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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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»Woher soll einer das wissen?« seufzte er schließlich. »Sie schien kern gesund. Ich habe keine Ahnung, was sie jetzt mit ihr machen werden«, faßte er zusammen und näherte sich der Tür, wobei seine Hände tief in seinen Hosentaschen steckten.
     
    Das Gespräch mit Isi Maschiach dauerte länger als erwar tet. Obwohl es auf keinen Fall so detailliert war, wie er es sich vorgestellt hatte, als er sich dachte, daß Isi Maschiach für den Wunsch nach Nähe und Vertrauen alles preisgeben würde, was er wußte.
    Michael ignorierte die leidende Miene, die völlige Erschlaffung der Glieder und die offene Angst, die aus seinen Augen schien. Ungeduldig begann er mit der Frage: »Worüber wollten Sie mit mir sprechen?«
    »Es gibt etwas, das ich Ihnen verheimlicht habe«, beichtete Isi Maschiach.
    »Was ist es?«
    »Sie wissen längst, daß Gabi und ich in den letzten ein, zwei Monaten in einer Art ... Nun, wir hatten Schwierigkeiten. Dieser Beamte«, er nickte mit dem Kopf in Richtung Flur, »sagte mir, daß der Lügendetektor ergeben hat, daß meine Antworten nicht in Ordnung waren.«
    »Sie waren durchaus in Ordnung«, sagte Michael, »aber es gibt da ein paar unklare Stellen.«
    Isi Maschiach seufzte. »Vor einiger Zeit ... vielleicht vor zwei Monaten, spürte ich, daß Gabi mit etwas beschäftigt war.«
    »Was soll das heißen?« fragte Michael gespannt.
    »Das heißt, ich spürte, daß er nicht richtig bei mir war. Daß sein Kopf ... daß sein Herz ... daß er in irgendeine Sache vertieft war, an der er mich nicht teilhaben ließ.«
    »Haben Sie mit ihm darüber gesprochen?«
    »Natürlich habe ich darüber gesprochen. Und wie. Häufig! Ich habe gebettelt, gefragt, ich habe ihm gesagt: ›Wenn es um eine Kleinigkeit geht, warum machst du es mir dann nicht leichter? Und wenn es etwas Bedeutungsvolles ist, warum läßt du mich dann nicht teilhaben?‹«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Er hat es abgestritten. Er sagte, vielleicht sei es der Streß mit seinem geplanten Orchester. Aber ich hatte ein ungutes Gefühl. Und vor zirka zwei Monaten ist er nach Europa gefahren und wollte nicht, daß ich ihn begleite. Ich hatte so sehr auf diese Reise gebaut.« Er verbarg sein Gesicht in den Händen.
    Michael klopfte ungeduldig mit dem Bleistift auf die Tischkante. Schweigend zwang er sich zur Geduld. Isi Maschiach entblößte wieder sein Gesicht. Michael war erleichtert, als er sah, daß es trocken war.
    »Seit Passah hatten wir davon gesprochen, wie wir zusammen reisen würden, und am Ende stellte es sich heraus, daß er allein fuhr. Zweimal! Er war nicht einmal bereit, mir zu sagen, warum!«
    Geraume Zeit verging mit der Schilderung des Kummers, den Isi Maschiach darüber empfunden hatte. (»Ich hatte gerade verschiedene Probleme bei der Arbeit, bin verunsichert, und jedes Jahr im Frühling bekomme ich eine Depression.« Und: »Genau zu dieser Zeit habe ich ihn besonders gebraucht, und ich sagte ihm: ›Ich brauche dich. Ich hätte dich gebraucht. ‹ Aber es hat ihn nur nervös gemacht.«) Dann gestand er, daß er eifersüchtig gewesen war. »Ich dachte, er hätte einen anderen«, meinte er schließlich.
    Michael zündete sich eine Zigarette an. »Und was haben Sie getan, als Ihnen dieser Gedanke kam?«
    »Ich begann, in seinen Papieren zu schnüffeln, ihn zu ver folgen und zu kontrollieren«, errötete Isi Maschiach. »Ich weiß, daß es schrecklich klingt. Ich weiß es, aber ich war so verzweifelt!«
    »Wie genau haben Sie ihn verfolgt?« fragte Michael, zü gelte seine Atemzüge und bemühte sich, gleichgültig zu klin gen. »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Ich habe seinen Kalender studiert, seine Briefe, ich öffnete seine Post«, flüsterte Isi Maschiach. »Und am Ende bin ich eigens nach Holland gefahren, um zu sehen, mit wem ... Ich dachte, er hätte jemanden in Delft.«
    »Warum in Delft?«
    »Von dort sind zwei Briefe gekommen, in denen stand ... « Er wurde still.
    »Und, hatte er jemanden?«
    »Es war nicht so, wie ich dachte«, stöhnte Isi Maschiach. »Ich war mir so sicher, beinahe sicher, ich hatte solche Angst. Es kamen Telefonate aus Delft. Zwei. Und ein Fax. Und in dem Kalender stand ein Name mit Telefonnummer.«
    »Was haben Sie mit dem Kalender gemacht?«
    »Ich habe ihn bei mir aufbewahrt«, gestand Isi Maschiach. »Ich habe ihn versteckt zwischen den Papieren an meinem Arbeitsplatz, und er dachte, er hätte ihn verloren. Aber ich hatte kein anderes Mittel, um es zu überprüfen. Ich mußte ... ich

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