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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sollte ich ihn mit meinen Angsten belästigen? Ich war nicht einmal mit ihm zusammen in diesen Tagen. Ich kam erst in der Mitte der Trauerwoche.«
    »Dann hatten Sie gar keine Konferenz?«
    »Es gab natürlich eine Konferenz. Sie haben es doch über prüft ... Ich mußte der Frau alle Papiere bringen ...«
    »Welcher Frau?«
    »Dieser blonden mit dem kurzen Haar. Ich gab ihr alle Papiere, nachdem ... einen Tag nachdem ich Ihnen den Paß brachte. Vor der Reise in die Niederlande hatte ich eine Konferenz in Europa. Aber in die Niederlande bin ich nur wegen Gabi gefahren. Ich habe ihn aus Paris angerufen und ihm gesagt, daß ich eine kleine Reise mache, um auszuspannen. Einzelheiten über das Ziel meiner Reise habe ich verschleiert. Denn ich hatte Angst, ihm die Wahrheit zu sagen und auch ... ich wollte ihn ein wenig unter Druck setzen«, gestand er verlegen »Ich wußte nicht, daß sein Vater in diesen Tagen«, wieder verbarg er sein Gesicht in seinen Händen.
    »Und wie hat er auf dieses Verschleiern reagiert? War er auch so eifersüchtig?«
    »Das war der Punkt«, seufzte Isi Maschiach. »Er war nicht eifersüchtig. Es war reine Verschwendung zu versuchen, ihn eifersüchtig zu machen. Ich hatte ihm schon lange vorher einmal gesagt, daß er es sich nicht erlaubte, eifersüchtig zu sein, daß er sich davor schützte, wegen seiner Angst vor dem Schmerz. Aber er hat nur darüber gelacht. Er hatte irgendeine Sicherheit, die ich nie hatte. Er lachte mich aus und sagte: ›Ich fühle mich vollkommen sicher, daß niemand dir sein kann, was ich für dich bin.‹ Das waren seine Worte. Und er sagte auch: ›Und wenn doch – wenn du jemanden findest, der dir mehr bedeutet als ich, ist das ein Zeichen, daß es so sein mußte.‹ Ich habe ihn sehr um diese Stärke beneidet. Ich fühlte mich bei dieser Sache so schwach und verletzlich neben ihm. Ich konnte diese Sicherheit nicht in mir erzwingen oder durch Entscheidung herbeirufen. Aber heute denke ich, daß es ein Schutz war. Daß er sich nicht erlaubt hat, mich so zu lieben, wie ich ihn geliebt habe. Das denke ich.«
    »In Ihren Augen ist Eifersucht ein Zeichen von Liebe«, faßte Michael zusammen. »Denken Sie das wirklich?«
    Isi Maschiach nickte nach einem gewissen Zögern und sagte: »Sehen Sie, ich will es nicht so einfach sehen. Ich ver stehe, daß meine Ängste nicht unweigerlich mit Liebe im Zu sammenhang stehen. Meine Verletzlichkeit hängt mit mir zusammen. Besitzansprüche haben nicht unbedingt etwas mit Liebe zu tun. Aber es sind ja menschliche Gefühle. Sie gehören beinahe zur Natur des Menschen, und sie hängen mit einer tiefen Beziehung zwischen Menschen zusammen. Wenn das nicht so wäre, warum hätte man dann überhaupt Angst?«
    Michael schwieg.
    »Diese Rationalität von Gabi hat mich nie überzeugt. Seine Macht über mich, als ob er ... Als ob er wirklich wußte, daß er für mich ...«
    »Haben Sie ihn gehaßt, als Sie in die Niederlande gefahren sind?«
    Isi Maschiach sah ihn erschrocken an. »Wieso gehaßt, wie konnte ich ihn hassen? Ich hatte Angst. Ich sagte Ihnen bereits, daß ich Angst hatte, er würde mich verlassen. Daß er einen anderen hatte. Wissen Sie«, sagte er in einem Ton der Erkenntnis, »vielleicht habe ich ihn auch gehaßt. Ja, anscheinend habe ich ihn auch gehaßt. Auf jeden Fall habe ich furchtbar gelitten.«
    »Und nachdem Sie Hans van Gulik getroffen hatten?«
    »In gewisser Hinsicht war ich beruhigt. Aber nicht völlig«, gestand Isi Maschiach, »denn ich dachte, vielleicht ist er über diesen Hans mit jemand anderem in Kontakt gekommen. Und da war auch noch dieser Name ›Johann‹. Und in der Nacht, als ich nicht einschlafen konnte, dachte ich, vielleicht haben sie in einer anderen Sache miteinander zu tun. In irgendeiner wichtigen Angelegenheit. So wichtig, daß er ihn zweimal aufsuchte und mir nichts davon sagte. Und plötzlich war ich furchtbar sauer, daß er mich nicht mit einbezog. Ich wußte nicht, was ... Aber später wurde dann Felix umgebracht und dann ...«
    »Hatten Sie keine Ahnung, was ihn so beschäftigte?«
    »Ich wünschte, ich hätte es gewußt. Das hätte mich damals sicherlich beruhigt.«
    »Sagen Sie mir«, Michael ließ den Bleistift von einer Hand in die andere gleiten, »wieviel könnte die alte Handschrift eines Musikstücks wert sein?«
    »Eine bedeutende?«
    »Nehmen wir an, eine bedeutende.«
    »Es kommt darauf an, wie alt sie ist. Eine richtige Antiquität?«
    »Sagen wir eine Handschrift aus dem

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