können ihn nach diesem Tag ganz einfach verhaften.«
    »Dafür reicht es nicht. Noch nicht. Als erstes ist da noch eine Frau. Zweitens, wir haben noch kein Motiv. Es ist nicht klar, warum, selbst wenn man sagen würde, es ist wegen der Erbschaft, warum ausgerechnet er und warum gerade jetzt. Ich ziehe eine eindeutigere Sachlage vor.«
    Eli Bachar verzog das Gesicht. »In diesen Dingen war ich noch nie mit dir einer Meinung«, warf er ein. »Immer kommt der Moment, an dem du es zu lange hinauszögerst. Ich sage es dir jedesmal. Kannst du ihn nicht verhaften und wieder freilassen, falls wir uns geirrt haben?«
    »Und ich erkläre dir immer wieder, daß wir auch etwas zu gewinnen haben, wenn wir ihn in dieser Phase nicht verhaften. Denn er hat noch Vertrauen in uns, und ich habe noch nicht genug von ihm erfahren«, behauptete Michael. »Es gibt noch eine Menge Ungereimtheiten. Wir wissen nicht einmal, woher die Saite stammte ...«
    »Es gibt Dinge, die sich nicht lösen lassen«, sagte Eli Bachar philosophisch. »Manche Spuren, die man verfolgt, führen nach nirgendwo und rauben einem

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